Der Meridiankreis

Meridiankreis (Foto: Volker Witt)

Meridiankreis
(Foto: Volker Witt)

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wissen Astronomen nur wenig über die Natur von Sternen und Planeten, sie können aber deren Orte am Himmel messen. Die Geräte dafür werden über die Jahrtausende immer genauer und der schöne Innsbrucker Meridiankreis mit einem Linsendurchmesser von 10,8cm und einer Brennweite von 115cm stellt einen handwerklichen Höhepunkt dieser Technik dar. Er wird etwa 1860 von der Wiener Firma Starke gebaut und steht bis zur Übersiedlung nach Innsbruck in der Wiener Privatsternwarte des Vaters von Oppolzer, der selbst ein bekannter Astronom war.

Astronomische Instrumente werden bereits in der Antike – in sehr viel einfacherer Bauart – verwendet. Der Grund dafür ist, dass die Beobachtung von Himmelsereignissen nötig ist, um Kalender zu erstellen und diese sind – gleich ob bei den Mayas, Ägyptern oder Babyloniern – eine Grundlage jeder Hochkultur. Bereits im dritten Jahrtausend vor Christus führen die Ägypter einen 365-Tage-Kalender ein und die Babylonier die Sieben-Tage-Woche.

Der Meridiankreis funktioniert nun folgendermaßen: Wir warten, bis der Stern, dessen genauen Ort wir messen möchten, in seiner südlichsten Position – also im Meridian – durch das Fadenkreuz des Instrumentes wandert, und notieren die genaue Zeit, wann das passiert. Aus dieser Zeit und aus den Koordinaten des Aufstellungsortes des Meridiankreises kann nun die horizontale Position des Sternes berechnet werden. Die vertikale Position kann mit einer der vier Messlupen direkt an der im Messingkreis eingravierten Skala abgelesen werden.

Mit solchen Instrumenten lässt sich aber noch mehr machen: Wenn wir den Ort des Sternes kennen, der sich gerade exakt in seiner südlichsten Position befindet, lässt sich daraus und aus dem bekannten Aufstellungsort des Meridiankreises die genaue Uhrzeit berechnen. Diese am Meridiankreis gemessenen exakten Uhrzeiten wurden in den 1910er Jahren im Rahmen eines sogenannten Zeitdienstes an verschiedene Empfänger in ganz Innsbruck weitergeleitet.

Astronomen sind über Jahrtausende also nicht nur die Hüter des Kalenders, sondern auch der genauen Zeitbestimmung.

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