Publikationen und Öffentlichkeitspräsenz

Silberpfad am Kristberg


Die Montafoner Bergbaugeschichte und deren moderne wissenschaftliche Erforschung werden am Forschungslehrpfad „Silberpfad“ am Kristberg erlebbar. Der Lehrpfad richtet sich speziell an Familien und interessierte Gruppen. Auf dem 2,5 km langen Silberpfad können Kinder und Erwachsene an 12 interaktiven Stationen die Methoden der Bergbauforschung ergründen. Am Ende des Weges bei der Knappenkapelle wartet zudem die „Silberspielwelt“ als zusätzliche Attraktion auf Kinder.

Grundidee & Konzept

Einleitung – Wie alles begonnen hat

Der Silberpfad ist ein Wissenschaftskommunikationsprojekt, das durch enge Zusammenarbeit der Kristbergbahn GmbH, der Gemeinde Silbertal, des Panoramagasthofes Kristberg und des FZ HiMAT entstanden ist. Als alle Beteiligten im Herbst 2008 erstmals die Idee eines Lehrpfades diskutieren, ist schnell klar, dass kein traditioneller Lehrpfad zum Thema Bergbau entstehen soll, denn vergleichbare Angebote existieren bereits in der Region. Vielmehr soll der Lehrpfad die moderne interdisziplinäre Erforschung des Bergbaus vergangener Zeiten zum Thema haben. Die jahrelangen Arbeiten des FZ HiMAT im Montafon sichtbar zu machen, sowie die Ergänzung anderer, bergbauspezifischer Angebote in der Region durch den Silberpfad sind erklärte Ziele. Die Interaktivität aller Elemente des Lehrpfades steht im Vordergrund, zudem fordert der Lehrpfad Besucherinnen und Besucher auf, durch Mitmachen und Probieren die Grundidee der entsprechenden Forschungsmethode zu erfassen.

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Interdisziplinäre Forschung – Das Grundprinzip für den Silberpfad

Der Bergbau im Ostalpenraum ist ein durchaus relevantes Forschungsthema – auch wenn rezent hier kein Bergbau mehr stattfindet. Der prähistorische und historische Bergbau trägt wesentlich zur Besiedelung der Alpen bei. Bereits vor Jahrhunderten und Jahrtausenden hat er weitreichenden Einfluss auf die Entwicklung von Umwelt, Gesellschaft, Kultur und Technologie. Die Ostalpen sind als Montanlandschaft als eine Reihe größerer und kleinerer Reviere zu betrachten, deren Bedeutung mit der Zeit variiert. Diese Montanlandschaft ist keineswegs isoliert, ein Transfer von Rohstoffen, Produkten und Personal mit anderen Regionen findet statt.

Neben der reinen Rekonstruktion des prähistorischen und historischen Bergbaus – eine für sich schon interessante Aufgabe – sind die Ziele der modernen Bergbauforschung um einiges weiter gesteckt. Hier geht es darum, Prozesse, Mechanismen und Strukturen zu erkennen, Entwicklungen in räumlicher und zeitlicher Ebene nachzuvollziehen, sowie Muster zu erkennen, die unter Umständen eine Übertragbarkeit zwischen verschiedenen zeitlichen Perioden oder auch zu anderen Bergbauregionen zulassen.

Dieser Ansatz ist nur durch einen interdisziplinären Forschungsansatz zu erreichen. Hierbei arbeiten Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam an übergreifenden Fragestellungen, die die einzelnen Disziplinen für sich genommen nicht beantworten könnten. Dadurch ergibt sich ein synergistischer Effekt; das Ergebnis eines solchen Ansatzes ist deutlich mehr als die Summe der einzelnen Ergebnisse der beteiligten Fachrichtungen alleine.

Dieser Ansatz wird im FZ HiMAT verfolgt (siehe auch Oeggl et al., 2008) und soll auch im „Silberpfad“ umgesetzt werden. Jede Station vermittelt eine Forschungsmethode, und erklärt, wie Forscherinnen und Forscher der jeweiligen Fachdisziplin zu ihren Erkenntnissen kommen. Dazu steht am Anfang des Lehrpfades die „Gestern/Heute“-Tafel. Sie zeigt zum einen ein Bild des Montafon, wie es heute ist, zum anderen eines, wie sich die Wissenschaft das Montafon zu Zeiten des aktiven Bergbaus „vorstellt“. Im Anschluss der einzelnen Stationen wird erklärt, wie die Wissenschaft mit Hilfe verschiedener Disziplinen, einzelne Aspekte dieser Montanlandschaft rekonstruieren kann. Am Ende des Lehrpfades steht für Besucherinnen und Besucher die Erkenntnis, dass dieses Bild nicht auf einer „Vorstellung“ beruht, sondern durch das Zusammentragen und Zusammenfügen von überprüfbaren wissenschaftlichen Ergebnissen und Erkenntnissen zusammensetzt und sich stetig weiterentwickelt. Die beteiligten Wissenschaftsdisziplinen decken dabei ein weites Spektrum ab und reichen von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften bis hin zu Ingenieurwissenschaften.

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Konzeptueller Hintergrund – Erleben und Erfahren durch eigene Beteiligung

Das Humbold´sche Ideal, das davon ausgeht, dass das autonome Individuum Selbständigkeit und Mündigkeit nur durch den Gebrauch seiner Vernunft erreicht, beeinflusst nicht nur unsere westlich-zivilisierte Vorstellung von Bildung sondern gibt auch Bildungsziele vor, die es aus gesellschaftlicher Sicht zu erreichen gilt (Benner 2003). Eines davon ist das Ziel, lebenslang Lernen zu können und auch zu wollen. Bildungsangebote und Bildungsinitiativen, die auf unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen entwickelt und diskutiert werden, sollen Menschen dazu motivieren, sich bis ins hohe Alter mit neuen Wissensinhalten auseinander zu setzen (Field 2003). Selbstbestimmtem und eigenverantwortlichem Lernen in außerschulischen Bildungseinrichtungen wie Museen, Aquarien, Zoos oder Lernangeboten im Freiland wird deshalb immer mehr Bedeutung beigemessen (Dillon 2007). Diese Lernangebote als Freizeitgestaltung erfreuen sich immer größere Beliebtheit. Unterhaltsame Angebote mit entsprechenden Wissensinhalten motivieren Besucherinnen und Besucher sich mit einem Thema auseinandersetzen zu wollen.

Mit der Veröffentlichung der PISA-Studien weisen Bildungswissenschaftlerinnen und Bildungswissenschaftler auf ein weiteres aktuelles Bildungsziel hin und betonen, wie wichtig es ist, nicht nur aktuelles Forschungswissen öffentlich bekannt zu machen, sondern auch zu erklären, wie dieses Wissen entsteht (OECD 2003). Die charakteristischen Eigenschaften von forschungsgeleiteten Erkenntnisprozessen zu verstehen und auch erkennen zu können, dass Wissen nicht unveränderbar, sondern ständig in Bewegung ist, sind nur zwei Aspekte, die unter dem Begriff „Understanding the Nature of Science“ zusammengefasst werden (Lederman 2008). Im Hinblick auf den Erwerb einer wissenschaftlichen Grundbildung (Scientific Literacy), die jedes Mitglied unserer Bildungsgesellschaft erreichen soll, spielt dieses Verständnis eine zentrale Rolle. Nicht das Wissen allein, sondern das Verständnis dafür, wie Wissen entsteht, befähigt den Menschen dazu, neue Erkenntnisse entsprechend einzuordnen und autonom und mündig handeln zu können (OECD 2003).

Der HiMAT Forschungslehrpfad am Kristberg im Silbertal (Silberpfad) versucht Akzente zu setzen und Bergbauforschung mit ihren Methoden und Fragestellungen ins Zentrum des Vermittlungsangebotes zu rücken. Durch seine, in Europa wohl einzigartige Konzeption und Umsetzung, wird der Lehrpfad den oben genannten Bildungszielen gerecht. Ein Freizeitangebot wird geschaffen, das zum Lernen motiviert und zugleich den Blick auf Wissenschaft als Erkenntnisprozess richtet.

Alle Stationen verfügen über interaktive Elemente. Das bedeutet, dass Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben, selbst an der Station durch Ausprobieren das Grundprinzip der vorgestellten Forschungsmethode zu ergründen. Texte und Bilder an den Stationen verstehen sich als Ergänzungen zu den interaktiven Elementen. An jeder Station befindet sich eine Handlungsanweisung (in einer Sprechblase aufgedruckt), die eine Aufforderung zur aktiven Auseinandersetzung mit den Stationen anregen soll.

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Weg & Zeit – Wichtige Rahmenbedingungen für Besucherinnen und Besucher

Die Streckenlänge des Silberpfades beträgt ca. 2.600 m (Abb. 1). Der Höhenunterschied zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt der Strecke beträgt ca. 90 Höhenmeter. Vom Ausgangspunkt an der Bergstation der Kristbergbahn verläuft der Weg entgegen dem Uhrzeigersinn gegangen zunächst ohne große Höhenunterschiede bis zur Station „Feiner Staub“, steigt von dort mit verschieden starken Steigungen bis zum Kristbergsattel an, verläuft dann wieder ohne größere Höhenunterschiede bis zur Station „An was ich mich erinnern kann“, und führt von dort bergab bis zum Panoramagasthof Kristberg (bzw. Silberspielwelt). Der gesamte Lehrpfad ist ausreichend breit, um mit Kinderwagen begangen zu werden. Die Stationen folgen keiner logisch aufeinander aufbauenden Reihenfolge, der Weg kann auch in der anderen Richtung (im Uhrzeigersinn) gegangen werden.

 

Uebersichtskarte

 

Wie viel Zeit der Silberpfad beansprucht, hängt im Wesentlichen davon ab, mit welchem Maß an Interesse an den Stationen verweilt wird, und wie groß eine Besuchergruppe ist. Für eine vierköpfige Familie, bei der jedes Familienmitglied an den Stationen die interaktiven Elemente benutzt und die Erwachsenen zusätzlich die Texte auf der Informationstafel lesen, kann als Anhaltspunkt eine Dauer von etwa 1,5 Stunden für den gesamten Lehrpfad angenommen werden.

Grundsätzlich ist der Silberpfad ganzjährig begehbar, in den Wintermonaten wird bei Schneelage der Weg nicht geräumt.

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