Qualifizierungsarbeiten
Prähistorische Steingeräte aus dem Montanrevier Schwaz-Brixlegg
Diplomant: Roman Lamprecht
In den letzten Jahren hat die Zahl der Steingeräte aus dem Raum Schwaz-Brixlegg aufgrund intensiver archäologischer Feldforschung stets zugenommen. Bei Grabungen und Prospektionen im Zeitraum von 2015 bis 2018 wurden etliche neue Steingeräte gefunden, die auf eine intensive prähistorische Bergbautätigkeit im Tiroler Unterland zurückzuführen sind. Dieses Material bietet die Grundlage für eine Masterarbeit, die im Wintersemester 2016/17 begonnen worden ist. Eine erste Aufgabe stellt dabei die Inventarisierung und Digitalisierung des Fundmaterials dar. Bei der Dokumentation der Steingeräte wurde auf neue Methoden wie z. B. 3D-Aufnahmen und RTI (Reflectance Transformation Imaging) zurückgegriffen (Abb. 1). Dabei kann meistens gut zwischen verschiedenen Formen und Typen unterschieden werden. Das Fundmaterial setzt sich Großteils aus Schlägeln und deren Fragmenten zusammen, die wiederum in Typen unterteilt werden können. So unterscheidet man z. B. zwischen Rillen- und Kerbschlägeln (Abb. 2). Weniger oft zu finden sind Läufersteine sowie Reib- und Pochsteine. Zudem treten auch noch kleinere Geräte wie Hammer- und Schleifsteine auf.
Abb. 1: Unterseite eines Läufersteins mit linearen Abnutzungsspuren unter normaler Beleuchtung (oben) und das Ergebnis der RTI-Aufnahme (unten).
(Copyright Roman Lamprecht)
Abb. 2: Rillenschlägel (oben) und Kerbschlägel (unten) aus Eklogit.
Copyright Roman Lamprecht
Offensichtlich wurde bei der Wahl des Gesteins auf den späteren Verwendungszweck Rücksicht genommen. Dies zeigt sich eindeutig bei den Rillen- und Kerbschlägeln, die alle aus relativ hartem Gestein bestehen und dadurch eine längere Nutzung ermöglichten (Abb. 3). Petrologische Aspekte spielen daher in der entstehenden Arbeit eine bedeutende Rolle.

Zudem werden Fragestellungen zur Herstellungstechnik und der Verwendungsart verschiedener Gerätetypen miteinbezogen (Abb. 4). Ein grundlegendes Problem besteht in der Benennung von Steingeräten, weshalb diesem Teilbereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird und letztendlich Lösungsvorschläge angeboten werden.
Statistische Auswertungen und Fundverteilungen sind besonders interessant, weil man anhand ihrer Interpretation Rückschlüsse auf den Verwendungszweck eines Typs ziehen kann. Anhand von ausgewählten Beispielen wird somit ein Beitrag zum Verständnis von Erzaufbereitungsprozessen geliefert. Das Material wird zudem in einen größeren Kontext gestellt. So liefert der Vergleich mit anderen alpinen Montanrevieren und darüber hinaus wichtige Impulse.
Abb. 4: Rekonstruktionsvorschläge verschiedener Gerätetypen mit unterschiedlichen Schäften.
(Copyright Roman Lamprecht)