Innsbrucker Toller-Forschungsstelle

Projektbeschreibung


Studienausgabe


Neuedition der Werke Ernst Tollers

Ernst Toller, geb. 1893, gilt als einer der wenigen international bedeutenden Dramatiker deutscher Sprache. Er war zunächst, neben Bertolt Brecht und Ödön von Horváth, der einflussreichste Dramatiker in der Zeit der Weimarer Republik, geriet dann aber nach seinem Selbstmord 1939 in Vergessenheit, eine Entwicklung, die durch die Politik der ‚Säuberung’ der Literatur durch die NS-Regierung schon lange vorher eingeleitet worden war und auch, aus verschiedenen Gründen, nach 1945 andauerte. Die in den 1970er Jahren erschienene, von Wolfgang Frühwald und John M. Spalek herausgegebene fünfbändige Werkausgabe im Münchner Carl-Hanser-Verlag machte die verstreut veröffentlichten, in der Mehrzahl nicht mehr neu aufgelegten Texte wieder und besser zugänglich. Sie dokumentierte zugleich den Wissensstand der Toller-Forschung ihrer Zeit. Basis für diese Ausgabe und Ausgangspunkt für jede seriöse Forschung zu Toller ist Spaleks 919 Seiten umfassende Bibliographie „Ernst Toller and his Critics“ von 1973.

Seither sind aber weitere Fassungen und zahlreiche in der Ausgabe nicht vorhandene Texte wieder oder neu entdeckt worden, so dass z.B. die in der Hanser-Ausgabe vorzufindende Textgestalt des berühmten Stücks „Hoppla, wir leben!“ von 1927 stark angezweifelt werden kann. Eine deutlich erweiterte und revidierte, kritische Studienausgabe wird daher angestrebt. Sie soll der literarhistorischen, aber auch der historischen Bedeutung Tollers Rechnung tragen, denn Toller ist ein Autor, der durch seine Bezüge zur Zeitgeschichte deutlich wahrnehmbar über die Literatur hinaus gewirkt hat. Toller gehört zu jenen Autoren, bei denen Leben, Zeitgeschichte und Werk sich gegenseitig erhellen, insofern wird eine neue Ausgabe auch für andere Wissenschaften von großem Nutzen sein. Die neue Ausgabe strebt daher auch keine Selektion nach kanonisierten oder, aus möglicherweise anzulegenden literarästhetischen Maßstäben, nicht kanonisierbaren Werken an, im Gegenteil – der ganze Toller soll präsentiert werden, so gründlich und umfassend, wie es der heutige Stand der Toller-Forschung erlaubt. Die neue Ausgabe soll zwar eine Studienausgabe sein, aber sie soll sich nach ‚oben’ orientieren, also an den Ansprüchen, die an eine historisch-kritische Ausgabe zu stellen sind.

 

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