Witiko

H99


[andere, "und ich werde gleich sorgen."] Mann.

Er ging nach diesen Worten zu der Thür der Stube, und rief hinaus: "Lucia! Lucia!"

Eine Magd kam herein, welche in einen kurzen dunkeln und faltigen Rok gekleidet war, eine weiße Schürze und [um die Schultern] ein weißes Tuch um das Haupt hatte. Sie fragte nach dem Begehren des alten Mannes.

"Der Sohn der Herrin dieses Hauses wird im Winter und im Sommer und vielleicht noch länger hier bleiben," sagte er, "du mußt ihm [Speise] ein Essen bereiten, mußt in den Ofen neues Holz legen, und mußt das Haus in den gehörigen Stand sezen."

"Ich werde sogleich heizen," sagte das Mädchen, "werde [Speisen bereiten,] Speisen auf den Herd sezen, und wenn die Dinge ins Sieden kommen, werde ich zu Dorotheens Agathe gehen, daß sie mir mit ihrer Schwester bei dem Ordnen des Hauses hilft."

"Thue so," sagte der alte Mann, und die Magd verließ das Zimmer.

["Ich habe das Haus gleich gefunden," sagte Witiko, "und bin auf dasselbe zugeritten, ohne jemanden zu fragen."

"Es ist sehr leicht zu finden," antwortete der alte Mann, "wenn man weiß, daß es außerhalb der andern liegt. Eure Mutter war ein einziges Mal in diesem ihrem Eigenthume, ihr seid nie hier gewesen."]

Dann sagte der alte Mann zu Witiko: "Wir haben schon gegessen, und ihr müßt nun ein wenig warten, bis für euch aufs Neue etwas bereitet wird."

"Ich kann leicht warten," entgegnete Witiko.

"Ihr seid sehr lange nicht in diesem eurem Hause gewesen," sagte der Mann.

"Nun bin ich hier," entgegnete Witiko.

"Möge es euch eine gute Herberge werden," sagte der andere.1

"Wie es ist, wird es mir recht sein," antwortete Witiko.

Er stand nach diesen Worten auf, schnallte sein Schwert von seiner Hüfte, [und] legte es auf den Tisch[. Ebenso], und sagte: "Hier werde ich es wohl nicht brauchen." Eben so zog er seine Pelzhandschuhe von den Händen, und legte sie zu dem Schwerte. Dann sezte er sich wieder auf den Stuhl, und sagte: "Hier bin ich also."

Der alte Mann sezte sich in einiger Entfernung von Witiko auch auf einen Stuhl, und fragte nicht, woher [er] der junge Reiter gekommen sei.

Witiko [fuhr in der Besorgung seines Pferdes fort, und ging zuweilen hinaus. Als er fertig war, und als er sich durch Befühlung mit seiner Hand überzeugt hatte, daß es von dem Ritte genug abgekühlt sei, löste er ihm die Deke von dem Rüken, daß es zum Niederlegen in die Streu frei und ledig sei.] sprach auch nicht, und so saßen sie eine Weile schweigend da.

Dann sagte Witiko: "Wir müssen nun weiter zu dem Pferde sehen."

Sie standen auf, und gingen in den Stall. Witiko befühlte mit der Hand das Thier, ob es gut ausgekühlt sei. Dann gab er ihm reinen Haber in den Born. Der alte Mann streute frisches Stroh, wenn es sich später zur Ruhe legen wollte. Auch brachte er ihm nach einer Zeit Wasser zum Trinken. So gingen sie öfter zu dem Thiere, bis es versorgt war.

Nachdem eine [und eine halbe] Stunde seit der Ankunft Witikos vergangen war, kam die Magd mit weißem Linnenzeuge in die Stube, legte die Lederhaube und das Schwert und die Handschuhe von dem Tische auf eine Bank, und dekte das Linnenzeug über den Tisch. Dann legte sie einen hölzernen Teller
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