Witiko

H98


Weiter unten war ein [großes] kahles Thal [von Abend gegen Morgen] und [im Mittage] jenseits des Thales stand eine [hohe] Waldwand, [jenseits welcher die Fluren waren, die Witiko nach dem Abschiede von Stilicho durchwandert hatte. Wenn Sommer gewesen wäre, so hätte Witiko die Moldau in dem Thale sehen können, jezt aber war über sie und über alles Kleine, das die Erde hervor brachte, dieselbe Hülle des Schnees gebreitet.

Man nannte den Ort den oberen Plan. Er war gereutet worden, und da die Christuslehre im Mittage früher begonnen hatte als in andern Theilen des Landes, so war die Kirche hinzu gekommen. Um den Ort und das kahle Thal war rings der Wald.

Witiko ritt an dem flachen Hügel vorüber, kam an der Einfriedungsmauer der Kirche vorbei,] welche höher und mächtiger war als alle, die Witiko bisher überritten hatte. Im Mittage dieser Wand mußten die Fluren sein, durch die Witiko vor zwei Jahren gekommen war, als er von Heinrich und den Angehörigen desselben Abschied genommen hatte.

Er ritt an der Ringmauer der Kirche vorüber, und ritt dann zwischen den Häusern hinunter. Gegen das Ende derselben lag ein wenig gegen Morgen von den andern entfernt ganz allein ein steinernes [Häuschen. Es hatte hinter sich einen Hof, der von einem steinernen Stalle, einer Scheuer aus Brettern und einer bretternen Laube gebildet wurde, und es hatte Dächer von Schindeln. Diesem Häuschen ritt Witiko auf dem schmalen Schneepfade, der zu ihm hinführte, zu. Es gehörte seiner Mutter, und wurde von einem alten Manne verwaltet. Dieser war öfter bei Witikos Mutter in Baiern gewesen, und kannte daher Witiko sehr wohl. Als Witiko in den Hof geritten war, trat er ihm entgegen, sprach seine Freude aus, und half ihm von dem Pferde.

Witiko führte das Pferd in den Stall, es wurde von dem Sattel und Zaume befreit, und sein Rüken wurde mit einer Deke verwahrt. Der alte Mann streute ihm frisches Stroh, und Witiko schüttete ihm Haber in den reinen Barn. Dann wurde die Stallthür gut verschlossen, und Witiko ging in die Stube.] Haus. Witiko lenkte von seiner Richtung ab, und ritt auf einem schmalen Schneepfade, der sich ihm both, dem Hause zu. Als er dort angekommen war, ritt er durch das Thor, das sich in einer Mauer, die vom Hause weg ging, befand, und offen stand, in den Hof. Der Hof war gebildet durch das Haus, den Thorbogen, einen steinernen Schoppen, einer steinernen Scheuer und einen steinernen Stalle. Witiko stieg im Hofe von seinem Pferde. Da kam ein alter Mann aus dem Hause. Da ihn Witiko erblikte, rief er: "Sei gegrüßt, Martin."

["]Der alte Mann rief: "Witiko, ihr seid es, um Gott, welch eine Freude. Da müssen wir ja gleich das Pferd versorgen."

Sie führten das Pferd in den Stall, befreiten es von Sattel und Zaum, hingen es mit einer Halfter an, und dekten, daß es sich langsam abkühle, eine große Wolldeke, die da war, über den Leib. Dann schloßen sie die Stallthür gut zu, und gingen in die [Stube xxx] Stube.

"Da seid ihr wieder nach so langer Zeit, Witiko," rief der alte Mann.
[Dort] Witiko legte [er] seinen groben Wollmantel ab, nahm seine Lederhaube von dem Haupte, [daß sich die blonden Haare lösten, und] legte [sie] [die Haube] sie auf den Tisch, [dann] und sezte [er] sich selber auf einen [hölzernen Stuhl[e] neben dem Tische nieder.] Stuhl.

["Ich] "Ja, da bin ich," sagte er, "und werde [jetzt] wohl eine gute Weile bei euch bleiben[, sagte er.]."

"Das ist sehr erfreulich," antwortete der alte Mann, "aber wie werdet ihr im Winter in dem Walde bleiben können?"

"Im Winter, und vielleicht noch länger," sagte Witiko.

"Da muß ja das Haus zubereitet werden," erwiederte der