Witiko

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["Nein," antwortete Witiko, "aber ich möchte nur meine Gedanken sammeln."

"So schlagt den widerspänstigen Wolf in Banden, oder werft ihn in den Thurm, stecht ihm die Augen aus, oder ersäuft ihn in einem Sumpfe," rief der Sohn des Nacerat, indem er aufsprang, und sein Schwert schüttelte, "er gehört zu den Sobeslawern wie Bolemil mit seinen manigfaltigen Söhnen und Enkeln wie Diwis mit seiner ganzen Zupe wie Wsebor Lubomir Bozebor und andere. Sie werden gegen dich aufstehen, und dir Gefahr bringen, wenn du unsern Rath, die wir dir treu sind, nicht hörest."

In diesem Augenblike ging Nacerat bei einer Thür herein, blikte nach Witiko, und sagte etwas zu dem Herzoge, das man der leisen Stimme wegen nicht verstehen konnte.

Der Herzog blieb eine Weile stumm sizen, und sah die Anwesenden an.

Dann sagte er: "Witiko, gehe deiner Wege. Ich befehle, daß ihn niemand beleidigt."

Witiko stand auf, neigte sich vor dem Herzoge ehrbezeugend, und ging.

Er suchte noch Silvester auf, welcher nach der Niederlegung seiner Würde wieder in dem Kloster Sazawa, dessen Abt er früher gewesen war, wohnte, dankte ihm für seine väterliche Unterstüzung, und ritt dann gegen den Mittag des Landes.]1

Witiko wurde zu dem Herzoge beschieden. Er mußte zu ihm auf den Wysehrad gehen. Wladislaw saß, da er zu ihm in das Gemach geführt wurde, in einem dunkelbraunen Gewande auf einem hölzernen Stuhle an einem hölzernen Tische. Mehrere seiner Freunde saßen in prächtigen Gewändern um ihn. Er war sehr ernst und blaß.

"Witiko," sagte er, "seze dich auf einen jener Stühle."

Witiko that es.

"Siehst du," fuhr er fort, indem er lächelte, "es ist doch wahr geworden, was mir der Schalk eingegeben hat."

"Du wirst das Wort nicht im bösen Sinne aufbewahren," sagte Witiko.

"Ich bewahre es in gutem auf," sagte der Herzog, "unsere Freundschaft soll sich von Chynow her fortsezen. Witiko, mein Oheim hat ein Auge auf dich gerichtet, ich will deßgleichen thun."

"Hoher Herr," entgegnete Witiko, "ich bitte dich, daß du mich jezt noch meiner Wege gehen lässest."

"So hältst du mich für einen schlimmen Fürsten, dem du nicht dienen magst, wie du damals sagtest," entgegnete der Herzog.


"Nein," antwortete Witiko, "aber ich möchte nur meine Gedanken sammeln."

"So sei es, wie es ist," entgegnete der Herzog.

"Wenn ich reden darf,["] hoher Herr," sagte jezt der Sohn des Nacerat, "so würde ich sagen, daß das jezt ganz anders geworden ist, als wie ich von diesem Manne damals bei Chynow gedacht habe. Er steht gegen dich auf, und sollte vielleicht festgehalten, und wenn er stärker schuldig ist, gestraft werden. Die Sobeslawer sind hartnäkig, und pochen auf Macht. Da ist Bolemil mit seinen manigfaltigen Söhnen und Enkeln, dann Diwis und sein Anhang, dann ist der böse Lubomir, der in Daudleb mächtig ist, dann Wsebor, Bozebor, und andere. Diese werden dich verderben, wenn du unsern Rath, die wir dir treu sind, nicht hörest."

In diesem Augenblike ging Nacerat in einem sehr schönen weiten Gewande bei der Thür herein. Er sprach einige Worte leise mit dem Herzoge, und entfernte sich wieder.

Dann sagte der Herzog: "Witiko, so gehe deiner Wege. Ich befehle, daß ihn niemand beschimpft oder verlezt."

Witiko erhob sich von seinem Stuhle, verneigte sich, und ging.

Er ritt auf seinem grauen Pferde zu Silvester, der nach der Niederlegung seines Amtes wieder in dem Kloster Sazawa, dessen Abt er früher gewesen war, wohnte, und dankte ihm. Dann ritt er wieder gegen den Mittag des Landes.2
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