Witiko

H89, S. 100a

Als einige Zeit vergangen war, stand Witiko auf, und ging hinaus. Der alte Mann folgte ihm. Witiko ging in den Stall, und als er den alten Mann neben sich sah, ließ er durch denselben dem Pferde gutes Heu in die Leiter steken, die oberhalb des Barens befestiget war, und ließ ihm reines frisches Wasser reichen. Dann gingen beide wieder in die Stube.

Als eine Stunde seit der Ankunft Witikos vorüber war, kam die Magd Lucia in die Stube. Sie nahm die Lederhaube, die Witiko [gleichfalls] auf den Tisch gelegt hatte, von demselben weg, und legte sie auf die Bank, die neben dem Tische an der Mauer befestiget war. Das Gleiche that sie mit dem Schwerte und den Pelzhandschuhen. Hierauf wischte sie mit einem Tuche die Tischplatte,
Randnotiz: 101) (Beginn von H97 Seite 101b)
die aus glatten Buchenbrettern gefügt war, ab, und breitete dann ein weißes grobes Tuch aus Leinwand darüber. Auf die Leinwand legte sie vor Witiko einen hölzernen Teller Brod und Eßgeräthe. Als dieses geschehen war, brachte sie in grünen Schüsseln frisch gekochtes geräuchertes Schweinefleisch geschnittenen gesäuerten Kohl und feste Klöße, die aus Roggenmehl bereitet waren. Alles dieses sezte sie Witiko vor. Zu den Speisen stellte sie einen dunkelgrünen Krug mit Bier. Dann trat sie zurük, und blieb in der Stube stehen.

Witiko fragte, ob Martin und die Magd nicht mit ihm essen würden, und erhielt zur Antwort, daß sie ihr Mittagmahl schon eingenommen hätten.

Hierauf aß er von den Speisen, was sein Hunger begehrte, und trank von dem Biere nach seinem Durste.

Als er fertig war, ging er wieder in den Stall zu seinem Pferde. Da es gesättigt war, da er es mit seiner Hand längs seines Leibes untersucht [hatte], [und fand] da er gefunden hatte daß es von dem Ritte genug abgekühlt sei, löste er ihm die Deke von dem Rüken, damit es zum Niederlegen in die Streu ledig und frei sei. Hierauf ging er wieder in die Stube.

Dort war der Tisch abgeräumt worden, und er sah und hörte, daß Lucia mit noch zwei andern Mädchen die Kammer, welche an die Stube grenzte, mit Wasser scheuern.
Randnotiz: daß Lucia mit xxx kam
Die Mädchen waren jung, hatten schlechte zu ihrer Arbeit geeignete Kleider an, beeilten rüstig ihr Werk, und schienen ihm völlig gewachsen. Als sie fertig waren, wurde der Fußboden mit feinen weißen Sande bestreut, und es wurden die Fenster geöffnet, daß die kalte Winterluft zum Troknen herein komme. Hierauf wurde auf ein Gestelle aus Tannenbalken und Tannenbrettern frisches reines Stroh gebunden, auf das Stroh wurde weiße Leinwand gedekt, und auf die Leinwand wurde ein Strohpolster und wollene Deken und Felle gelegt. Das Gestelle sollte Witiko zum Nachtlager dienen. Als der Fußboden troken war, wurden die Fenster geschlossen, und in dem Ofen wurde ein flakerndes Feuer aus geklüftetem Tannenholze angezündet. Da die Kammer durchwärmt war, trug man Witikos Mantel Lederhaube Schwert und [Hand]schuhe in dieselbe, und bedeutete ihn, auch hinein zu treten. Da er es gethan hatte, begann die Reinigung der Stube.

Als dieselbe gescheuert mit Sand bestreut gelüftet und [durch]aufgewärmt war,