Witiko

H88, S. 98a


das Land sanft gegen Mittag abwärts, und es standen auf ihm in dieser Richtung vereinzelt und unterbrochen Häuser und Hütten in zwei Zeilen hinab. Hinter den Häusern und Hütten und auch zwischen ihnen standen noch Bäume des Waldes. Von da weiter gegen Mittag war das Thal, welches von Abend gegen Morgen ging, breiter als alle, welche Witiko in seiner Wanderung nach Mittag bisher überschritten hatte. An dem mittäglichen Rande des Thales stand das größte und höchste Waldband, jenseits dessen die Gegend war, welche Witiko vor einem und einem halben Jahre durchwandert hatte, ehe er bei dem kleinen Orte Friedberg den Waldkamm nach Böhmen hinein überstiegen hatte. Wenn Sommer gewesen wäre, so hätte Witiko die Schlangenwindungen der Moldau in dem Thale sehen können; jezt aber war ihr Wasser zugefroren, und über alles war die weiße Hülle des Schnees gedekt.

Der Ort hieß der obere Plan. Er war vor Alters entstanden, und da das Christenthum eingeführt worden war, war die Kirche hinzugekommen. Im Thale der Moldau waren Wiesen und Felder, sonst war überall Wald.

Witiko ritt an dem abgeflachten Hügel vorüber, dessen Kreuz auf seinen Armen eine Schneedeke trug, kam an der Einfriedungsmauer der Kirche vorbei, und ritt zwischen den Häusern hinunter. Gegen das Ende derselben lag ein steinernes Häuschen, welches in der Richtung gegen Morgen ein wenig von den andern entfernt war.
Randnotiz: 99) (Beginn von H96 Seite 99b)
Es hatte rükwärts einen steinernen Stall eine aus Brettern gebaute Scheuer und eine Laube, welche ebenfalls aus Brettern gemacht war. Die Dächer waren von Schindeln. Auf dieses Häuschen ritt Witiko auf dem sehr schmalen Pfade, der durch den Schnee zu ihm hinlief, zu. Es gehörte seiner Mutter. Der alte Mann, der es mit einem Knechte und einer Magd bewirthschaftete, war öfter bei Witikos Mutter in Baiern gewesen, er kannte Witiko, reichte ihm als er in den Hof geritten war, die Hand, hielt ihm das Pferd, da er abstieg, half ihm, es in den Stall bringen, ließ in dem Ofen der Stube neue Holzklöze anzünden, und befahl der Magd, eine Nahrung zu bereiten, die dem Wanderer gut bekommen könnte<.>

Witiko, als er dem entsattelten und entzäumten Pferde im Stalle frisches reines Stroh zur Streu hatte geben lassen, als er seinen Rüken wohl mit einer Deke verwahrt hatte, als er ihm Haber mit klein geschnittenem Stroh in den gut gescheuerten Holzborn gefüllt, und die Stallthür genau geschlossen hatte, ging in die Stube, legte dort seinen grobwollenen Mantel ab, nahm seine Lederhaube von dem Haupte, daß die blonden Haare gegen die Schultern fielen, und sezte sich auf einen hölzernen Stuhl zu dem Tische.