Witiko

H87, S. 95a


und sagte: "Hoher Herr! Es ist in den Bräuchen dieses Landes, daß, wenn über das Witthum und die Jahres[bezüge]gaben einer durchlauchtigen hinterlassenen Gemalin eines [glor]ruhmreichen verstorbenen Herzoges etwas ver[fügt]hängt werden soll, durch den obersten Kämmerer und den Hofrichter und den Kanzler mit Beihilfe der Räthe und Herren des Reiches ein Pergament errichtet werde, welches der durchlauchtigste lebende Herzog zeichnet, und von welchem der erlauchten Wittwe eine gerechte Abschrift zugesendet wird [, daß alles fest bestehe.]. Und wenn der hohe Herzog einen Zug durch das Land [zu] machen [wünscht] will, so wird derselbe in dem Rathe der Seinigen [vorher vorgelegt, und berathen,] geordnet, und es wird bestimmt,
Randnotiz: erörtert(?) beschlossen
welche[n der] Herren des Landes [in dem Falle] der Rang des Geleites [eingeräumt werden solle.] trift."

Der Herzog antwortete ihm: "Ich habe immer darnach gestrebt, ehrwürdiger Nacerat, daß du die Ehren deines Ranges genießest, und daß niemand die Verrichtungen deines Amtes mit dir theilet. Ich habe meine Muhme die Gemalin meines Oheims Sobeslaw und Tochter des ungarischen Herzoges Almos besucht. Wenn über die Dinge, von denen du redest, gegen die verwittwete Herzogin etwas bestimmt werden wird, dann wird [genau] durch den obersten Kämmerer und den Hofrichter und den Kanzler mit Beihilfe der Räthe und Herren des Reiches ein Pergament errichtet werden, ich werde es zeichnen, und es wird der Herzogin eine gerechte Nachschrift desselben zugesendet werden [, daß alles fest bestehe]. Und wenn ich einen feierliche[r]n Zug durch das Land[, den ich] machen will, so wird er vorgelegt, und reiflich [erwogen] geordnet werden."

Nacerat verneigte sich in seinem weiten dunkeln Sammetgewande, und verließ das Gemach.

Der Herzog sandte hierauf Boten nach den Herren Jurik Bohuslaw und Zdeslaw.

Als diese zu ihm gekommen waren, sagte er: "Rüstet euch ihr drei Herren, und reitet in die Stadt Kiew, dort werdet ihr einen Mann aus dem Stamme [des] unsers alten geheiligten Premysl finden. Es ist Otto der Sohn des schwarzen Otto des Sohnes des schönen Otto, der ein Bruder des Königs Wratislaw gewesen ist. [Er ist daher auch [ein] der Neffe des [strengen] ermordeten Herzoges Swatopluk.] Als sein Vater der schwarze Otto sich gegen meinen ruhmvollen Vorgänger Sobeslaw empört, und die Deutschen in das Land gerufen hatte, und als er bei Chlumec geschlagen und getödtet worden war, floh dieser [sein Sohn] Otto nach Rußland, und ist in der Dauer der Herrschaft Sobeslaws nicht mehr zurük gekommen. Tretet vor ihn, und sagt: Wladislaw der Herzog der Länder Böhmen und Mähren läßt dir seinen Gruß entbiethen, und läßt dir sagen[, wie folgt]: Das Herzogthum von Olmüz ist bei deinem Großvater