Witiko

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[getreten, hatte sich der Versammlung zugewendet, und gab mit aufgehobenen Armen Zeichen, daß er gehört werden wolle. Die Augen und die Angesichter wendeten sich ihm nach und nach zu, das Getöse nahm ab, und es wurde ruhiger. Er stand indessen da, sah die Versammlung an, und aus seinen blauen Augen rannen Thränen, und rollten über den weißen Bart auf die Kleider hinab.

Da es stille geworden war, rief er]

Der Bischof Silvester trat in den freien Raum, hob seine Arme empor, und bewegte sie zum Zeichen, daß er reden wolle. Aus seinen blauen Augen floßen Thränen über seinen weißen Bart auf sein Kleid hinunter.

"Der Bischof will reden, der Bischof will reden," riefen mehrere Stimmen.

Als es stille geworden war, rief der Bischof Silvester mit lauter Stimme: "Ich Silvester der erwählte Bischof von Prag als oberster Seelenhirt des Landes Böhmen widerspreche der Wahl. Sie ist vor dem dreieinigen Gotte [eine Sünde.] ungültig und sündhaft. Und wenn der heilige Adalbert, der unser Vorbild ist, sein Amt nieder gelegt hat, weil er nicht verantworten konnte, daß seine Unterthanen [einige] heidnische Gebräuche nicht ablegten, so kann ich nicht verantworten, daß die mir Anvertrauten freiwillig und feierlich das Gebot des Herrn verlezen, und lege mein Amt nieder. Mein Gebet wird fortan sein, daß Gott dem Lande nicht entgelten lasse, was seine besten Söhne gesündigt haben."

[Er] Ein wildes Geschrei entstand auf diese Worte. Der Bischof ging gebeugten Hauptes zu seinem Size, und sezte sich auf denselben nieder[,]. [und schaute auf den Boden.]

[Nach seinen Worten war ein verworrene[s]r [Geräusch] Lärm in dem Saale entstanden, viele sprachen heftig, einige riefen gegen einander, manche sagten, es sei alles vorüber, und gingen bei den Thüren hinaus.] Die Meisten [xxx] schikten sich an, den Saal zu verlassen.

Zdik trat zu dem Bischofe Silvester, legte ihm beide Hände auf die Schultern, schaute ihm in das Angesicht, und sprach: "Mein Vater und Freund, mit dem ich zu Jerusalem an dem Grabe des Herrn gebetet habe, es ist keine Sünde. Eher hat Sobeslaw gefehlt, daß er nur an die Seinigen gedacht hat. Unser Erwählter wird das Land von dem Untergange retten, und die werden arg getäuscht sein, welche auf ihn leichtfertige und eigennüzige Hoffnungen gebaut haben.<">

Silvester wischte sich mit seinem Kleide die Thränen ab, und sagte: "Mein Sohn, es ist doch eine Sünde. Und wenn Gottes Barmherzigkeit durch euren Erwählten das Land auf den Gipfel des Heiles führt, so wird doch die Strafe auf die Häupter des Meineides fallen."

"Es geschehe, was muß," sagte Zdik, "ein jeder kann nur nach dem gestraft werden, was er gesündiget hat."

"So ist es," sagte Silvester, und stand auf, [und schikte sich an, den] um den Saal zu verlassen. [Eine Schaar von] Viele Priestern [näherte sich ihm, umringte ihn, und er trat in ihrer Mitte bei einer Thür hinaus.] schloßen sich um ihn, und begleiteten ihn zur Thür hinaus.

[Die Versammlung begann, die Stätte der Berathung zu verlassen.]

Witiko erhob sich von seinem Size, und schritt bei der Thür, durch welche er hereingekommen war, in das Vorgemach hinaus. Dort fand er noch den Priester, der ihn hergeleitet, und hier auf ihn gewartet hatte. Sie gingen mit einander fort.

Da sie in dem Gange gingen, trat aus einem Seitengange der Bischof Silvester mit seinen Priestern hervor. Witiko stellte sich zurük, und wollte den Greis vorüber lassen. Dieser aber blieb vor dem Jünglinge stehen, und sagte: "Mein gutes liebes Kind, reite zu dem Herzoge, melde ihm, was hier geschehen ist, und sage ihm, daß ich aller Würden ledig bin, und bald kommen werde."

Nach diesen Worten machte er mit den Fingern ein Zeichen wie das des Segens [gegen Witiko], und ging mit seinen Priestern weiter. Witiko folgte ihm mit seinem Begleiter in einiger Entfernung.

Als sie in den Hof gekommen waren, fanden sie dort eine Menge von Menschen. Sie standen fast [Kopf an Kopf] Körper an Körper gedrängt. Theils waren sie von außen hereingekommen, theils waren sie von den Räumen des Gebäudes herabgegangen[, um den Erwählten zu sehen.]. Mitten im Hofe hielt [Wladislaw] Nacerat in seinen weiten Gewändern hoch [xxx] zu Pferde, von [seinen] Freunden und [von Großen des Reiches] andern umgeben, die [ihm] Glük wünschten. [Er sah sehr ernst aus, und war sehr blaß, nicht so freundlich und lächelnd wie damals, als er bei Chynow als Scharlachreiter neben Witiko geritten war.] Der Sohn des Nacerat in seiner prachtvollen Kleidung zu Pferde sizend war neben ihm. Welislaw war da, Casta, Smil mit seinen beiden Söhnen, Ben