Witiko

H82


damit er [zeige, daß er] seinen Antheil [nimmt] zeige[, und darum rede ich, ihr werdet schon das Beste ermessen.]. Diese erhabene Versammlung ist eine wichtige aber friedfertige, ich bin ohne Waffen gekommen, weil sie ihr Werk in Frieden und Eintracht schlichten wird, wie einmal in vergangenen Zeiten unser Land in Glük und Frieden verwaltet worden ist. Ihr werdet wissen, und [der edle Mirota hat es schon gesagt] es ist in schönen lateinischen Worten aufgeschrieben, daß unser Volk ein stilles gewesen ist; es hat nur fremde Angriffe abgewehrt, und hat dazu einen Kriegsführer gewählt, der dar[auf]nach wieder keine Macht hatte. So war der Vater Cech, der vor siebenhundert Jahren unsere Leute in dieses Land geführet hat. Nach ihm erscheint kein Gewalthaber. So war Samo vor fünfhundert Jahren, dem wieder keiner folgte. Für das Wohl und das Recht der Gemeinden sorgten die Ältesten dieser Gemeinden, denen daher der Name Starosten blieb, und die Versammlung der Starosten aller Gemeinden ordnete und verwaltete auf Landtagen das Land. Wer durch Besiz und Erfahrung hervorragend war, der konnte auch in jüngeren Jahren ein Starost werden. So entstanden die Namen Lechen Kmeten Wladyken. Wenn einer durch Weisheit bekannt war, gehorchten ihm die Andern freiwillig wie einem Fürsten, und er hatte die väterliche Macht. So war Krok. Aber wie damals die Kinder nach dem Tode ihres Vaters ihr Erbe ungetheilt ließen, und sich zur Verwaltung desselben aus ihrer Mitte einen Wladyken wählten, so geschah es auch zuweilen, daß die Landeskinder zur Verwaltung des Landes gleichsam einen Wladyken des Landes wählten, der dann ihr Fürst war. Das ist in späteren Zeiten stets öfter geworden. Die Landeskinder aber sind immer die Lechen Kmeten und Wladyken gewesen. Sie sind in diesem Saale versammelt. Der Herzog herrscht nur durch sie und mit ihnen. Eure Rechte müssen vor denen des Herzogs gewahrt werden, weil er aus euch hervorgeht. Nur so wird eine glükliche friedfertige Zeit, in der ein Einzelner nicht die Kraft und das Gut aller für sich gebrauchen und verwenden kann. Es sind aber unter den Herzogen solche gewesen, welche die Rechte der Landeskinder nicht gewürdiget, und nur ihr eigenes Wohl bedacht haben. Selbst unser edler erlauchter und ruhmreicher Herzog Sobeslaw, dem Gott die Wiedergenesung schenken möge, hat nicht immer den Rath der Großen verlangt, und sie öfter abseits stehen lassen. Darum bin ich auch für seinen Boten in dieser Versammlung nicht aufgestanden, wenn es mir gleich nicht unlieb ist, daß [er in] derselbe[n] vor uns auf einem Stuhle sizt. Weil nun euch als Landeskindern die Wahl des Herzogs zusteht, so habt ihr gewiß schon bis zu[m]r [Schlusse] Schlußfassung erwogen, wer der künftige Herzog sein wird, und daß er eure Rechte achtet. Wir können euch nur für diese That den tiefsten Dank bringen, [daß] da durch sie wieder das Glük und die Ruhe und der Reichthum in unsere Fluren einkehrt, wie es einstens gewesen ist. Wir die wenigeren haben in der Zeit vor eurem Erscheinen in dieser Stadt und in diesem Saale mehrere Zusammenkünfte gehabt, und haben auch auf diese Dinge unsere Gedanken gerichtet. Es ist uns der Mann zu Sinne gekommen, den früher mein Bruder Znata genannt, und den der hochehrwürdige Bischof von Olmüz empfohlen hat, Wladislaw der Sohn unsers vorigen edlen Herzogs Wladislaw. Er ist gut und freundlich, er [geht mit] liebt unser[n]<e> Kinder[n um], theilt ihre Freuden und Leiden, hört ihre Meinungen, spielt ihre Spiele und scheut ihre Rechte, er hat Ehrfurcht vor ihren Vätern und dem Rathe derselben. Wenn ihr aber den andern Wladislaw den Sohn Sobeslaws wählen werdet, so ist es gewiß, daß ihr überzeugt seid, daß derselbe noch mehr eure Rechte schüzen noch mehr euren Rath hören noch mehr die Landeskinder beglüken wird. Ich ende meine Worte, die schon zu lange gedauert haben."

Nacerat ging wieder zu seinem Size.

Es entstand nun ein so starkes Rufen, daß es betäubend war: "Nicht der Sohn Sobeslaws," "dein Wladislaw," "Wladislaw," "Wladislaw," "Wladislaw!"

Der Sohn des Nacerat hatte sein Schwert samt der Scheide aus dem Gürtel gelöset, und