Witiko

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Es war eine kleine Zeit still, und es erhob sich niemand. Dann stand in der Mitte des Saales ein Mann auf, der zum Oberkleide ein schwarzes Bärenfell und auf der schwarzen Haube eine blaue Feder hatte. Er rief: "Ich bin Rowno aus dem Mittage Böhmens, und bin auf dem Reichstage in Sadska gewesen. Dort war der Wille nicht frei. Die groß sind, erhielten Versprechungen, und wir die Kleinen fürchteten die Macht. Ich kann nicht für Wladislaw den Sohn des erlauchten Herzog Sobeslaw streiten."

Nach ihm stand ein Mann auf, der ein grobes schwarzes Oberkleid und eine Hahnenfeder auf der Bärenhaube hatte. Er rief: "Ich bin Diet [aus] von Wettern aus dem Mittage Böhmens, und stimme mit meinem Landsmanne Rowno."

Nach diesen beiden Männern erhob sich Milhost, und rief: "Jezt ist wohl die Reihe der Rede an mir, und ich sage: "Es ist eine Schmach, daß Männer, welche Weiber und Kinder Schwestern und Bräute haben, und welche die Waffen in der Hand tragen, und auf ihren Höfen stehen haben, einem Herrn dienen, ihm ihr Gut geben, wenn er es verlangt, ihr Blut lassen, damit er ihnen wieder befehlen, und ihren Sinn beugen kann. Die hohen und niederen Herren des Landes Böhmen und Mähren sollten herrschen; denn sie sind das Land. Ich trage an, daß die Versammlung, die in diesem Saale ist, [Punkte] Sazungen entwerfe, die der künftige Herzog beschwöre, und die ihn durch unsere Macht binden, daß er, wenn er auf dem Stuhle sizt, nur unsern Willen zum Heile der Länder ausführen, [[daß er] und] unsere Kraft nicht [zu seinem Nuzen gebrauchen] brechen, und [daß er] uns nicht zerstören kann, wie Swatopluk [die] mit den Wrsen that. So sage ich, und weiche nicht davon."

Nach diesen Worten erhob sich in dem Saale ein tönender vielstimmiger Beifallsruf.

Als er geendet hatte, stand Bogdan auf, und sagte: "Ich bin in Sadska gewesen. Dort haben alle das Nehmliche gesagt, und ein Einzelner konnte nicht anders sagen. Der Herzog hat unser Wort gebunden; aber wir sollten die voreiligen Bande zersprengen, und frei wählen, wie unser Inneres gebietet."

"Es ist so, wir sollten frei wählen," riefen mehrere Stimmen.

Nun stand der rothhaarige Benes auf, und rief: "Ich spreche nur, daß der junge Wladislaw nie unser Herzog werden kann; denn Sobeslaw hat uns immer unterdrükt, und endlich hat er uns nach Sadska gelokt, um uns dort unsern Willen [abzulisten."] zu rauben."

"Sobeslaw hat uns unterdrükt, ja, er hat uns unterdrükt," rief eifrig und drohend eine Anzahl von Stimmen.

Hierauf erhob sich Domaslaw, und sagte: "Ich füge nur bei, daß Sobeslaw sehr oft wider uns war. Ist nicht Konrad von Znaim, weil er sein Gegner war, sechs Jahre verhaftet gewesen? Mußte nicht auch Wratislaw von Brünn ein Jahr in Gefangenschaft zubringen? Ich rede [gar] nicht von dem unglüklichen [Sohne seines Stiefbruders,] Bretislaw, dem Sohne jenes Herzogs Bretislaw, der so traurig im Walde bei Bürgliz endete, [des Herzogs Bretislaw?] und der ein Bruder Sobeslaws war. Und hat er nicht Herren, die diesen freundlich [waren] zuhielten, in feste Burgen geführt? Und sind sie nicht auch sonst in Haft gehalten worden, wenn sie gegen ihn waren? Hat er nicht gewollt, daß Bauern Kaufherrn Münzer Juden Fiedelspieler schwelgen? Darum ist dieses Volk gegen uns so übermüthig geworden. Der Sprößling eines solchen Mannes kann nicht der Herzog der Herren von Böhmen und Mähren werden."

Es folgte wieder ein [ziemlich] langer Beifallsruf auf diese Rede.

Da es ruhiger geworden war, stand Kochan auf, und sprach: "Nicht blos der Herzo<g> Sobeslaw hat den Herren des Landes entgegen gehandelt, sondern alle Herzoge, darum stimme ich Milhost bei; aber nicht, daß [Punkte] Sazungen entworfen werden, die der Herzog beschwören muß, sondern daß gar kein Herzog sei, und wieder die Herrn der Länder herrschen wie einstens."