Witiko

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während der gefährlichen Krankheit des1 Herzogs von einigen und mehreren Männern Zusammenkünfte über diesen Gegenstand gehalten worden. Es ist erkannt worden, daß Zwiste bei dem Übergange und Bestehen der Herrschaft nur dann ausbrechen, wenn jeder der Gegner einen großen Anhang hat, der ihm beisteht. Es ist daher beschlossen worden, zu ergründen, welchem Manne aus dem geliebten Geschlechte des geheiligten Premysl die meisten der Herren dieser Länder zugethan sind, und ob ihre Zahl so groß ist, daß ihre Widersacher nichts gegen sie zu unternehmen vermögen, damit dann der erwählte Mann von dieser Zahl auf den Fürstenstuhl gehoben werde, den Widerspruch durch die Zahl zurük schreke, und in den Jahren seiner Herrschaft durch sie das Gute in den Ländern heranziehe, das zum Frommen aller dient. Es sind noch zahlreiche Zweige aus dem Stamme Premysls übrig. Da ist Konrad von Znaim der Sohn Lutolds des Sohnes Konrads, da ist Wratislaw von Brünn der Sohn Ulrichs des Sohnes Konrads, welcher Konrad ein Bruder des Königs Wratislaw[s] gewesen ist, da ist Otto, der nach Rußland geflohen ist, ein Sohn des schwarzen Otto des Sohnes des schönen Otto, der ein Bruder des Königs Wratislaw gewesen ist. Dann sind die Enkel des großen Königs Wratislaw, zuerst durch seinen Sohn Boriwoy die Enkel Spitihnew Leopold Boleslaw Albrecht, dann durch seinen Sohn Wladislaw dem milden, welcher vor dem jezigen Herzog geherrscht hat, die Enkel Wladislaw Diepold und Heinrich, dann durch seinen Sohn Sobeslaw unsern jezigen erlauchten Herzog die Knaben Wladislaw Sobeslaw Ulrich und Wenzel. Ich nenne nicht alle Zweiglein, da ihr sie kennt. Vor zwei Jahren war auf den neun und zwanzigsten Tag des Brachmonates von unserem erhabenen Herzoge Sobeslaw ein Landtag nach Sadska einberufen worden, auf welchem die hohen und niederen Herren Böhmens und Mährens auf das Verlangen des Herzoges seinen ältesten Sohn Wladislaw als seinen Nachfolger auf dem Fürstenstuhle erkannt[en.] haben. Es muß entschieden werden, ob alle oder viele an dem jungen Sohne Sobeslaws, welcher ein und zwanzig Jahre zählt, ferner halten, oder ob sie meinen, daß das vorzeitige Hinscheiden des Herzogs die Sache so verändert hat, daß ein anderes Übereinkommen getroffen werden müsse. Es sind so viele Männer aus den Ländern Böhmen und Mähren in diesem Saale versammelt, ja fast alle, deren Wort in den Völkern, die diese Länder bewohnen, Bedeutung hat, daß in Wahrheit ein gültiger Endbeschluß zur Macht und Herrlichkeit des Herrschers zu Stande kommen kann. Möge zur Festigkeit des Herzogstuhles eine große Einigkeit erzielt werden. Als Führer dieser Versammlung rufe ich diejenigen, die ihre Stimme in der Sache zu erheben verzeichnet sind, auf, zu sprechen, wie sie meinen, daß es der Augenblik erfordert. Es ist groß wichtig und entscheidend, was hier geschieht, und von der heutigen Stunde hängt es ab, ob das Glük des Landes auf viele Zeit aus dem Gemache dieses Hauses hervorgeht, oder ob sogleich der Anfang unabsehlichen unentwirrbaren Elendes gemacht wird. Ich habe die Einleitung zu dem Gegenstande gesprochen."

Nach dieser Rede erhoben sich in der Versammlung die Rufe: "Sehr gut gesprochen," "sehr richtig," "wahr gesprochen," und andere unverständliche Laute des Beifalls.

Zdik ging wieder zu seinem Stuhle zurük, und sezte sich auf denselben nieder.

Als die Ruhe eingetreten war, erhob sich Ben, und rief: "Es ist an der Zeit, daß die, welche angemeldet sind, über die vorgelegte Sache in ihrer Ordnung reden."

Er sezte sich wieder nieder.
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