Witiko

H74, S. 80b


[xxx] daß durch [diese That] sie das Glük und die Ruhe und der Reichtum in unsere Fluren wieder einkehren, wie sie [früher] einstens1 gewesen sind. Wir die wenigeren haben in der Zeit vor eurem Erscheinen in dieser Stadt und in diesem Saale [in] mehrere[n] Zusammenküfte[n] [auch auf diese Dinge geachtet,] gehabt, und haben auch auf diese Dinge unsere Gedanken gerichtet.2 [e]Es ist uns der Mann zu Sinne gekommen, den früher mein Bruder Znata genannt, und den der hochehrwürdige Bischof von Olmüz empfolen hat, Wladislaw der Sohn unseres vorigen edlen Herzoges Wladislaw. Er ist gut und freundlich, er geht mit unsern Kindern um, theilt ihre Freuden und Leiden3, und folgt ihre[m]n [Rathe]4 Meinungen, und scheut [die] ihre Rechte [derselben], er hat Ehrfurcht vor ihren Vätern und de[n]m [Rechten], Rathe derselben. Wenn ihr aber den andern Wladislaw den Sohn Sobeslaws wählen werdet, so ist es gewiß, daß ihr [wisset] überzeugt seid, daß derselbe noch mehr eure Rechte schüzen noch mehr5 euren Rath hören, [und] noch mehr6 die Landeskinder beglüken wird. Ich ende meine Worte, weil sie schon zu lange gedauert haben."

Nacerat ging wieder zu seinem Size.

Es entstand nun ein so starkes Rufen, daß [die Fenster des Saales [erbebten] klirrtenst] es betäubend war7: "Nicht der Sohn Sobeslaws," ["nicht der Sohn Sobeslaws"], "dein Wladislaw," ["dein Wladislaw,"] "Wladislaw[,]!" <">Wladislaw[,]!" "Wladislaw!"

Der Sohn des Nacerat hatte sein Schwert sammt der Scheide aus dem Gürtel gelöset, und8 schwang es vor Freude jauchzend um sein Haupt. Die meisten der Anwesenden begannen mit ihren Händen an die Scheiden der Schwerter zu schlagen, daß es rasselte und klirrte.

Die meisten standen auf, viele traten auf ihre Size.

Als wieder Stimmen vernehmbar wurden, hörte man neuerdings nur die Worte: "Wladislaw!" "Wladislaw!" "Wladislaw!"

Da das Rufen sich abschwächte drangen Stimmen mit den Worten vor: "Nicht mehr sprechen, nicht mehr sprechen."

Der großgewachsene schwarzhaarige Predbor rief mit einer furchtbaren Stimme: "Wladislaw ist gewählt!"

Es erscholl nun wie aus einem Munde: "Wladislaw ist gewählt!" "Wladislaw ist gewählt!"

Endlich nach geraumer Zeit ging Zdik zu der Gloke, und schlug mit Gewalt auf dieselbe.

Als die Unruhe sich gemindert hatte, rief er: "Und wenn ihr auch auf diese Weise gewählt habt, so müssen doch die nächsten Redner noch aufgerufen werden, und es muß doch eine Abstimmung folgen."

Ben trat vor, und rief: "Ich fordere als zweiter Führer der Versammlung diejenigen auf zu reden, welche noch angemeldet sind."

"Wir sprechen nicht mehr," riefen mehrere Stimmen.

Ben rief wieder: "Wenn niemand mehr sprechen will, muß die Antwort durch Schweigen geschehen. Ich rufe daher noch einmal die nächsten Redner auf[.]["], zu sprechen."

Es erfolgte keine Antwort.

"So ist die Sprache über die Herzogswahl geschlossen," rief Ben.

"Geschlossen," ertönte eine Menge von Stimmen.

Zdik gab jezt in drei langsamen Schlägen das Zeichen, daß man sich zur Abstimmung richte. Dann rief er: "Daß man stimmen könne, müssen die Männer dieser Versammlung sizen."

Als sich alle nieder gesezt hatten, rief er: "Ich, Zdik der Bischof von Olmüz, der erste Führer dieser hohen Versammlung fordere alle diejenigen auf, sich von Ihren Pläzen zu erheben, die des Sinnes sind, daß Wladislaw der Sohn des erlauchten verstorbenen Herzogs Wladislaw nach dem Tode unseres ruhmreichen Herzoges Sobeslaw Herzog der Länder Böhmen und Mähren werde."

Nacerat erhob sich von seinem Size, Znata, der alte Milota, Ctibor, alle jungen Männer standen auf, und9 immer mehrere erhoben sich, auch Priester ¢und Äbte¢, bis endlich fast die ganze Versamm-

1-7 Zuvor mit Stift korrigiert

8 Kurzer vertikaler Strich, Markierung des Seitenbeginns in H/S. ??

9 Zuvor mit Stift korrigiert und mit ? versehen