Witiko

H73, S. 81a


andern, und endlich stand fast die ganze ¢Versammlung¢ neben ihren Sizen.

Zdik rief mit lauter Stimme: "Wladislaw der Sohn des lezten gestorbenen Herzogs dieses Landes Wladislaw ist von den Herren der Länder Böhmen und Mähren für den Tod des Herzoges Sobeslaw zum Herzoge gewählt worden. Die Wahl wird in die Pergamente nieder gelegt werden."

Ein Jubelruf erhob sich nun in dem Saale, der fast die Ohren der Anwesenden betäubte.
Randnotiz: Ein Jubel entstand, der die Ohren betäubte, und die Luft zittern machte.

"Nun ist alles glüklich geendet[,]. "[n]Nun ist wieder das Glük im Lande," "Nun sind wir endlich einmal erlöset,"
Randnotiz: nun ist alles gut
konnte man aus dem allgemeinen Rufen vernehmen.
Randnotiz: Als er nachließ

Zdik gab ein Zeichen, daß er reden wolle.

Als man
Randnotiz: ihm mit Gewalt zum Hören Frist gemacht hatte.
sich zum Hören angeschikt hatte, sagte er: "Ich glaube, daß aus uns eine Botschaft gewählt werden soll, welche dem Herzoge Sobeslaw die Nachricht von der Wahl überbringt."

Nacerat stand auf, und sprach: "Ich meine, daß der Antrag gut ist, und schlage vor, daß wir uns in drei Tagen [wieder versammeln, und die] zur Berathung der Sache [berathen sollen] versammeln sollen."

"In drei Tagen," "in drei Tagen," riefen [alle, und der gemeinschaftliche Jubel dauerte wieder fort] xxx.

Indessen war der Bischof von Prag Silvester aufgestanden, war in den freien Raum getreten, hatte sich der Versammlung zugewendet, und gab mit den aufgehobenen Armen Zeichen, daß er gehört werden wolle. Die Augen und die Angesichter wendeten sich ihm allmählich [ihm] zu, und
Randnotiz: das Getöse nahm ab
es wurde ruhiger. Er stand da, sah die Versammlung an, und aus seinen blauen Augen rannen Thränen, und rollten über den weißen Bart auf seine Kleider [nieder] [hinab] hinab.
Randnotiz: Da erwartungsvolle Stille eingetreten war

Als [es] endlich [s]Stille geworden war, rief er mit lauter Stimme: "Ich Silvester der erwählte Bischof von Prag als oberster Seelenhirte des Landes Böhmen widerspreche der Wahl, [sie ist] und erkläre sie vor dem dreieinigen Gott als eine Sünde. Und wenn der heilige Adalbert, der unser Vorbild ist, sein Amt nieder legte, weil er nicht verantworten konnte, daß seine Unterthanen einige heidnische Gebräuche nicht ablegten, so kann ich nicht verantworten, daß die mir Anvertrauten freiwillig und feierlich das Gebot des Herrn verlezen, und lege mein Amt nieder. Mein Gebet wird es nun fortan sein, daß Gott dem Lande nicht entgelten lasse, was seine besten Söhne gesündiget haben."

Er ging gebeugten Hauptes zu seinem Size, sezte sich auf denselben nieder, und schaute auf den Boden.

Nach seinen Worten war ein verworrener Lärm in dem Saale entstanden, viele sprachen
Randnotiz: heftig, einige riefen, andere standen auf, und ein Theil ging...
eifrig mit einander, manche gingen bei den [verschiedenen] Thüren des Saales hinaus[, und die Versammlung begann sich aufzulösen].

Zdik trat zu dem Bischofe Silvester, legte ihm beide Hände auf die Schultern,
Randnotiz: hinlegen
schaute ihm in das Angesicht, und sprach: "Mein Vater und Freund, mit dem ich zu Jerusalem an dem Grabe des Herrn gebetet habe. Es ist keine Sünde. Eher hat Sobeslaw gefehlt, daß er nur an die Seinen gedacht[e] hat. Unser Erwählter wird das Land von dem Untergange retten, und die auf ihn eigennüzige und leichtfertige Hoffnungen bauen, werden [arg getäuscht werde] zu Schanden werden."1
Randnotiz: werden arg getäuscht |sein| werden arg getäuscht werden

Silvester wischte sich mit seinem Kleide die Thränen ab, und sagte: "Mein Sohn, es ist doch eine Sünde. Und wenn Gottes Barmherzigkeit durch euren Erwählten das Land auf den Gipfel des Heiles führt, so wird doch die Strafe auf die Häupter des Meineides fallen."
Randnotiz: [Möge es sein wie es ist, man kann doch nur] Es geschehe was muß sagte Z. und es werde jeder nach dem gestraft werden was er gesündigt hat.

S. stand auf und schickte sich an2

Nach diesen Worten schikte er sich an, den Saal zu verlassen. Er stand auf, eine Schaar von Priestern näherte sich ihm, umringte ihn, und er trat in ihrer Mitte bei einer Thür hinaus.

[[Auch andere gingen nach und nach fort.] Die Versammlung begann sich zu zerstreuen]3

Witiko erhob sich von seinem Size, und schritt bei der Thür, durch welche er herein gekommen war,

1 Absatz am Rand mit Strich markiert und mit unleserlicher Bemerkung versehen

2 Verweisungszeichen der Randnotiz mit Bemerkung versehen: viel kürzer

3 Daneben Verweisungszeichen mit vi (vgl. Notiz 5 in H75/S.81b)

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