Witiko

H71, S. 78


verlassen. Wenn aber die Herrschaft Wladislaws mit euch fest gegründet ist, dann verbindet euch mit ihm, und errichtet in langem und reifem Rathe eine Herrscherfolge, daß das [jezige] Unheil [xxx] [für jezt und der Landesverlust für die Zukunft] jezige Unheil und künftiger Landesverlust vermieden werde. So spreche ich, und kann in meinem Alter die Gedanken nicht mehr ändern."

Nach diesen Worten sezte sich Bolemil wieder nieder.

Als er geendigt hatte, brachen Rufe aus: "Ja, unsere Lage ist sehr übel," "Er hat recht, wir sind in Wuth und Kämpfe gerathen," "Das Land geht dem Unheile entgegen," "Das muß geändert werden," "Wir wollen nicht wieder Gut und Blut verlieren," "Wir sollen nicht von hier fortgehen, bis alles geordnet ist," "Wir müssen ein mal Ruhe haben."

[xxx] Hierauf waren die [Rufe] Laute nicht mehr verständlich[.], und es war ein bloßes [Getöse] Gemurmel.

[xxx]

[xxx] Als [durch] auf dringliche Zeichen des Bischofes Zdik sich der Lärm gelegt hatte, und eine solche Stille eingetreten war, daß man Worte vernehmen konnte, rief er: "Die Reihe der Rede ist nun an mir."
Randnotiz: Zdik1

Da es ganz stille geworden war, sprach er: "Ich habe nur weniges zu sagen; aber bedenket es. Als wir vor zwei Jahren in Sadska waren, haben wir ein gutes Werk vollbracht. Wir haben den künftigen Herzog vorbestimmt, daß bei dem Übergange der Herrschaft [Ruhe und] die Ordnung des Reiches bewahrt werde. Unser edler Herzog Sobeslaw war noch nicht so alt, daß wir an seinen baldigen Hintrit hätten denken sollen, und wir erwarteten, daß er seinem Sohne Wladislaw, den wir anerkannt hatten, unter seinen Augen [xxx] zum festen Herrscher heran bilden werde, wie er selbst ist. Das ist aber anders geworden, unser Herzog ist dem Tode nahe, und sein Sohn Wladislaw ist erst ein und zwanzig Jahre alt. Die Zeiten aber sind [xxx] unruhig, und die Neigungen wenden sich nach so verschiedenen [Seiten] Richtungen, daß ein junger Herzog sie nicht vereinigen wird können, daß er nach dem weichen Jugendherzen ihnen abwechselnd folgen wird, und daß wir dadurch Kriegen und Zerrüttungen entgegen gehen. Wenn wir das Versprechen, welches wir in Sadska gegeben haben, nicht halten, so begehen wir keine Sünde, weil die Vorbedingung, welche wir uns alle bei dem Versprechen gedacht haben, nicht erfüllt worden ist. Durch die Haltung des Versprechens wurden wir die Übel herbeiführen, welche wir durch das Versprechen beseitigen wollten. Daher ist mein Glaube, daß wir [xxx] einen andern Herzog wählen sollen, der jezt schon auszuführen im Stande ist, was wir erst in künftigen Zeiten von Sobeslaws Sohne xxx erwarte[t]n haben] könnten. Ich [kenne] weiß einen Mann, der es [ausführen wird] kann. Wenn mein armes Leben für ihn zur Bürgschaft angenommen wurde, und wenn es verlangt wurde, damit man ihn wähle, so lege ich es hin. Es ist Wladislaw der Sohn unseres [früheren] vorigen Herzoges2 Wladislaw, der gütig und weise geherrscht, und der uns auf seinem Sterbebette unsern jezigen guten Herzog gegeben hat. Der Sohn Wladislaw ist so jung, daß er zu edler That kräftig ist, und so alt, daß er Einsicht und Erfahrung hat, sein Körper ist schön und stark, daß er zu hohen Jahren gelangen kann, sein Geist ist hell und klug, sein Gemüth wohlwollend und leutselig, er liebt uns, er wird die Rechte des Landes achten, sein Wohl befestigen, und es ist etwas in ihm daß er es vielleicht auch noch zu hohem Glanze heben kann. Ich rede aus sorgfältiger Beobachtung, und rede nicht für mich. Ich sage: Wählen wir Wladislaw den Sohn unseres vorigen Herzogs Wladislaw zu unserem nächsten Herzoge, und sezen wir ihn, wenn in Kürze der Tod Sobeslaws erfolgt, auf den Fürstenstuhl. Wenn es aber Gott dem Allmächtigen gefällt, unsern vortrefflichen erlauchten Herzog Sobeslaw aus seiner jezigen schweren Krankheit wieder zur Gesundheit zu führen, so soll der heutige Beschluß nichtig sein, und wieder das Verspre-

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