Witiko

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[steht nun vor uns] ist des Herzogs willen da, und ihn zurük stoßen, hieße den Herzog selber zurük stoßen. Er ist nicht einer der Vornehmen des Reiches; aber der Herzog hat ihn geehrt, da er ihm einen so großen Auftrag gegeben hat, [wir sehen, daß er wohl erzogen worden ist, und er hat vor uns gehandelt, wie ein edler Mann dieser Länder gehandelt haben würde] er ist gut erzogen, wie seine Rede und seine Handlung beweist, welche wie die eines Edlen dieses Landes ist. Auch vor [allen] denen, die von fernen Gegenden her ihre Augen auf uns richten, verlieren wir durch Aufnahme dieses Jünglings nichts an Achtung, sondern wir gewinnen an Stärke, weil unser Thun nicht das Licht der Mitwissenschaft scheut. Ja ich würde Gott bitten, daß wir unter freiem Himmel tagen könnten, und daß alle, die in diesen Ländern wohnen, herzu zu treten, und zu hören vermöchten, was wir sagen, und zu sehen, was wir thun. So spreche ich, der ich für alle mitsorgen möchte, die in diesen Ländern Böhmen und Mähren wohnen, und der ich in meinem Gebete stündlich zu dem Herrn rufe, daß er all das Wehe und Blutvergießen von dem jezigen Wechsel fern halte, das bei den früheren so schreklich und schmerzlich eingetreten ist."

Als er schwieg, rief eine Stimme: "Der Bischof ist ein gerechter Mann wie der heilige Adalbert."

Der Bischof aber entgegnete noch auf seinem Plaze stehend: "Als Führer dieses Hauses sage ich, daß die Ordnung desselben nicht gestört werden soll, und als Bischof sage ich, daß der heilige Adalbert ein Mann gewesen ist, zu dem man in Nachahmung aufschauen, den man aber nicht erreichen kann."

Nach diesen Worten entfernte er sich von dem freien Raume, und begab sich wieder zu seinem Plaze zurük.

"Lasset die nächsten Redner sprechen," rief jezt eine Stimme.

"Der hochehrwürdige Bischof hat gut gesprochen," antwortete eine andere Stimme.

"Er hat vortrefflich gesprochen," fiel eine dritte Stimme ein, und es erhoben sich verworrene Rufe des Beifalls.

Der Bischof Zdik stand auf, ging zur Gloke, und that auf sie die drei Schläge, ohne etwas zu sprechen. Er blieb bei der Gloke stehen, bis es ruhig geworden war. Dann ging er wieder zu seinem Size.

Hierauf erhob sich Ben, und rief: "Der zweite Redner ist der Priester Daniel."

Da er sich nieder gesezt hatte, ging der Priester Daniel hervor, und sprach gegen die Versammlung: "Mächtige Anwesende! Wenn ich [im vorhinein] gewußt hätte, was der hochehrwürdige Bischof Zdik[, der] vor mir [gesprochen hat,] reden würde, so hätte ich mich gar nicht zum Sprechen gemeldet, und auch jezt würde ich auf meine Worte verzichten, wenn ich doch nicht eines an[zu]führen [hätte] müßte, das tief unter seinem hohen Sinne steht, und dessen er darum auch keine Erwähnung gethan hat. Wenn es [überhaupt] angenommen werden müßte, daß unser hoher und erlauchter Herzog Sobeslaw troz seines Wortes doch geneigt ist, gegen diese Versammlung[, welche in diesem alten Fürstenhause tagt,] etwas Feindseliges zu unternehmen, und wenn dieses Feindselige durch Nachrichten, die der Herzog über uns erhält, vermehrt würde, wie einige glauben [wollen], so müßte es gewiß um ein Großes wachsen, wenn er