Witiko

H7, S. 10


diker dunkler Wald. Gerade vor sich an dem Fusse des Berges, auf welchem der Reiter sich befand, hatte er einen tiefen Grund, in welchem ein Wasser von Untergang gegen Morgen floß. Das Wasser geht hier wie ein großer Bach den Niederungen zu, es geht lange gegen Morgen, es windet sich um mehrere Höhen Berge und Wälder, fällt endlich gegen Mittag ab, und geht in die Donau. Das Wasser ist die Mühel, von dem ein großer
(1) [Lands]trich den Namen Mühelland führte oder noch häufig
(2) Strich Landes [den Namen Mühelland führte oder noch häufig]
(3) Strich Landes den Namen führt. [Der Berg, auf dem der Reiter ein] wenig
(4) Strich Landes den Namen führt. Jenseits der Mühel geht das Land gegen den lezten und höchsten Wald empor. Der Berg, auf dem der Reiter ein wenig
anhielt, wurde von den Leuten, die durch den Wald gingen, der breite Berg genannt, und sie hatten eine Art Vorliebe für den Berg. Es war an seiner halben Höhe ein Wegebild aufgerichtet, an dem die Leute, die hier ein mal gingen, betheten.1

Nachdem der Reiter die drei Sessel ein Weilchen von seiner Ferne betrachtet hatte, schikte er sich an, den breiten Berg hinab zu reiten. Es war auf diesem Wege lauter Wald. Nur ein Saumpfad führte hinunter. Der Reiter mußte oft Äste seitwärts beugen, daß sie ihm nicht das Haupt oder das Antlitz streiften. Es war sehr spät geworden, die Sonne neigte zum Untergange. Endlich, da es schon fast ganz dunkel geworden war, da das Lederzeug des Reiters vom Abende schon feucht zu werden anfing, war er an der Mühel angekommen, und es verbreitete sich Feuergeruch. Der Reiter [wendete sich] lenkte auf einem Wege von dem Saumpfade ab, und hatte nach Kurzem einen Feuerplaz vor sich. Aus mehreren dunkeln Erhöhungen gingen Feuerzünglein empor, die die Tannen zeitweise beglänzten, und ein hoher breiter Rauch hob sich über den finstern Wald empor. Seitwärts dieser Stelle standen Hütten, welche man nicht gleich sah. Auch aus ihren Fenstern blikten schon die angezündeten Lichter des Abends. Auf diese Hütten ritt der junge Mann zu. An einer hielt er still, es traten Gestalten aus derselben heraus, und sie und der Reiter begaben sich in die Hütte. An den schwarzen Erhöhungen glänzten die Feuerzünglein fort, der Rauch stieg fortan in die Höhe, manches Mal sah man eine Gestalt um die Dinge beschäftigt, und so blieb es die ganze Nacht.

Am andern Tage war wieder heiterer Himmel, und die Sonne ging klar an ihm empor. Die Stätte, an welcher der Reiter gehalten hatte, war eine Kohlenmeilerstätte, und es stand eine Anzahl thätiger Meiler auf derselben. Gegen den Wald hin waren dann die Hütten, in denen die Köhler wohnten. Sie waren aus lauter rohen Stämmen erbaut, und die Zwischenräume derselben waren mit dem getrokneten Moose des Waldes ausgepolstert. Die Dächer bestanden aus Rinden oder Brettern. Manche der Hütten war ziemlich groß und geräumig. Sie faßte außer den gewöhnlichen Gelassen noch Abtheilungen für Vorräthe. Alle hatten nebst den Wohnungen auch Ställe für Thiere. Die Hütten waren zerstreut. Vor vielen war ein Gärtlein, auch sah man Wiesen und kleine Felder, die mit Zäunen umgeben waren, und auf denen Kohl und Getreide wuchs. An diesem Plaze der Mühel, wo sie größer zu werden begann, hatte man angefangen, den Wald zu reuten. Theils wurde das Holz verkohlt, und zu Schmieden Schlossern Eisengewerken Waffenmeistern und andern in das Land versäumt, theils wurde es zu Scheiten geschlagen, diese in die Mühel geworfen, und dort hinaus geleitet, wo [es] sie einen Werth hatten, und verkauft werden konnten. Die Abfälle und das kleine Holz wurden verbrannt, um Raum für die menschlichen Dinge zu gewinnen. Es waren auch [E]einige da, die Ther oder dergleichen Sachen aus dem Holze brannten. Die freie Stelle war schon ziemlich groß geworden. Sie hieß der Klaffergrund.

Als die Sonne aufging, sah man den jungen Reiter vor der Thür der Hütte, in welche er sich gestern Abends begeben hatte, stehen, und den Wald betrachten. Bei ihm standen einige Kinder. Sie mochten der Hütte angehören, oder sie mochten auch zum Theile von der Nachbarschaft herbei gekommen sein. Sie sahen alle den Reiter an. Ein Paar war rein, andere hatten etwas Ruß auf ihren Kleidern und rothen Wangen. Der Reiter blikte auch auf sie, bald auf das eine, bald auf das andere, und

1 Am Rand des Absatzes mit Stift: 45 Randnotizen: xxx