Witiko

H67, S. 73b


che die Waffen in der Hand tragen, und auf ihren Höfen [angesammelt] stehen haben, einem Herrn dienen, ihm ihr Gut geben, wenn er es verlangt, ihr Blut lassen, damit er ihnen wieder befehle, und ihren [Gedanken] Sinn beugen kann. Die hohen und niederen Herren des Landes Böhmen und Mähren sollten herrschen; denn sie sind das Land. Ich trage an, daß die Versammlung, die in diesem Saale ist, Punkte entwerfe, die der künftige Herzog [zu] beschwöre[n hat], und die ihn durch unsere Macht [fest] binden, daß er, wenn er auf dem Stuhle sizt, nur unsern Willen zum Heile der Länder ausführen, daß er unsere Kraft nicht zu seinem Nuzen gebrauchen, und daß er uns nicht zerstören kann, wie Swatopluk die Wrse. So sage ich, und weiche nicht davon."

Nach diesen Worten erhob sich in dem Saale ein [starker und vielfältiger] tönender vielstimmiger Beifallsruf.

Als er geendet hatte, stand Bogdan auf, und sagte: "Ich bin in Sadska gewesen. Dort haben alle das Nehmliche gesagt, und ein Einzelner konnte nicht anders sagen. Der Herzog hat unser Wort gebunden; aber wir sollten die voreiligen Bande [abschütteln] zersprengen und frei wählen, wie unser Inneres gebietet."
Randnotiz: Bogdan1

"Es ist so, wir sollen frei wählen," riefen mehrere Stimmen.

Nun stand der rothhaarige Benes auf, und rief: "Ich spreche nur, daß der junge Wladislaw nie unser Herzog werden kann; denn Sobeslaw hat uns immer unterdrükt, und endlich hat er uns nach Sadska gelokt, um uns dort unseren Willen [Gewalt anzuthun."] abzulisten."
Randnotiz: Benes2

"Sobeslaw hat uns unterdrükt, ja er hat uns unterdrükt," rief[en laut und dröhnend viele Stimmen.] eifrig und drohend eine Anzahl von Stimmen.

Hierauf erhob sich Domaslaw, und sagte: "Ich füge nur bei, daß [xxx] Sobeslaw [xxx] oft wider uns war. Ist nicht Konrad von Znaim weil er sein Gegner war sechs Jahre verhaftet gewesen? Mußte nicht auch Wratislaw von Brünn ein Jahr in Gefangenschaft zubringen? Ich rede gar nicht von dem unglüklichen Sohne seines [xxx] Stiefbruders der so traurig im Walde bei Bürgliz endete des Herzogs Bretislaw. Und hat er nicht Herren, die diesen freundlich waren, [auf] in feste Burgen abgeführt? Und sind sie nicht auch sonst in [fester] Haft gehalten worden, wenn sie [xxx] gegen ihn waren? Hat er nicht gewollt, daß Bauern Kaufherrn Münzer Juden Fiedelspieler schwelgen? Darum ist [das] dieses Volk gegen uns so übermüthig geworden. Der Sprößling eines solchen Mannes kann nicht der Herzog der Herren von Böhmen und Mähren werden."

Es folgte wieder ein [xxx] ziemlich lange[s Zeichen der Anerkennung]r Beifallsruf auf diese Rede.

[Nach einiger Zeit, d]Da es ruhiger geworden war, stand Kochan auf, und sprach: "Nicht blos der Herzog Sobeslaw hat den Herren des Landes entgegen gehandelt, sondern alle Herzoge, darum stimme ich Milhost bei; aber nicht, daß Punkte entworfen werden, die der Herzog beschwören muß, sondern daß gar kein Herzog sei, und [xxx] die Herren [in den] der Länder[n xxx] herrschen[."] wie einstens."
Randnotiz: Kochan3

Auch nach diesen Worten entstand [xxx.] [Zustimmung.] Zuruf.

Jezt erhob sich auf der linken Seite des Saales ein Mann in mittleren Jahren in einem dunkelblauen Sammetgewande mit braunem Barte und Haare und mit einer weißen Feder auf der schwarzen Haube. Er sprach: "Ich bin Bohus, und sage auch, daß alle Herzoge gegen uns gewesen sind.
(1) Ich will [nun von] der älteren Zeit reden.
(2) [Ich will es aufzeigen, und von] [der älteren Zeit reden.]
(3) Das war schon in der ältesten Zeit so.
Ist nicht Premysl der erste Herr gewesen, dem [alle gehorchen] dem die andern schweigen4 mußten? Hat nicht schon einer seiner Nachkommen Neklan den Lüker=Herren Wlastislaw in einer großen Schlacht tödten lassen? Sind nicht Spitihnew und Wratislaw des ersten christlichen Herzoges Boriwoy Söhne nach Regensburg zum Reichstage gegangen [xxx?] und haben uns in die Abhängigkeit von den Deutschen gebracht?5 Hat nicht dieses ersten6 Wratislaws Gattin Drahomira ihre Schwiegermutter die heilige Ludmila erschlagen, und ihr Sohn Boleslaw seinen eigenen Bruder den heiligen Wenzel? Hat nicht Boleslaws Enkel der rothhaarige Boleslaw den
<(1) W[rs]en
<(2) Wrsen
geholfen die Söhne Slawniks die Brüder des heiligen Adalbert auszurotten, und hat er nicht gegen die Wrse selber gewüthet? [xxx?]7 Hat nicht [dieser] des Rothaars Bruder der heftige Ulrich des Wlad[i]yken Kresina schöne Tochter Bozena geraubt, und zu seiner Gattin gemacht, und hat er nicht seinen und ihren Sohn den ersten Bretislaw, der kühn und tapfer war wie der griechische Achilleus und der die schöne Judith von Schweinfurt geraubt hat8 zur Flucht genöthigt? Hat nicht dieses Bretislaws Sohn Spitihnew

Randnotiz: Bohus9

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