Witiko

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Da stand der Bischof mit den dunkeln Augen und dem braunen Barte von seinem Size auf, ging zu dem Tische, und schlug mit einem metallenen Stabe dreimal an eine Gloke, daß es einen hellen Klang durch den ganzen Saal gab.

Als alle auf dieses Zeichen nach vorwärts blikten, sagte er: "Ich bin Zdik der Bischof von Olmüz und der erste Führer dieser Versammlung."

Da sich auf diese Worte ein Beifallsgemurmel erhob, wartete der Bischof, bis Ruhe eintrat. Dann blieb er an dem Tische stehen, wendete sich gegen die Versammlung, und sprach: "Nach Chotimir ist die Reihe der Rede an mich gekommen. Ich rede aber jezt über die gegenwärtige Sache nicht mehr, sondern ich habe mit der Gloke das Zeichen gegeben, daß ich als Führer der Versammlung nicht als ihr Mitlied sprechen will. Als Führer aber sage ich: #["]Die bisher gesprochen haben, sind nicht bei dem rechten Gegenstande gewesen. Der ehrwürdige Leche Bolemil hat gesagt, daß es ihm scheine, als sei noch nicht unsere Redenszeit gekommen, [wo]dadurch er dargelegt hat, daß die Sprechsache eine andere sei.
[Der ehrwürdige Abt von Kladrau hat, als die Versammlung heute eröffnet worden war, eine Voransprache an dieselbe gehalten, in welcher er das Anliegen des Jünglings, der vor uns steht, dargestellt hat. Nach derselben hat er die Frage an die Versammlung gerichtet, ob der Jüngling gehört werden solle oder nicht. Die größere Zahl derer, die hier versammelt sind, hat die Frage bejaht, und der Jüngling ist eingeführt worden. Es könnte daher nicht mehr davon geredet werden, was mit ihm zu thun sei; denn das war durch den Spruch der Versammlung entschieden, sondern davon, was irgendeiner noch vor der Anhörung desselben zu sagen für ersprießlich halten mochte. Ich glaube daher, daß die Ordnung ist, daß jezt noch die Übrigen, welche sich zum Reden vor [der] Anhörung des Boten gemeldet haben, reden, daß dann der Beschluß der Versammlung ausgeführt, und der Bote gehört werde, und daß endlich erst die Berathung folge, was dann mit ihm weiter geschehen soll. Ich selber verzichte, wie ich schon gesagt habe,]
Weil der ehrwürdige Abt von Kladrau heute die Versammlung gefragt hat, ob sie den Jüngling, der in Sachen des Herzogs Sobeslaw gekommen ist, hören wolle, und weil die mehreren von denen, die hier sind, die Frage bejaht haben, so ist die Ordnung die, daß der, welcher außer der Frage der Anhörung des Boten noch zu reden für ersprießlich hält, rede, daß dann der Bote gehört werde, und daß man dann rede, was mit ihm geschehen soll. Ich verzichte, wie ich sagte,
auf meine Worte vor der Anhörung des Jünglings."

Als der Bischof dieses gesagt hatte, ging er wieder zu seinem Size, und ließ sich auf demselben nieder.

Nach ihm erhob sich Ben der zweite Führer der Versammlung, ging zur Gloke, und that einen Schlag auf dieselbe.

Dann rief er bei dem Tische stehend: "Ich Ben der zweite Führer des Hauses der Versammlung rufe diejenigen auf, welche nach dem hochehrwürdigen Bischofe Zdik zur Rede vor der Anhörung des Boten aufgezeichnet sind, daß sie reden."

Es meldete sich kein Redner mehr, und die Versammlung blieb stille.

Nach kurzer Zeit rief Ben: "Wenn die übrigen Redner auf ihre Worte verzichten, so frage ich die Versammlung, ob sie es an der Zeit halte, daß der Bote gehört werde."

Fast alle erhoben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Nun wendete sich Ben an Witiko, und sagte: "Junger Reiter, die edlen Herren des Reiches in dieser Versammlung wollen dich hören, rede.

Witiko blieb auf seinem Plaze stehen, verneigte sich, richtete sich wieder auf, und sprach: "Hohe mächtige Herren! Ich bin ein Kind dieses Landes. [In dem entferntesten mittäglichen Theile desselben, wo große Wälder und steinige Gründe um die junge Moldau ausgebreitet sind, bin ich vor]1 Wir haben im Mittage ein kleines Eigen in Pric, ein noch kleines im Walde in Plan, und ein noch klein-2
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1 Fortsetzung des gestrichenen Textes auf HS.66
2 Fortsetzung des Textersatzes auf HS.66