Witiko

H65, S. 72b


Gegner einen großen Anhang hat, der ihm beisteht. Es ist daher beschloßen worden, zu ergründen, welchem Manne aus dem geliebten Geschlechte des geheiligten Premysl die meisten der [hohen und niederen] Herren dieser Länder zugethan sind, und ob ihre Zahl so groß ist, daß ihre Widersacher nichts gegen sie zu unternehmen vermögen, damit dann der erwählte Mann [dann] von dieser Zahl auf den Fürstenstuhl gehoben werde, [damit er durch sie ] den Widerspruch [|dagegen|] durch die Zahl zurük schreke, und [damit er endlich] in den Jahren seiner Herrschaft [mit ihrer Beihilfe] durch sie das Gute in den Ländern heran ziehe, das zum Frommen aller dient[, die in demselben wohnen]. Es sind noch zahlreiche Zweige aus dem Stamme des [geweihten] geheiligten Premysl übrig. Da ist Konrad von Znaim der Sohn Lutolds des Sohnes Konrads, da ist Wratislaw von Brünn der Sohn Ulrichs des Sohnes Konrads, welcher Konrad ein Bruder des Königs Wratislaw gewesen ist, da ist Otto, der nach Rußland geflohen ist, ein Sohn des schwarzen Otto des Sohnes des schönen Otto, der ein Bruder des Königs Wratislaw gewesen ist. Dann sind die Enkel des großen Königs Wratislaw, zuerst durch seinen Sohn Boriwoy die Enkel Spitihnew Leopold Boleslaw und Albrecht, dann durch seinen Sohn Wladislaw den milden, welcher vor dem jezigen Herzoge geherrscht hat, die Enkel Wladislaw Diepold und Heinrich, dann durch seinen Sohn Sobeslaw unserm jezigen erlauchten Herzog die Knaben Wladislaw Sobeslaw Ulrich und Wenzel, ich nenne nicht alle Zweiglein, da ihr sie kennt. Vor zwei Jahren war auf den neun und zwanzigsten Tag des Brachmonates von unserem erhabenen Herzoge Sobeslaw ein Landtag nach Sadska einberufen worden, auf welchem die hohen und niederen Herren Böhmens auf das Verlangen des Herzogs seinen ältesten Sohn Wladislaw als [|dessen|] seinen Nachfolger auf dem Fürstenstuhle [an]erkannten. Es muß entschieden werden, ob alle oder viele an dem jungen Sohne Sobeslaws, welcher ein und zwanzig Jahre zählt, ferner halten, oder ob sie meinen, daß das vorzeitige Hinscheiden des Herzogs die Sache so verändert hat, daß ein anderes Übereinkommen getroffen werden müsse. Es sind so viele Männer aus den Ländern Böhmen und Mähren in diesem Saale versammelt, ja fast alle, deren Wort in den Völkern, die diese Länder bewohnen, Bedeutung hat, daß in Wahrheit ein gültiger Endbeschluß zur Macht und Herrlichkeit des Herrschers zu Stande kommen kann. Möge zur Festigkeit des Herzogstuhles [xxx] eine große Einigkeit erzielt werden. Als Führer dieser Versammlung rufe ich diejenigen, die ihre Stimme in der Sache zu erheben verzeichnet sind, auf, zu sprechen, wie sie meinen, daß es der Augenblik erfordert. Es ist groß wichtig und entscheidend, was hier geschieht, und von der heutigen Stunde hängt es ab, ob das Glük des Landes auf viele Zeit aus dem Gemache dieses Hauses hervor geht, oder ob sogleich der Anfang unabsehliche[s]n unentwirrabre[s]n Elend[.]es gemacht wird. Ich habe die Einleitung zu dem Gegenstande gesprochen."

Nach dieser Rede erhoben sich in der Versammlung die Rufe: "Sehr gut gesprochen," "sehr richtig," "wahr gesprochen," und andere[Worte xxx Beifalles.] unverständliche Laute des Beifalles.

Zdik ging wieder zu seinem Stuhle zurük, und sezte sich auf denselben nieder.

Als die Ruhe eingetreten war, erhob sich Ben, und rief: "Es ist an der Zeit, daß die, welche angemeldet sind, über die vorgelegte Sache in ihrer Ordnung reden."

Er sezte sich wieder nieder.

Es war eine kleine Zeit still, und es erhob sich niemand. Dann stand in der Mitte des Saales ein Mann auf, der zum Oberkleide ein schwarzes Bärenfell und auf der schwarzen Haube eine blaue Feder hatte. Er rief: "Ich bin Rowno aus dem Mittage Böhmens, und bin auf dem Reichstage in Sadska gewesen. Dort war der Wille nicht frei. Die groß sind, erhielten Versprechungen, und wir, die klein sind, fürchteten die Macht. Ich kann nicht für Wladislaw den Sohn des erlauchten Herzogs Sobeslaw streiten."
Randnotiz: Rowno1

Nach ihm stand ein Mann auf, der ein grobes schwarzes Oberkleid und eine Hahnenfeder auf der Bärenhaube hatte. Er rief: "Ich bin Diet von Wettern aus dem Mittage Böhmens, und stimme mit meinem Landsmanne Rowno."
Randnotiz: Diet2

Nach diesen beiden Männern erhob sich Milhost, und rief: "Jezt ist wohl die Reihe der Rede an mir, und ich sage: Es ist eine Schmach, daß Männer, welche Weiber und Kinder Schwestern und Bräute haben, und wel-

Randnotiz: Milhost

1 Doppelt unterstrichen

2 Doppelt unterstrichen