Witiko

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mangelt, mögen ihn nicht deutlich in sich gefaßt haben, und einige mögen auch nur ihre eigenen Wünsche im Sinne tragen. Der Knabe, welcher vor uns steht, kennt nicht, um was es sich handelt, der Herzog hat ihn nicht zu uns gesendet, [und der Knabe] er ist selber zu uns gegangen, und weiß nicht, daß er nicht hieher gehört. Weil wir aber wissen, was er will, so sollen wir ihn entfernen, ihm sagen, daß seine Anwesenheit sich nicht gezieme, und ihm den Rath geben, zu seinen Angehörigen zu gehen, und dort für die Zukunft zu reifen. Vielleicht mag er [einmal] noch Gutes wirken. So spricht Bolemil ein alter Mann, der die Güter der Erde nicht mehr liebt, keinen Menschen mehr haßt, und sich nur zur Vereinigung mit Gott und seinen Heiligen vorbereitet."

Nach diesen Worten sezte sich Bolemil langsam, wie er aufgestanden war, wieder auf seinen Siz nieder.

Es war nun eine Weile eine völlige Stille.

Dann stand ein Mann in den hinteren Reihen der Versammlung auf, der mittleren Alters war, und [noch das schöne] braunes Haupthaar und [den] braunen Bart trug. Er hatte ein schwarzes Kleid. Er rief: "Ich heiße Nemoy, und bin der gleichen Meinung mit Bolemil."

Nach ihm sprach in der Mitte ein Greis in dunkelblauen Gewande: "Ich bin Slawibor, und glaube, daß der erfahrene Bolemil recht geredet hat."

Hierauf erhob sich auf der rechten Seite ein Mann, der an Größe alle übertraf, die bisher aufgestanden waren. Er hatte ein dunkelrothes Kleid an, und trug eine Fülle schwarzen Haares und schwarzen Bartes. Er rief: "Ich bin Predbor!"

Dann sprach er: "Ich erkenne, was Bolemil gesagt hat; aber ich glaube, daß über die Vermessenheit und Zudringung des Boten ein gerechtes Gericht gehalten werden soll."

Nach diesem Sprecher erhob sich mühesam ganz vorne ein alter Mann mit weißen Haaren und weißem Barte und in einem dunkelgrünen Gewande. Er sagte: "Ich heiße Preda und glaube auch, daß doch ein Gericht wenn gleich ein mildes über den jungen Mann, der vor uns steht, von uns abgehalten werden soll; denn wenn wir uns von seiner Jugend lenken lassen, so werden die im Lande, die auf uns sehen, ihre Ehrfurcht vor uns mindern, und wenn wir uns seinem Willen beugen, so werden wir unsere eigenen Beschlüsse nicht achten, und sie vielleicht selber in Kurzem zerstören."

Dann sezte er sich wieder mühevoll auf seinen Siz nieder.

Jezt stand hinten ein jüngerer Mann mit blonden Loken und in hellgrünen Kleidern auf, der an seiner Haube eine lange weiße Feder trug, und rief: "Ich bin Kochan!"

Dann sagte er: "Ich glaube, daß ein strenges Gericht von uns über den Boten nothwendig ist."

Nach ihm rief ein Mann in den vorderen Reihen, der gleichfalls blond aber in feines Braun gekleidet war, und auf der schwarzen Haube eine geflekte Feder trug: "Mein Name ist Drslaw, und ich sage auch, daß ein strenges Gericht gehalten werden soll."

Nach diesen zwei jungen Männern sprach ein alter Mann in einem dunkelgrauen Pelze und mit weißen Haaren in der Mitte des Saales: "Ich heiße Chotimir, und meine, daß der Rath Bolemils hinreichend sei."

Nachdem diese Männer gesprochen hatten, war eine kleine Zeit Schweigen. Es erhob sich niemand mehr zum Sprechen.