Witiko

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[eröffnet worden] versammelt. Aber ehe er seinen Gegenstand pflegen konnte, ist ein [Vorf]Fall gekommen, dessen Schlichtung [zuerst] vorher noth thut. Ein junger Reiter ist erschienen, den unser mächtiger Herzog Sobeslaw gesendet hat, daß er ergründe, was die edlen Herren des Reiches beschließen, und es melde. Er will daher an die Versammlung die Bitte thun, daß sie ihn ihre Berathungen und Beschlüsse anhören lasse, damit er die Wahrheit berichten könne. Sein [vorhergehendes] erstes Anliegen aber ist, daß ihm der Rath gestatte, seine Bitte vor ihm selber darzulegen [zu dürfen]. [Es ist in den verfloßenen Tagen außerhalb des Rathes die Umfrage gehalten worden, ob man ihn hören solle, und da viele einsichtsvolle Männer gesagt haben, daß das Verlangen billig sei, brachte ich die Frage vor diesen Rath, und die größere Zahl der Anwesenden dieser Versammlung hat ausgesprochen, daß man ihn höre. Weil nun] Weil durch Umfrage bei einsichtsvollen Männern und dann in diesem Rathe beschlossen worden ist, daß man ihn höre, und weil ich die Umfrage verursacht, und die Frage vor dieses Haus der Versammlung gebracht habe, so melde ich jezt [auch], daß der junge Bote vor euch steht, damit das geschehe, was bestimmt ist, und damit die, welche vor seiner Anhörung [etwa] noch zu reden [berufen] gemeldet sind, reden."

Als der Abt von Kladrau diese Worte gesprochen hatte, ging er wieder zu seinem Size, und ließ sich darauf nieder.

[Nachdem] Da dieses vorüber war, stand der Mann mit dem schwarzen Kleide und dem weißen Barte, welcher neben Smil saß, auf, trat in den freien Raum, und rief: "Ich bin Ben der Kriegsanführer und[, wie ihr wisset,] der zweite Führer dieses Hauses."

Als man zum Anhören bereit war, sagte er: "Wer [sich] zum Sprechen nach der Einführung des Abgesendeten [gemeldet hat] berufen ist, der spreche. Der Erste weiß seinen Plaz, und jeder [der] Folgende[n] kennt seinen Vormann."

Hierauf nahm er seinen Siz wieder ein.

Da erhob sich in der Mitte der Versammlung ein Mann, der schwarz gekleidet war, auf seiner schwarzen Bärenhaube eine gerade Rabenfeder trug, und schwarze Haare und einen schwarzen Bart hatte. Er rief auf seinem Plaze stehend: "Ich bin Bogdan!"

Nach einer Weile Wartens fuhr er fort: "Der ehrwürdige Abt von Kladrau hat uns gesagt, daß der Bote, welcher vor uns steht, gekommen ist, die Beschlüsse der Versammlung des Reiches zu ergründen, und sie dem Herzoge Sobeslaw zu melden. Der Kundschafter im Kriege sucht die Stellungen und Absichten des Heeres zu erforschen, um sie dem Feinde zu hinterbringen. Der Kundschafter im Frieden sucht Meinungen und Beschlüsse zu erfahren, um sie irgend wohin zu melden, daraus [noch größeres Übel entstehen [können] kann als ein Überfall von einem Feinde.] Krieg und größeres Unheil als im Kriege entstehen kann. Darum sage ich: Werft den jungen Mann in den Thurm, sezt ein Gericht über ihn zusammen, daß es einen Spruch fälle, und verfahrt nach dem Spruche."

Als er diese Worte gesagt hatte, sezte er sich wieder nieder.

Nach ihm erhob sich einer in einem rothen Gewande, welcher in den hinteren Bänken saß, auf der schwarzen Haube eine rothe Feder trug, und an dem Kinne einen starken grauen Bart hatte. Er rief: "Ich bin Domaslaw!"