Witiko

H6, S. 4b


thun könnte, ja sogar auf der weiten Gasse vor dem Hause waren Pfähle eingerammt, an welche man Pferde anbinden konnte. Es befanden sich auch mehrere steinerne Tische auf der Gasse, an welche Stühle und Bänke gestellt waren. Es war in jenen Waldgegenden im Alterthume der Brauch, daß man im Freien tagte und zechte, so daß man jezt, wo sich die Berathung und das Mahl in die Zimmer zurük gezogen hat, noch an manchem Hause eine alte dike steinerne Tischplatte lehnen sieht, an welcher die Voreltern vor dem Hause gesessen waren, und daß der Fuß, der diese Tischplatte getragen hatte, wenigstens in Gestalt von runden diken Steinen im Hausgrase oder im Gestrippe des Hintergebäudes liegt. Der Reiter ritt auf dem schmalen Fahrwege, der durch das Gras zu dem Orte führte, heran, und bis auf die Wirthsgasse hervor. Dort hielt er ein wenig an, blieb auf dem Pferde sizen, schaute rings um alle Gegenstände an, und stieg dann [schnell, ohne die Hilfe eines Knechtes, der herbei gekommen war, anzunehmen, von seinem Thiere] ab. Er führte [es nun selber] das Pferd zu einem der Pfähle, nahm ihm die Gebißstangen aus dem Munde, zog eine Halfter aus der Satteltasche, und band es mit derselben an den Pflock. Da dies geschehen war, [ging er nicht von dem Thiere, sondern] nahm er Wolllappen, [deren jeder die Größe zweier starker] von der Größe starker Männerhände [hatte,] aus dem Sattel, und strich mit den [Lappen] selben abwechselnd die Seiten und andere Theile des Pferdes. Als er damit fertig war, und die Lappen aus geschüttelt hatte, [strich] leitete er noch [mit der bloßen] seine Hand an der Weiche und an dem Rüken des Thieres hin, welches ihn dabei anblikte. Hierauf breitete er den Mantel auf den Rüken des Pferdes. Als er ihn auseinander gethan hatte, sah man, daß dieses Kleid[ungsstük] ein sehr einfaches kunstloses Stük Stoff von grober Wolle und grauer Farbe war. Er gab dem Pferde weder Nahrung noch Getränk, sondern ließ es stehen, und ging zu einem der steinernen Tische, an dem niemand war, und sezte sich vor demselben nieder.

Auf der Bank, die vor dem Hause hin lief, saß ein Mann, [der] von dem Halse bis zur Sohle in das gleiche Stük groben braunen Tuches gekleidet [war]. Das Tuch lag [ihm sehr enge an der] fest an seiner schlanken Gestalt an. Um die Schultern hatte er ein sehr kurzes Mäntelchen mit Ärmeln, das von grauer Farbe war, und noch gröberes Tuch zeigte als die andere Bekleidung. Sonst hatte er nichts auf sich. Der Kopf war ohne Bedekung, und wucherte mit dem dichtesten kurzem und so krausem schwarzen Haare, als wäre jedes einzelne Fädchen desselben mit einem heißen Eisen zu einem Ringe gebogen worden. Um das Kinn auf der Oberlippe und an den Seiten des Angesichtes vor den Ohren hinauf war dasselbe kurze Haar aber wo möglich noch krauser angesiedelt. Aus diesem Schwarz sah ein rothes Angesicht mit sehr großen beinahe gedankenlosen pechschwarzen Augen heraus. Dieser Mann war mit seinen Händen, die auf seine schlanke Gestalt, welche höchstens auf ein Alter von drei und zwanzig bis fünf und zwanzig Jahren hinwies, zu groß waren, damit beschäftigt, einen festen Eisendraht gitterartig um einen geklüfteten irdenen Topf zu legen. Er zog mit einer Zange die Knöpfe des Drahtes sehr fest und kräftig an. Der Reiter saß so, daß er sein Angesicht diesem Manne zuwendete.

Seitwärts des Reiters etwa zehn Schritte von ihm entfernt saßen an einem Brettertische zwei andere Männer. Sie hatten sehr beschmuzte Lederkoller an. Die untere Bekleidung konnte man der sehr breiten Tischplatte willen nicht sehen. Ihre Lederhauben lagen auf dem Tische. Der eine hatte rothbraunes Haar und einen rothen Bart, der andere war schwarzhaarig; aber in das Schwarz war schon sehr viel Weiß gemischt. Der Rothbart schien dreißig Jahre alt zu sein, der Graukopf fünfzig. Beide schienen von mittlerer Größe zu sein, und waren kräftig gebaut. Vor ihnen stand ein großer grauer blaugeblümter Krug. An der Bank des Tisches lehnte eine Armbrust, und auf der Bank lag ein eisenspiziger Stok, den man auch einen Speer nennen konnte.

Sonst war kein Gast auf der Gasse, als an dem entferntesten kleinsten Tische ein Kärner, desse Karren mit der Waare, die vielleicht Topfergeschirr war, neben ihm stand. Ob in der Schenkstube jemand war, konnte man nicht sehen.

Randnotizen: xxx