Witiko

H6, S. 3b


ging, daß sie auch einen Hieb auf den Naken unwirksam zu machen geeignet schien. Diese Verlängerung der Hauptbedekung aber hing nicht lose auf den Naken herab, sondern lag ihm vielmehr dicht an, und wurde unter dem Wamse geborgen, welches von gleichem Leder den ganzen Oberkörper knapp umhüllte. In den Achselhölen war ein Schnitt, daß der Mann den Arm hoch heben konnte, und daß man dann das Linnen seiner inneren Kleidung zu sehen vermochte. Von dem nehmlichen Leder war auch die Beinbekleidung des [Mannes] Reiters. All dieses Leder war ursprünglich mattgelb gewesen, und wiewohl man nicht verkennen konnte, daß große Sorgfalt auf seine Erhaltung und Reinigung angewendet worden sei, so mußte man doch zugeben, daß es nicht mehr neu sei, und Spuren von Wetterschäden und ausgetilgten Fleken zeigte. An der Hüfte hing ein Schwert. Eine Art Mantel oder Oberkleid von Tuch oder überhaupt einem Wollstoffe, war zusammengeschnürt an den Sattel geschnallt, weshalb man die Gestsalt und das Wesen dieses Dinges nicht zu ergründen vermochte. Nur die Farbe schien grau zu sein. [Weder zierte die Kopfbedekung eine Feder, noch war sonst ein Abzeichen an dem ganzen Körper zu bemerken. So saß der Mann auf dem grauen Pferde] Der Reiter hatte keine Feder auf dem Haupte, und nirgends ein Abzeichen an sich. Die Hände waren blos, die rechte war frei, die linke führte die Zügel. Das Pferd [schien zu jener Gattung zu gehören, wie sie aus dem tiefen Alpengebirge zum schweren Zuge oder sonst zu schwerem Dienste in das flachere Land heraus gebracht werden. Es hatte nicht die ganze Größe und Stärke jener Zugpferde aber seine Hüften waren doch schwerer und seine Hufe größer als kriegerische Reiterpferde edler Reiter zu allen Zeiten zu haben pflegen. Sonst aber schien das Thier noch jung und feurig und seine Bewegungen xxx zuverlässig. Der Reiter saß gelassen auf dem Rücken des Thieres, und er blikte weder rechts noch links noch auf die Stadt zurük. Es war im hohen Sommer gegen den Herbst hin, als der Mann von Passau [rieth] ritt, und die Tagesstunde war noch eine ziemlich frühe. Der Himmel war heiter, und die Sonne strahlte rein von ihm hernieder. Das Pferd ging in langsamem Schritte durch die Schlucht hinaus. Als es draußen angekommen war, beschleunigte es seinen Tritt, und ging bei mäßiger Wärme des Tages einen Berg hinan,] hatte größere Hufe und stärkere Lenden, als Kriegs= oder Reitpferde gewöhnlich zu haben pflegen. Da der Reiter die Schlucht hinaus ritt, sah er weder rechts noch links noch nach der Stadt zurük. Es war in sehr früher Stunde eines Tages des Spätsommers, der schon gegen den Herbst neigte. Der Tag war heiter und die Sonne schien warm hernieder. Das Pferd ging durch die Schlucht in langsamem Schritte. Als es über sie hinaus gekommen war, ging es wohl schneller, aber immer nur im Tritte, es ging einen Berg hinan, einen Berg hinab, eine steile Lehne empor eine steile Lehne hinunter, ein Wäldchen hinein ein Wäldchen hinaus, [es] bis es beinahe Mittag geworden war. In dieser Zeit langte der Reiter [bei] unter einigen hölznernen Häusern an, die den Namen des Hauzenberges führten. Die Häuser lagen in Unordnung zerstreut, der Grund, auf dem sie standen, ging sanft empor. Es ging beständig im Schritte; aber ein immer größerer Raum legte sich zwischen den Reiter und die Stadt Passau.

In dem Orte Hauzenberg hielt er an. Die Häuser gingen sanft gegen eine Anhöhe hinan. Hier schien schon eine rauhere Luft zu wehen;1 denn [während] da in Passau sich [schon] bereits die Äpfel färbten, [während] da die Hängebirne zahlreich von den Zäunen der Häuser und von den Lattenwerken an den Wänden und Felsstüken hernieder hing[en], [während] da der Bischof in seinen Gärten [sogar] selbst Aprikosen [zog] hatte: stand hier nur der Waldkirschbaum, er stand [nur] vereinzelt und stand in einer Gestalt [da], die in manchen Theilen zerstükt war, was bewies, daß [manche] viele harte Stürme in den Wintern [an den Ästen] vorüber gegangen waren. In sehr schöner [Gestalt] Bildung dagegen, in großer Menge in zarter Jugend und in hohem Alter stand die Eberesche umher, sie stand [fast] bei [jedem] vielen [Hause] Häusern, und mischte das Grün [des] ihres Laubes und das beginnende Roth [der] ihrer Trauben zu dem Grau der Dächer. [Da stand auch unter solchen Ebereschen die große Herberge.] [Sie war das einzige Haus aus Stein, während die übrigen aus gehauenen und oft zierlich zugeschnittenen Holzstämmen verfertigt waren. Das Gebäude war sehr lang, und hatte] Die Herberge war allein ein Steinhaus, stand auch unter Ebereschen, und hatte ein flaches weit vorspringendes Dach, auf dem große Steine lagen.
Randnotiz (auf H 6/S. 4b): Die Tragebalken des Daches gingen wie bei den Holzhäusern weit hervor, und waren wie bei diesen zierlich geschnizt. Das Haus war lang, in seiner Mauer war eine Thür, deren Pfosten...t
Eine Thür, deren Pfosten roth angestrichen waren, führte in die Schenkstube, etwas weiter davon entfernt konnte man durch ein Thor in den Hof gelangen, der von Ställen Schoppen und Scheunen umfaßt war. Aber auch seitwärts des Hauses befanden sich offene Schoppen, in welche man Pferde

1 Notiz über der Zeile: war hier schon kühlert Seite rechts oben mit X markiert