Witiko

H58, S. 66b


anhöre, wenn ich die Bitte vorlege, mich bei ihren Beschlüssen anwesend sein zu lassen, damit ich nichts [xxx] Unreines und Geschändetes zu dem Herzoge zurük bringe. Ich habe mit keinem Menschen über die Sachen, die jezt gehandelt werden, gesprochen, und wenn sie mich gefragt haben, so habe ich keine Antwort gegeben. So bin ich da, und lege nur der hohen mächtigen und weisen Versammlung, die sich eingefunden hat, um über das Beste des Landes zu berathschlagen, die inständige und ehrfurchtvolle Bitte dar, mich für den Herzog, der das Beste des Landes will, zuhören zu lassen. Ich bin kein Bote, denn ich bin nicht von dem Herzoge an die Versammlung gesendet worden, ich bin kein Kundschafter; denn ich habe nichts gegen das Wissen der Versammlung zu ergründen versucht, ich komme für mich selber in keine Betrachtung, so wenig, wie ein Stüklein Papier, auf das eine hohe Hand eine Zeile geschrieben hat, die geachtet wird. Wenn mich die Versammlung hier duldet, werde ich bleiben, wenn sie mich entfernt, werde ich gehen, werde wieder mit keinem Menschen sprechen, und werde dem Herzoge den Vorgang melden, außer ich werde hier zurük gehalten, und es wird strenger gegen mich verfahren."

Nach diesen Worten neigte sich Witiko wieder, und blieb schweigend stehen.

"Das ist ein treuer Junge," rief eine Stimme in den hinteren Reihen.

"Das ist ein muthiger Mann," rief eine andere Stimme in der Mitte.

Der Bischof Zdik ging zur Gloke, und that drei Schläge auf dieselbe.

Man hörte keinen Ruf mehr, aber es wurde an die Schwerter geschlagen.

Der Bischof sagte, da es ruhig geworden war: "[Der] Die Ordnung der Versammlung muß diese bleiben, daß die Reden und Ansprachen in der Reihe erfolgen, wie sie verzeichnet sind. Es geht an den zweiten Führer der Versammlung der Ruf, ob er den Jüngling etwas fragen will."

Er sezte sich nach diesen Worten wieder auf seinen Siz.

Ben stand auf, wendete sich gegen Witiko, und sprach: "Dein Name ist Witiko."

"Witiko," antwortete der Gefragte.

"Und welcher war der Name deines Vaters?" fragte Ben weiter.

"Mein Vater hieß Wok," entgegnete Witiko.

"Seid ihr mehrere Brüder und Schwestern?" fragte Ben.

"Ich bin der einzige Nachkomme," antwortete Witiko.

"Nun also, Witiko, Sohn des Wok," sprach Ben, "ich der Kriegsanführer Ben, der zweite Führer dieses Hauses frage dich: Bist du von dem Herzoge Sobeslaw an diese Versammlung gesendet worden?"

"Ich bin nicht an sie gesendet worden," entgegnete Witiko.

"Und weßhalb stehst du vor ihr?" fragte Ben.

"Ich stehe in meinem Namen mit einer Bitte, die ich gesagt habe," antwortete Witiko.

"Und hat der Herzog dir selber das goldene Kreuzlein gegeben, welches du gezeigt hast?" fragte Ben.

"Seine Hand hat es in meine Hand gelegt," entgegnete Witiko, "es soll nur ein Zeichen sein, daß ich von ihm einen Auftrag habe."

"Warum hat der Herzog nicht einen Lechen des Reiches an die Versammlung gesendet," fragte Ben weiter, "warum hat er nicht geharrt, bis ihm ein Ergebener aus dieser Versammlung die Nachricht bringt; sondern hat dich, hat einen Knaben geschikt?"

"Ich weiß es nicht," antwortete Witiko, "er hat gesagt: Du blikest ehrlich, du wirst meinen Auftrag vollführen."

Ben schwieg und zauderte einen Augenblik nach dieser Antwort. Die Versammlung schwieg auch.

Da sagte Bolemil: "Fragt weiter.<">

Ben fragte: "Und wenn du hier verweilen darfst, Witiko, wirst du auch reden wollen?"

"Das hätte ich nicht gethan, wenn die Frage auch nicht an mich gerichtet worden wäre," entgegnete