Witiko

H58, S. 65b


bringen. Zum Zeichen, daß ich nicht aus mir selber ¢rede¢[, sondern xxx,] hat er mir ein Kreuzlein gegeben, an welches geglaubt werden wird."

Witiko brach hier ab, zog das Beutelchen hervor, nahm das Kreuzlein heraus, trat einige Schritte vor, und reichte es dem Bischofe Zdik."

Dieser betrachtete das Kreuz, und gab es dann an den Bischof Silvester. Der Bischof Silvester gab es in die Hände der Äbte und Priester, welche an seiner Seite saßen. Von diesen kam es an die übrigen Priester und an die weltlichen Herren [und übrigen Priester xxx]. Der Mann mit dem purpurnen weiten Gewande betrachtete es genau und sah es noch einmal an, [da] als es [von hinten wieder] nach vorne kam, und gab es dann dem Bischofe Zdik zurük. Der Bischof legte es wieder in die Hände Witikos. Dieser trat an seinen Plaz zurük, und barg es in seinem Fache und mit ihm in seinem Gewande.
Randnotiz: rükwärts

Als dieses geschehen war, trat ein Priester von denen, die abseits der Bischöfe und Äbte saßen, auf den freien Raum hervor, und rief: "Ich bin Daniel der Sohn des Magnus ein Untergebener des ehrwürdigen Propstes von Prag Otto und mit ihm des hochehrwürdigen Bischofes Silvester. Ich bitte mit der Genehmigung meiner Obern die mächtigen Herren um Gestattung einer Zwischenrede wegen des Kreuzes."

Da nach diesen Worten alle still waren, sagte er: "Das Zeichen, welches der Bote vorgewiesen hat, gehört unserm erlauchten Herzoge Sobeslaw. Es ist ein Kreuzlein, welches er trägt, seit er sich mit seinem sterbenden Bruder Wladislaw versöhnt hat. Es ist von dem Bischofe Meinhard geweiht worden. Ich bin damals im Kirchendienste neben meinem Vater gestanden, und habe es auf einem Kissen gehalten. Ich erkenne es, da es den Namen Jesus künstlich in feinem Golde trägt, und am Fuße die kleinen Anfangszeichen der Namen Wladislaw und Sobeslaw [hat] führt. Die Weihe des Kreuzes ist in den Schriften der bischöflichen Kirche aufgezeichnet worden, und meine hochehrwürdigen geistlichen Obern haben mich ermächtigt, das Zeugniß abzulegen."

Nun schwieg er.

Der Bischof Zdik aber sagte hierauf: "Ich erkenne auch das Kreuz, und weiß, daß es der Herzog getragen hat."

Nach ihm erhob sich ein alter Mann mit glänzend weißen Haaren und im dunkelveilchenblauen Sammetgewande aus der ersten Reihe, und sprach: "Ich bin Diwis ein alter Diener und Zupan des Herzogs, und weiß, daß er das Kreuzlein bis jezt bei sich getragen hat."

Nun stand der Bischof Silvester auf, und rief: "Ich bin Silvester der erwählte Bischof von Prag."

Dann sagte er: "Ich habe mit dem Jünglinge, der vor uns steht, geredet, und er hat mir Zeichen angegeben, aus denen ich sah, daß ihm der Herzog das Kreuz in die Hände gegeben hat."

Nach diesen Männern sprach niemand mehr in dieser Zwischensprache.

Da fragte Ben die Versammlung, ob der Bote weiter sprechen solle.

Sie bejahten es durch Zeichen der Zustimmung.

Daher fuhr Witiko fort: "Als mir der Herzog den Auftrag gegeben hatte, fragte ich ihn, ob er, wenn er alles wisse, gegen die Mächtigen, welche ihm zuwider handeln, etwas Feindseliges ausführen werde. Er antwortete, daß er dem Lande, seit er es beherrsche, den Sinn zugewendet habe, daß er nur wissen wolle, was geschehe, und daß er dann sterben werde. Die nach ihm kommen, mögen ihre Rechte wahren, wenn sie können. Jezt etwas zu beginnen, wäre unnüz. So sagte ich, daß ich gehen, und ihm die rechte Botschaft bringen wolle. Wenn er einen Kampf im Sinne gehabt hätte, so hätte ich seinen Auftrag nicht ausgeführt. Ich rüstete mich ungesäumt, und Bores, der die Bewachung des Herzogs, zu der ich mich gesellt hatte, leitete, mußte das Nöthige herbei schaffen. In Prag ging ich zu dem hochehrwürdigen Bischofe Silvester, und bath ihn, mir zu erwirken, daß mich die hohe Versammlung

Randnotiz: xxx

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