Witiko

H57, S. 64c


dargestellt hat. Nach derselben hat er die Frage an die Versammlung gerichtet, ob der Jüngling gehört werden solle, oder nicht. Die größere Zahl derer, die hier versammelt sind, hat die Frage bejaht, und der Jüngling ist eingeführt worden. Es konnte daher nicht mehr davon geredet werden, was mit [dem Boten] ihm zu thun sei; denn das war durch den Spruch der Versammlung entschieden, sondern davon, was irgend einer noch vor der Anhörung desselben zu sagen für ersprießlich halten mochte. Ich glaube daher, daß die Ordnung ist, daß jezt noch die Übrigen, welche sich vor Anhörung des Boten zum Reden gemeldet haben, reden, daß dann der Beschluß der Versammlung ausgeführt, und der Bote gehört werde, und daß endlich erst die Berathung folge, was dann mit ihm weiter geschehen soll. Ich selber verzichte, wie ich schon gesagt habe, auf meine Worte vor der Anhörung des Jünglings."

Als der Bischof dieses gesagt hatte, ging er wieder zu seinem Size, und ließ sich auf denselben nieder.

Nach ihm erhob sich Ben, der zweite Führer der Versammlung, ging zur Gloke, und that einen Schlag auf dieselbe.

Dann rief er bei dem Tische stehend: "Ich Ben der zweite Führer des Hauses der Versammlung rufe diejenigen auf, welche nach dem hochehrwürdigen Bischofe Zdik zur Rede vor der Anhörung des Boten aufgezeichnet sind, daß sie reden."

Es meldete sich kein Redner mehr, und die Versammlung blieb still.

Nach kurzer Zeit rief Ben: "Wenn die übrigen Redner auf ihre Worte verzichten, so frage ich die Versammlung, ob sie es an der Zeit halte, daß der Bote gehört werde."

Fast alle erhoben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Nun wendete sich Ben an Witiko, und sagte: "Junger Reiter, die edlen Herren des Reiches in dieser Versammlung wollen dich hören, rede.<">

Witiko blieb auf seinem Plaze stehen, verneigte sich, richtete sich wieder auf, und sprach: ["]"Hohe mächtige Herren! Ich bin ein Kind dieses Landes. In dem entferntesten mittäglichen Theile desselben, wo große Wälder und steinige Gründe um die junge Moldau ausgebreitet sind, bin ich vor zwei und zwanzig Jahren geboren worden. Mein Vater starb, da ich noch ein Kind war. Meine Mutter ging mit mir zu einer Base nach Baiern, und lebte dort. Wir besizen einige kleine Gründe in diesem mittäglichen Böhmen nahe an den Waldorten die jezt dort im Entstehen sind, an Friedberg und an dem Plane, welcher der obere heißt. Meine Mutter sandte zuweilen jemand aus Baiern nach diesen Gründen. Sonst sind wir nichts. Einmal, so geht die Sage, als die Bewohner Böhmens von Christus noch nichts wußten, seien wir groß und mächtig gewesen, und hätten schon den neuen Glauben gehabt. Aber wie es ist, ob es so gewesen ist oder nicht, ist jezt einerlei, jezt sind wir nichts. Als ich reiten gelernt hatte, und die Waffen führen konnte, ritt ich von Baiern durch meine Heimath nach Prag, um Sobeslaw dem Herzoge unseres Landes zu dienen. Es sind seither [zwanzig] achtzehn Monde verflossen. Ich kam unter Männer, die Reiterdienste thaten. Als im vergangenen Jahre der Krieg unsers Volkes in Verbindung mit dem deutschen Könige Konrad gegen die Sachsen war, und als ich einen Weg ausforschte, auf welchem unsere Schaar an die Feinde von einer Seite heran kam, wo sie es nicht vermutheten, dadurch dem andern Theile unseres Heeres der Sieg erleichtert wurde, sah ich den Herzog, welcher mich belobte. Als der Herzog krank war, ritt ich auf Hostas Burg, um zu [sehen] erfahren, wie schwer er leide. In dem vorigen Monate ließ er mich in sein Krankengemach rufen, und sagte, ich solle nach Prag reiten, es seien auf dem Wysehrad Versammlungen, welche berathen, was nach seinem Tode sein wird. Ich solle ergründen, was sie sagen, und vorhaben, und soll ihm die genaue Nachricht zurük