Witiko

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Nach einer Zeit öffnete sich die Thür neben dem Kreuze, und zwei Männer traten heraus. Beide hatten ein veilchenblaues Überkleid[, d].Der eine hatte eine hohe Stirne dunkle Augen, und ein brauner Bart ging auf das [veilchenfarbene] Überkleid nieder. Der andere hatte blaue Augen und einen weißen Bart. Jeder trug [eine goldene Kette und] ein goldenes Kreuz.

Im Herausgehen sagte der mit dem braunen Barte zu dem andern: ["Ihr werdet ihn erst kennen lernen."] "Lernet ihn nur kennen."

"Ich kennen ihn [schon,"], ich kenne ihn," antwortete der mit dem weißen Barte[, "und kenne das Gebot der Treue."].

Dann gingen sie schweigend über den Fußboden des Gemaches bis zur Ausgangsthür. Dort verabschiedeten sie sich, der mit dem braunen Barte ging hinaus, der mit dem weißen wieder in das Gemach zurük, aus dem sie gekommen waren. Jezt ging auch Witikos Begleiter in das Gemach. Nach einer Weile kam er wieder heraus, und führte Witiko hinein.

Der Mann mit dem weißen Barte und den blauen Augen stand in dem Gemache [vor Witiko, als es der Einführer verlassen hatte.], da Witiko eintrat[, und als der Begleiter sich entfernt hatte sagte er: "Ich bin]. Der Begleiter entfernte sich.

["Ich bin] "Ich bin der Bischof Silvester[, mit dem du sprechen willst," sagte er.]," sagte der Mann.

"Mich sendet der Herzog Sobeslaw," [sagte] entgegnete Witiko.

"So [seze dich auf jenen Stuhl," [entgegnete der Bischof] sagte der Mann, "ich werde mich in deinem Angesichte nieder sezen, und dann sprich."

Sie sezten sich, und der Bischof sagte: "Ich kenne dich nicht, du bist noch sehr jung, wie kann ich wissen, daß dich der Herzog sendet?"] sei gesegnet, und seze dich auf jenen Stuhl," sagte der Mann.

Witiko sezte sich, der Mann sezte sich auf einen andern Stuhl, und sagte: "Nun sprich, wie erkenne ich deine Sendung?"

["Ihr wisset es,"] ["Weil ich es sage," entgegnete Witiko, "[weil ich es sage, und] und weil ihr mir durch dieses Zeichen[, hat er gesagt, werdet ihr mir helfen."] helfen werdet."

[Darauf zog er] Er zog das rothe Beutelchen aus seinem Wamse, trat das Kreuzlein heraus, und reichte es dem Bischofe. Der Bischof nahm es, küßte es, und gab es Witiko wieder zurük.

"Wann hat er dir das Kreuzlein gegeben?" fragte er<.>

"Vor vier Tagen am Morgen," antwortete Witiko<.>

"Hat er es dir aus dem Bette gereicht?" fragte der Bischof.

"Er hat seine Hand von der Bärendeke des Bettes erhoben, hat in den Schrein hinter dem Bette gelangt, hat das Beutelchen mit dem Kreuze hervorgezogen, und es in meine Hand gelegt," sagte Witiko.

"Es ist [sein Zeichen] gut," erwiederte der Bischof, "Was [begehrest du?"] ist dein Begehren?"

"Sie berathen auf dem Wysehrad, [wohin sie der Herzog nicht gerufen hat,]" entgegnete Witiko, "ich soll ergründen, was sie sagen, und vorhaben, und soll dem Herzoge die rechte Botschaft bringen."

["Hast du noch Eltern?" fragte der Bischof.

"Nur eine Mutter," antwortete Witiko.]