Witiko

H55



"Sobeslaw," sagte die Frau zu einem der Knaben, "sieh in der Stube, ob Bores dort ist, und rufe ihn her. Dein Vater will diesen Mann da versenden."

"Ja Mutter," rief der Knabe, sprang [von der Hirschdeke] empor und lief zur Thür hinaus.

[Die zwei andern Knaben stellten sich zur Frau, und einer] Ein anderer Knabe fragte: "Mutter, schläft der Vater [noch?"]?"

"Nein, [mein] Wenzel," antwortete die Frau, "aber er muß Ruhe haben[, ihr dürft ihn nicht stören."]."

"Wir sind immer stille," sagte der Knabe.

"Ihr müßt noch eine Zeit stille sein," entgegnete die Frau.

Der fortgesendete Knabe kam zurük, und brachte einen bewaffneten Mann.

"Bores," sagte die Frau zu ihm, "der Herzog sendet diesen Reiter fort. Er soll sich ein Pferd wählen, und das Nothwendige erhalten."

"Es wird in kurzer Zeit bereitet sein," sagte Bores.

"Wo ist Wladislaw?" fragte die Frau.

"Er ist in das Holz geritten, und wird sogleich wieder kommen," antwortete Wenzel.

"Meldet es mir, wenn er kommt," entgegnete die Frau, "seid gegrüßt, ehrwürdiger Vater, und ihr, Witiko, reitet wohl."

Dann ging sie wieder in das Krankengemach. Der Priester, der aufgestanden war, sezte sich wieder auf seinen Plaz, und Witiko und Bores gingen in die äußere Stube. Dort waren mehrere Menschen, Mannen, Priester [Hilfsärzte] und andere. Die zwei Männer schritten durch sie hindurch in den Vorsaal und die Treppe hinab in die unteren Räume und [Ställe] in den Stall.

Nachdem eine Stunde vergangen war, wurde für Witiko das Thor geöffnet, und er ritt auf einem schwarzen Pferde des Herzog[e]s in die Schneepfade der Gegend, die gegen Sonnenuntergang liefen, hinaus. Er hatte seine Füsse für die Bügel mit starken Tüchern umwunden, über seiner Lederkleidung hatte er Pelzwerk, seine Haube war mit einem Stüke Bärenfell bedekt, und seine Hände waren in Pelz gekleidet. In der Rechten trug er einen kurzen Wurfspieß, und an seiner Seite hing das Schwert. So ritt er [unverdrossen] fort, [bis er] und am Morgen des vierten Tages kam er in Prag [ankam.]an.

[Dort] Er suchte [er] eine Herberge, brachte das Pferd unter, besorgte die Reinigung seiner Kleider, und aß etwas zum Frühmale. Dann ging er zum [bischöflichen] Hause des Bischofs. Er pochte mit dem Klöppel an dem Thore. Der Thorwart öffnete ihm, führte ihn zur Treppe, und über diese hinauf in einen Vorsaal, wo er ihn einem geistlich gekleideten Manne übergab. Dieser fragte nach seinem Begehren. Witiko sagte ihm, daß ihn der Herzog sende, und wie er heiße. Darauf wurde er von ihm in ein erwärmtes Gemach geführt, in welchem unter einer Himmeldeke ein großes Kreuz des Heilandes stand. Die Thür neben dem Kreuze, sagte der Mann, führe zu dem Bischofe; allein Witiko müsse warten, weil ein hoher Herr bei dem Bischofe sei, und mit ihm spreche.

Witiko stellte sich an ein Fenster, und wartete. Der Mann ließ sich auf eine Bank nieder.