Witiko

H50, S. 58c


viel[es] gesprochen hatte.

"Sei mir gegrüßt, Witiko," sagte er, "es ist sehr gut, daß du heute da bist. Siehst du es ist nicht wahr geworden, was wir einmal, da wir eine Streke miteinander geritten sind, [so eifrig] gewünscht haben. Es sind seit dem noch nicht [zwanzig] [achtzehn] 191 Monde vergangen, und ein Leben, dem wir eine sehr lange Dauer zugedacht haben ist, so scheint es, dem Erlöschen nahe. Die schweren Zeiten, die an diesem Ereigniße haften, stehen bevor."

"Sei auch von mir in Ehrfurcht gegrüßt," sagte Witiko, ["die Zeiten wären nicht so schwer, wenn sie die Menschen nicht dazu machten."] ["wir machen die Zeiten schwer."] xxx

"Kannst du die [Menschen] sie wandeln," entgegnete der Mann, "daß sie nicht [bei rechter Gelegenheit] zu richtiger Zeit ihre eignen Wünsche verfolgen, und Unordnung [erzeugen?"] [erregen] stiften?"

["Die Guten können es,"] "Nicht ich; aber viele könnten es" sagte Witiko, "wenn sie xxx an dem Rechte halten, und
(1) [immer mehrere] zwingen, es auch zu thun."
(2) die anderen [zwingen, es auch zu thun]."
(3) die anderen auch dazu zwingen."

(1) "[Nur] die (2) "Ja die (3) "Ja nur die

¢Macht¢ kann die Schlechten nieder halten," entgegnete der Mann. Randnotiz: xxx

["Möge sie es thun,"] "So thue sie es," sagte Witiko.

["Und es stets können,"] "Wenn sie es immer kann," antwortete der Mann, "du wirst heute von der Versammlung über dein Anliegen gehört werden. Witiko, ich selber habe etwas dazu beigetragen." Randnotiz: xxx

"So habe meinen Dank dafür," entgegnete Witiko.

"Jezt lebe wohl," sagte der Mann, "es drängt die Zeit."

"Lebe wohl," sagte Witiko.

Sie trennten sich, und der Priester führte Witiko [durch mehrere Räume] zu einer Treppe und dann über diese in einen langen Gang. Wenn irgendwo [gegen den Zudrang] Reisige standen, sagte der Priester ein Wort als Zeichen, und sie wurden vorüber gelassen. [Am Ende des Ganges] Von dem Gange traten sie in ein Gemach. Das Gemach war groß, und in demselben befanden sich sehr viele Menschen. Es waren Diener da, es waren Herren da, selbst Frauen, und auch Leute, welche nur die Neugierde hergezogen hatte. Von dem Gemache führte [eine Thür in] gegen einen weiteren Raum eine Thür, durch welche Leute ab und zu gingen.

"Hier müssen wir warten," sagte der Priester zu Witiko.

Sie warteten.

[Endlich] Nach einer Zeit wurden Bewaffnete vor die große Thür gestellt, und sie durfte nicht mehr geöffnet werden.

Als von da an mehr als eine Stunde vergangen war, wurde Witiko durch diese Thür gerufen.

"Du mußt allein hinein gehen," sagte der Priester zu ihm.

Witiko ging an den Bewaffneten vorüber [vorüber] durch die [große] [hohe] xxx Thür, sie wurde hinter ihm geschlossen, und er stand vor der Versammlung.

Es war ein sehr großer Saal. Der Saal war rükwärts und seitwärts ganz mit Menschen gefüllt. Nur wo Witiko stand, war ein größerer freier Raum. Er konnte auf alle sehen, und alle konnten auf ihn sehen. Vorne in der Versammlung, wo ein langer Tisch mit Schreibgeräthen stand, saß der Bischof von Prag Silvester. An seiner Linken saß der Bischof mit den dunkeln Augen und dem braunen Barte, welchen Silvester Zdik den Bischof von Olmüz geheißen hatte. Dann saßen mehrere Äbte und geistliche Herren. Priester, die zu den Untergebenen der Bischöfe und Äbte gehörten, saßen etwas abseits. Vorn in der Versammlung saß auch ein Mann

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