Witiko

H5, S. 2b


Stelle und den dichtesten und an mehreren Orten undruchdringlichen Waldbestand erreicht. Dieser [große] auch jezt noch große Wald hat in seinen Niederungen vorzugsweise die Buche in schönen Stämmen und in dem üppigsten grünen Laube, höher hinauf beginnt die Tanne und das ganze Geschlecht der Nadelhölzer, erst hoch und [prächtig] sehr schön, dann immer kleiner und endlich auf dem Grate der Berge zuweilen [sogar] als Knieholz hinkriechend, nicht der Bergeshöhe willen sondern [wegen] der kalten Winde wegen, die so oft und [so] frei hier herrschen können. Von der Schneide der Berge sieht man in das Thal der Moldau hinab, welche in weiten Windungen und im moorigen Boden, der sich aus dem Walde heraus gelöst hat, in die ferneren Gelände hinaus geht. Gegen sie steigt der Wald in [sehr] breiten und dichten Wogen ab, nimmt sie nicht selten in seine Schatten [ein], und läßt sie wieder in Wiesen und Hutweiden hinaus. Jenseits des Wassers [er]hebt er sich neuerdings höher, und geht in vielen Wellen in mitternächtlicher gegen Morgen geneigter Richtung in das Land Böhmen hinein, bis er nach vielen Stunden, die ein Mann zu wandern hätte, bis er diesen Grund durchschritten<,> mit der lezten [Woge] der Wellen, die den Namen Blansko führt, an der Ebene steht,
Randnotiz: und dort endet
in welcher die Stadt Budweis liegt. In den Thalrinnen dieser Wälder und in [den] ihren tellerartigen Ausbuchtungen [liegen] sind viele Wiesen Felder und Ortschaften, und selbst an den Hängen erblikt man Blößen mit Feld Wiese und Häuschen. [Der] Aber der reine ungeschwächte Waldwuchs [aber] geht von dem Blökensteine in gerader morgenlicher Richtung über das Hochficht die Schönebene den Schloßwald und den Jesuitenwald hinaus. In ihm ist keine Lichtung, und in ihm ist keine Wohnung. Oft dicht an dem mitternächtigen Fuße dieses Zuges oft weit von ihm entfernt geht auch die Moldau [gleichfalls] in der Richtung gegen Morgen [fort]. Sie ist ganz in dem böhmischen Lande. Ihr Fließen ist in dem Thale[, gegen welches die genannten Höhen absteigen,] des großen Waldes sehr langsam[,]. [bis] [sie unterhalb des Jesuitenwaldes] Unterhalb des Jesuitenwaldes kömmt sie in die Kienberge [kömmt], die an ihrer linken Seite stehen[, dort]<.> Hinter ihnen begegnet sie dem Fels der Teufelsmauer und ihr Lauf wird an ihm ein rauschender und tosender.
Randnotiz: [[Hierauf] Dann] Hierauf geht sie noch um schöne Waldhöhen, und geht noch ein Weilchen gegen Morgen. Dann wendet sie ihre Richtung gegen Mitternacht, und beginnt das Waldland zu verlassen.
Später, wo ihre Richtung eine mitternächtliche wird, und sie das Waldland zu verlassen beginnt, bleibt ihr Abfall fortan ein lebendigerer und rascherer, als er in der [oberen] moorigen Thalsohle der oberen Wälder gewesen war. Sie begegnet hier auch hie und da einem schönen Fels, muß manchem waldigen Haupte weichen, und in Schlangen um dasselbe herum gehen, muß an manchem langgedehnten Hange [hin] hinstreichen, bis die Berge immer kleiner werden, die sie leichter umspringt, und bis sie nach mehreren Meilen gleich dem Blansko in die Ebene kömmt, in der Budweis liegt.
Randnotiz: und den Wald hinter sich läßt.
Die bedeutendsten Orte, denen sie [in diesem ihrem] in dem Laufe
Randnotiz: der genannt worden ist, in den heutigen Tagen
jezt begegnet, sind die Fleken Oberplan und Friedberg die Abtei Hohenfurt und die Städte Rosenberg und Krumau.

Zur Zeit, da i[n]m [Deutschland] deutschen Reiche der dritte Konrad, der erste aus dem Geschlechte der Hohenstaufen herrschte, und da man das Jahr des Heiles 1138 schrieb, ritt in der Schlucht zwischen dem Berge des Oberhauses und dem des Klösterleins, welche aber damals nicht bewohnt sondern wild verwachsen waren, auf einem grauen Pferde, dessen Farbe fast wie der frische Bruch eines Eisenstükes anzuschauen war, ein Mann von der Donau gegen das mitternächtige Hügelland hinaus. Der Mann war noch im jugendlichen Alter. Ein leichter Bart, welcher eher gelb als braun war, zierte die Oberlippe, und umzog das Kinn. Die Wangen waren fast rosenroth, die Augen blau. Das Haupthaar konnte nicht gesehen werden; denn es war ganz und gar von einer ledernen Kappe bedekt, welche wie ein Beken von sehr festem und dikem Stoffe gebildet, so daß ein ziemlich starker Schwerthieb kaum durchzudringen vermochte, dergestalt auf dem Kopfe saß, daß sie alles Haar in ihrem Innern faßte, und an beiden Ohren so gegen den [Rüken xxx] Rüken mit einer Verlängerung hinab

Randkorrekturen und -notizen vertikal mit Stift gestrichen