Witiko

H49, S. 59a


ab, strich mit der rechten seine Loke zurük, und stand dann da, seine Augen auf die Versammlung richtend.

Es war ein großes Gemurmel gewesen, als er in den Saal trat, wie es immer ist, wenn viele Menschen in einem Raume sind, und obschon nicht laut doch vielfältig mit einander sprechen. Das Brausen der Rede war noch lauter geworden, da er eintrat. Manche hatten sich von ihren Sizen erhoben, um ihn
Randnotiz: [genauer an zu sehen und]
zu sehen, und die rükwärts waren, standen fast alle in ihrer Größe aufrecht, um besser nach vorwärts ¢schauen¢
Randnotiz: [freier und genauer auf ihn zu schauen] besser nach vorwärts bliken zu können
zu können.

Als das Geräusch sich nach und nach minderte, erhob sich ein Priester, der neben den Bischöfen geseßen war, trat in den freien Raum vor dem Tische, und rief: "Ich bin der Abt von Kladrau."

Hierauf schwieg er, und da sich nirgends ein Widerspruch erhob, und da bei nahe eine gänzliche Stille eingetreten war, hob er an: "Liebe, Mächtige, und Wohlgesinnte! Wir haben heute in diesem Hause eine Versammlung, die so groß und ehrfurchterwekend ist, wie selten eine in diesem Lande statt gefunden hat. Viele Getreue haben, als das Unglük zu drohen schien, welches nun dem Reiche bevor steht, ihre Worte ausgetauscht, was vorzubereiten ist, daß der Jammer nicht erscheine, der schon manches Mal bei einem Wechsel in dieses arme Land gekommen ist. ¢Dann haben sie sich zu Berathungen versammelt¢: als aber die Nachricht in das Land kam, daß es fast nicht anders sein werde, als daß unser erlauchter Herzog Sobeslaw zum ewigen Leben in der Gesellschaft seiner Brüder seiner Eltern und Voreltern werde einberufen werden, so kam eine große Zahl edler Herren dieses Reiches aus allen Gegenden herein, sie offenbarten ihren Stand und ihren Besiz, und verlangten, [zur] zu der Versammlung gelassen zu werden. Der Rath zu erster Erwägung der Dinge und zur Findung des Ausganges ist nun heute in diesem Hause eröffnet worden. Aber ehe er seinen Gegenstand pflegen konnte, ist ein Vorfall gekommen, der zuerst geschlichtet sein mußte.
Randnotiz: dessen Schlichtung zuerst noth thut
Es ist ein junger Reitersmann erschienen,
Randnotiz: Ein junger Reitersmann erschien
den unser mächtiger Herzog Sobeslaw gesendet hat, daß er ergründe, was die edlen Herren des Herzogthums
Randnotiz: Reiches
beschließen, und es [ihm der Wahrheit gemäß] melde[t]. Der junge Reiter will nun an die Versammlung die Bitte stellen, daß sie ihm ihren Beschluß anzuhören erlaube, damit er [ihn nach der völligen] die Wahrheit hinterbringen könne. Sein vorhergehendes Anliegen aber ist dies, daß ihn der Rath vor sich erscheinen lasse, und die Darlegung seiner Bitte höre.
Randnotiz: Sein erstes Anliegen aber ist, daß ihn der Rath vor sich lasse und seine Bitte von ihm selber höre.
Es ist zuerst
Randnotiz: vorher in den verflossenen Tagen (Umfrage) wegen Anhörung.
vor einigen Tagen außerhalb des Rathes Umfrage gehalten worden, ob man dem [Anliegen] Wunsch um Gehör nachkommen könne, und da manche [bedeutungs] einsichtsvolle Männer gesagt hatten, daß dieses billig sei, so wurde heute auch die Frage im Rathe eröffnet, und die größere Zahl der hier Anwesenden antwortete, daß man den jungen Reitersmann höre. Ich habe als Priester des versöhnlichen und erlösenden Heilandes und als Oberhaupt thätiger Söhne Benedekts die Umfrage veranlaßt, habe heute die Frage im Rathe vorgelegt, und stelle hier den jungen Reiter dar, daß die sprechen, welche sich gemeldet haben, und in der Ordnung, wie [es] sie sich angezeigt [worden ist] haben."

Nachdem der Abt diese Worte gesprochen hatte, trat er zurük und nahm wieder seinen Platz ein.

Darauf erhob sich der Mann, welcher neben Smil in der vorderen Reihe saß, mit einem schwarzen Gewande angethan war, und einen weißen Bart hatte. Er trat in den freien Raum, und rief: "Ich bin Ben der Kriegsanführer und der zweite Führer des Hauses."

Es war auf diese Worte ganz stille. Dann sagte er: "Wer zu sprechen berufen ist, spreche. Der erste kennt seinen Platz, und jeder weiß seinen Vormann."
Randnotiz: Wer der erste ist, weiß es und jeder kennt seinen Vormann

Er ging nach diesen Worten wieder auf seinen Siz.

Da erhob sich in der Mitte der Versammlung ein Mann, welcher schwarz gekleidet war, auf seiner schwarzen Bärenhaube eine gerade Rabenfeder trug, und schwarze Haare und einen schwarzen Bart hatte. Er rief auf seinem Plaze stehend: "Ich bin Bogdan."
Randnotiz: vi Da die Versammlung vor sich zu lassen beschloßen hat, daß ich spreche
Und als er ein Weilchen gewartet hatte, fuhr er fort: "Weil der junge Reiter ein Kundschafter ist, weil es gerade vor der Versammlung verkündet worden ist, weil gegen die Worte des ehrwürdigen Abtes von Kladrau ein Zweifel nicht gestattet werden kann, weil ein Kundschafter im Kriege, der die Absichten eines Heeres den Feinden desselben mittheilt, erdrosselt wird, und weil ein Kundschafter im Frieden, welcher Meinungen Beschlüsse und Handlungen an Orte meldet, von denen aus dadurch ein Krieg erzeugt werden kann, nicht ein Krieg der Landeskinder gegen die Fremden sondern ein Krieg der Landeskinder gegen die Landeskinder,

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