Witiko

H48, S. 58b


[genheit ist,] ihre
Randnotiz: ihre (bösen)? Wünsche(?)
eigenen Zweke [nicht] verfolgen, und [dadurch nicht] Verwirrung anrichten?"

"Die Guten können am Rechte halten," sagte Witiko, "und
Randnotiz: und eine immer größere Zahl zwingen es auch zu thun
immer mehrere zwingen, das Gleiche zu thun."
Randnotiz: es auch zu thun

"Nun [D]<d>ie Macht kann die Schlechten niederhalten[, daß sie sich nicht zum Schaden aller erheben können,"] entgegnete der Mann.

"Möge sie es thun," sagte Witiko.

"Und es können," entgegnete der Mann, "du wirst heute von der Versammlung über dein Anliegen gehört werden, Witiko, ich habe selber etwas dazu beigetragen."

"So [H]<h>abe meinen Dank dafür," antwortete Witiko.

"Jezt lebe wohl," sagte der Mann, "es drängt die Zeit.

"Lebe wohl," sagte Witiko.

Sie trennten sich, und der Priester führte Witiko durch [mehrere] manche Räume zu einer Treppe, und dann über diese [und über Gänge in ein großes Gemach] in einen langen Gang. Am Ende des Ganges traten sie in ein Gemach. |Das Gemach war groß|. Wenn irgendwo gegen den Zudrang Reisige standen, sagte der Priester ein Wort als Zeichen, und sie wurden vorüber gelassen. In dem Gemache waren sehr viele Menschen. Es waren Diener da, es waren Herren da, selbst Frauen und auch Leute, welche nur die Neugierde herge[führt]lokt hatte. Von dem Gemache führte eine große Thür in einen weiteren Raum, durch welche Leute ab und zu gingen.

"[In diesem Gemache] Hier müssen wir warten," sagte der Priester zu Witiko.

Sie warteten.

Endlich wurden Bewaffnete vor die große Thür gestellt, und sie durfte nicht mehr geöffnet werden.

Da
Randnotiz: Als xxx
das Warten Witikos über eine Stunde gedauert hatte, wurde er durch die große Thür gerufen.

"Du mußt allein hinein gehen," sagte der Priester zu ihm.

Witiko ging an den Bewaffneten vorüber durch die große Thür, sie wurde hinter ihm geschlossen, und er stand vor der Versammlung.

Es war ein sehr großer Saal. Der Saal war rükwärts und seitwärts ganz mit Menschen gefüllt. Nur wo Witiko stand, war ein größerer freier Raum. Er konnte auf alle sehen, und alle konnten auf ihn sehen. Vorne in der Versammlung, wo ein langer Tisch mit Schreibgeräthen stand, saß der Bischof von Prag Silvester. An seiner linken saß der Bischof mit den dunkeln Augen und dem braunen Barte, welchen Silvester Zdik den Bischof von Olmüz geheißen hatte. Dann saßen mehrere Äbte und geistliche Herren. Priester, die zu den Untergebenen der Bischöfe und Äbte gehörten, saßen etwas abseits. Vorn in der Versammlung saß auch ein Mann in einem sammetnen dunkelpurpurnen weitem Gewande, das ein Gürtel zusammen hielt, in welchem Gürtel aber kein Schwert hing. Der Mann hatte eine hohe kahle Stirne, und ein weißer Bart floß auf das Purpurgewand nieder. Neben ihm saß einer in grünem Gewande mit weißen Haaren. Es war Smil ein Kriegsanführer, den Witiko im sächsischen Kriege gesehen hatte. Neben Smil saß einer in schwarzem Gewande mit weißem Barte, und dann noch mehrere in kostbaren Zierden.
Randnotiz: |Gewändern|
In den hinteren Reihen sa[ss]ßen vornehme Herren Böhmens
Randnotiz: schön geziert
in schönen Gewändern. Alle hatten ein Schwert. Witiko kannte keinen, oder er konnte ihn in der Menge nicht erkennen. Ganz rükwärts glaubte er das Angesicht des Reiters zu erbliken, der sich bei Chynow den Sohn des Nacerat geheißen hatte. Auch sah er einen Mann, von dem er meinte, daß er damals Welislaw genannt worden ist. Noch einen sah er, der in jenem Gefolge gewesen war. Den Scharlachreiter konnte er nirgends erbliken.

Als er in den Saal getreten war nahm er seine Lederhaube [ab] mit der linken Hand