Witiko

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ließ sich in den Wysehrad tragen. Seine Kräfte nahmen immer mehr ab. Da traten verschiedene Menschen zu ihm, und bathen um Aussöhnung mit Sobeslaw. Sobeslaw war selber im strengen Winter nach Böhmen gekommen, und ging in dem Walde auf dem weißen Berge herum. Dies war im Anfange des Hornung. Die Mutter der zwei Söhne, Swatawa, sezte sich an das Bett des Kranken, und bath mit ihrem ehrwürdigen Munde und mit ihrer alten ehrwürdigen Gestalt um Versöhnung. Der edle Bischof Otto von Bamberg kam von einer Bekehrungsreise nach Prag. Ihm berichtete der Herzog, und empfing von ihm die Segnungen der Kirche. Der Bischof verlangte auch die Versöhnung. Da erging am fünf und zwanzigsten Tage des Monates März die Weisung, daß Sobeslaw komme. Er kam. Weinend schlangen die Brüder die Arme in einander, und Sobeslaw kniete an dem Bette des Kranken nieder. Alle in dem Lande Böhmen kamen über diese Nachricht in Jubel, und betheten in den Kirchen, daß der Fürst genese. Aber er starb an dem zwölften Tage des Monates April, sein Leichnam wurde in die Abtei zu Kladrau, die er mit Reichthümern begabt hatte, geführt, und sein Bruder Sobeslaw bestieg den Stuhl von Böhmen, den er jezt im dreizehnten Jahre inne hat."

"Und er ist jezt anders, als er früher gewesen war," sagte Witiko.

"Du weißt ja viel von unsern Dingen, du Ledermann," sagte der Scharlachreiter.

"Das wissen sie auch in andern Ländern," entgegnete Witiko.

"Er hat die Herrschaft nicht in Ruhe angetreten," sagte der Scharlachreiter. Der schwarze Otto ging zu dem deutschen Könige Lothar, und sagte er sei verkürzt worden, ihm gebühre der böhmische Herzogstuhl, und er bitte den König um Hilfe. Der König sandte an den Herzog die Botschaft: [Wenn] wenn er auch von dem ganzen böhmischen und mährischen Volke gewünscht und gewählt worden wäre, so sei die Wahl nichtig; denn dieselbe könne nur von dem deutschen Könige angeordnet, und ausgeführt werden. Er gebe Sobeslaw Frist, vor seinem Richterstuhle zu erscheinen, und des Spruches zu harren. Thue er es nicht, so habe er den Krieg zu erfahren. Sobeslaw sagte: "Ich hoffe zu Gottes Barmherzigkeit und zum Beistande unserer Heiligen Wenzel und Adalbert, daß wir nicht in die Hand der Fremden werden gegeben werden. Dann ging er nach Mähren, und nahm Ottos Gebiete in Besiz. Hierauf durchzog er das Land Böhmen, ermahnte [er] das Volk, und ließ in den Kirchen Gebete halten. Er nahm die Fahne des heiligen Adalbert aus der Kirche der Burg der Slawnike Wrbcan, befestigte sie an dem Speere des heiligen Wenzel, und hieß sie im Kriege voran tragen. Der König Lothar fing im nächsten Jahre, da der Herzog Sobeslaw den Fürstenstuhl bestiegen hatte, mitten im Winter den Krieg an. Es waren fast alle Herren von Sachsen, daher er stammte, mit ihm, auch Albrecht der Bär war mit ihm und Heinrich von Groitsch. Sobeslaw erwartete ihn mit den Seinigen in dem Thale von Chlumec. Als der König an den Marken Böhmens angekommen war, sandte ihm Sobeslaw noch ein mal Botschaft durch Nacerat Smil [Ben] Diwis und Miroslaw, die ein Gefolge mit sich hatten, und ließ