Witiko

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mußte dreimal öffentlich auf dem Markte einen Hund tragen, dann wurde ihm von dem Schergen der Bart abgehauen, und dann mußte er in die Verbannung gehen. Nach einer Zeit suchte auch der schwarze Otto seine Rechte über die des Herzogs auszudehnen. Der Herzog sezte ihn gefangen, und die Freunde des Herzoges riethen, daß er ihn blende. Der Herzog aber sagte: "Das sei ferne von mir, daß ich den Haß unauslöschlich mache." Und er ließ ihn zuerst auf dem Wysehrad und dann in Bürgliz drei Jahre in Haft. Otto trug die Buße, und wurde dann von dem Herzoge wieder in seine Güter eingesezt. Dann war noch Sobeslaw, der jüngste Bruder des Herzoges Wladislaw, der ihn am tiefsten kränkte, und am längsten kränkte. Zerwürfnisse waren, Versöhnungen, und wieder Zerwürfnisse, und wieder Versöhnungen. Da Sobeslaw ein Knabe war, hatte ihn sein Bruder Boriwoy, als er vor Swatopluk floh, mit auf die Flucht genommen. Als der polnische König Boleslaw in Böhmen einfiel, und Boriwoy aus der Haft in Hammerstein zu ledigen, und wieder auf den Herzogstuhl zu sezen, war Sobeslaw in dem polnischen Heere. In fürchterlichem Streiten im Riesengebirge floß die Menge des böhmischen Blutes, und Sobeslaw ging mit dem polnischen Heere wieder nach Polen zurük. Als nach der Zeit der König von Polen sich wieder vermählte, und zu seiner Gattin die Schwester der Gattin des böhmischen Herzoges erkor, und da die Schwestern zwischen ihren Gatten Frieden zu stiften strebten, und da auch die Mutter der streitenden Söhne Wladislaw Boriwoy und Sobeslaw, die polnische Swatawa, die Witwe des Böhmenkönigs Wratislaw, herbei kam, um die Kämpfenden zu versöhnen; so schlossen die Fürsten von Böhmen und Polen Frieden, Wladislaw verzieh seinem jungen Bruder Sobeslaw, und gab ihm die Lande von Saaz zum Unterhalte. Aber hier suchte er wie Otto seine Macht über die des Herzogs zu sezen, und der Herzog verwarnte ihn. Als aber die Freunde Sobeslaws gesagt hatten, der Herzog wolle ihn nach dem Wysehrad loken, und ihn dort fangen und blenden, und als ihn Wacek nach dem Wysehrad geleitete, ließ er ihn auf dem Felde vor dem Wysehrad erschlagen, und entfloh. Wladislaw zürnte sehr, verzieh aber dem Bruder dennoch wieder, rief ihn, ehe zwanzig Monde vergangen waren, zurük, und gab ihm die Lande von Gradec und darauf Brünn und Znaim zum Genusse. Jezt hielt Sobeslaw Treue wie Otto. Da auf dem Lukerfelde gegen den ungarischen König Stephan die Schlacht war, ging er mit Otto in den Rüken des Feindes, und bewirkte einen großen Sieg, aus dem die böhmischen Heere mit Ruhm und großer Beute nach Prag zurük kehrten. Nach dieser Zeit ward Boriwoy seiner Haft auf dem Hammersteine ledig, Wladislaw stieg freiwillig von dem Fürstenstuhle, und übergab ihm die Herrschaft der böhmischen und mährischen Länder. Aber Boriwoy konnte die Herrschaft nicht führen, und Wladislaw mußte sie wieder übernehmen. Als Sobeslaw acht Jahre treu gewesen war, gerieth er wieder gegen seinen Bruder in Aufstand. Wladislaw zog zürnend mit Waffenmacht nach Mähren, vertrieb ihn mit seiner Gattin, der ungarischen Adelhei[t]d, und ließ ihn nie mehr zurük. Sobeslaw war ein ansehnlicher Ritter und schön von Gestalt, und das böhmische Volk trauerte, daß er fern sein mußte. So war das unglükliche Jahr gekommen, da man nach dem Heile schrieb 1125. In dem Beginne desselben erkrankte Wladislaw. Er hatte das Fest der heiligen drei Könige in seinem Hofe in Zbecna zugebracht, es erschien das Siechthum, und er