Witiko

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Premysls war. Als auch dieser bald gestorben war, folgte des Königs Wratislaw ältester Sohn Bretislaw, der jezt der älteste Zweig des Stammes Premysls war. Dieser Bretislaw ist derselbe Mann gewesen, der in dem Walde bei Bürgliz ermordet worden ist. Da er bestattet war, folgte ihm sein Bruder Boriwoy auf dem Herzogstuhle, der nicht mehr der älteste Zweig des Stammes Premysls gewesen ist; denn [Prt] Bretislaw hatte mit den Mächtigen der Länder festgesezt, daß ihm sein Bruder folgen solle. Der älteste Zweig war Ulrich, der sein Recht auch durchsezen wollte, aber bald abstand. Nicht so that Swatopluk, welcher Herzog sein wollte. Er brauchte vergeblich Gewalt. Da sendete er dann, wie ich dir schon sagte, einen falschen Mann zu Boriwoy, der berichten mußte, er sei von Swatopluk mißhandelt worden, und gehe zu Boriwoy. Der Mann erzählte Boriwoy Wahres und Falsches, und nannte ihm als Feinde, die seine Freunde waren. Boriwoy wurde mißtrauisch, und glich einem Manne, der auf eine Leiter steigt, und die Sprossen hinter sich abhaut. Und als selbst sein edler Bruder Wladislaw vor ihm fliehen mußte, ward er leicht gestürzt, und Swatopluk wurde Herzog. Wie ein Feuer, das auf dem Herzogstuhle brennt, war er zwei Jahre auf demselben. Durch Mord, den er gegen sich erregt, mußte er von hinnen."

"Ich weiß von diesen traurigen Begebenheiten," sagte Witiko, "die Macht der Herzoge war durch sie bedrängt, daß die Übel immer wuchsen."

"Siehst du also, mein Freund, die Herzoge, die Herzoge," sagte der Scharlachreiter. "Aber es ist ein Mann gekommen, der eine Grenze gestekt hat, und das Unheil gedämmt hat. Einen edleren herrlicheren großmüthigeren höheren Mann hat es nie gegeben. Während seiner ganzen Herrscherzeit hat er keinen Tropfen Blut vergossen, seine Feinde hat er abgewehrt, hat sie bestraft, aber ihnen wieder verziehen, und das Volk hat er fröhlich und wohlgemuth gemacht. Es ist Wladislaw gewesen, der Bruder Bretislaws, der im Bürglizerwalde ermordet worden ist, und der Bruder Boriwoys, der von Swatopluk vertrieben worden war. Weil durch den Bruch der Alterserblichkeit Unsicherheit in die Nachfolge gekommen war, hatten die Mächtigen der Länder Böhmen und Mähren sogleich nach der Ermordung Swatopluks selber einen Herzog gewählt, und Wladislaw erkoren, und am eilften Tage nach dem Tode Swatopluks wurde er schon auf den Fürstenstuhl in Prag gesezt. Da er zwei Monde herrschte, wollte er die Weihnacht in Gradec feiern, und lud hiezu seinen Vetter den schwarzen Otto, den Bruder Swatopluks ein. Es kam aber auch eine Ladung von dem deutschen Könige Heinrich dem Fünften an den Herzog, mit ihm das Neujahrfest in Regensburg zu feiern. Der Herzog sendete also den böhmischen Herrn Wacek an Otto, ihn in Gradec zu begrüßen, und zu bewirthen, und er selber begab sich auf den Zug nach Regensburg. Da er in Pilsen war, kam ein Bote, der sagte, daß sein Bruder Boriwoy am Tage vor der heiligen Nacht mit einem Heere Prag und den Wysehrad eingenommen, und sich zum Herzoge ausgerufen habe. Wladislaw sandte zu Wacek und Otto, und hieß sie nach Prag aufbrechen, zugleich that er Botschaft an König Heinrich um Dazwischenkunft, und er selber ging mit seinem Geleite gegen Prag zurük. Er schloß mit Wacek und Otto den Wysehrad ein, in welchem Boriwoy war, und es entstand ein Kampf der Väter gegen die Söhne, der Söhne gegen die Väter, der Brüder gegen die Brüder, der Vettern gegen die Vetter, der Landeskinder gegen die Landeskinder, und acht Tage dauerte das Unglük, bis der König Heinrich in Böhmen eingebrochen war, durch Abgeordnete einen Waffenstillstand zu Stande gebracht, und beide Brüder nach Rokycan, wo er stand, geladen hatte. Sie kamen beide, und wurden auf dem Felde von Rokycan empfangen, Wladislaw freundlich, Boriwoy feindlich. Er wurde in Ketten geschlagen, und auf die Veste Hammerstein am Rheine geführt. Wladislaw kehrte nach Prag zurük, und hielt über die Abtrünnigen Gericht. Die schwersten Verräther wurden nur geblendet, andere verloren die Güter, und der Kmete der Altstadt Prag Priwitan