Witiko

H43, S. 55b


So ritt er unverdrossen fort, bis er [im] am Morgen[grauen] des vierten Tages [zwischen] an den [ersten dunkeln] Häusern der Stadt Prag [einzog.] vorüber kam.

Er suchte in der Stadt eine Herberge. [Dort] In derselben brachte er das Pferd unter, besorgte die Reinigung seiner Kleider, und aß etwas zum Frühmale. [Als die Zeit weiter vorgerükt war] Dann ging er [in seiner Lederkleidung und mit dem Schwerte] zum bischöflichem Hause. Er pochte mit dem Klöppel an dem Thore. Der Thorwart[, der im Innern ein hölzernes Hüttlein hatte,] öffnete ihm, und führte ihn über die Treppe in einen Vorsaal hinauf, wo er ihn einem Manne übergab, der wie ein Priester gekleidet war. Dieser Mann führte ihn in ein erwärmtes Gemach, und überwies ihn dort an einen andern Priester. Dieser Priester fragte ihn um sein Begehren. Witiko antwortete, er komme mit einer Botschaft vom Herzoge. Darauf sagt der Priester, er müsse ein wenig warten, weil ein hoher Herr bei dem Bischofe sei, und mit ihm spreche. Witiko sezte sich auf einen Siz, der Priester auf einen andern. Im Gemache war unter einem Thronhimmel ein sehr großes Kreuz des Heilandes, und neben dem Kreuze war eine Thür, welche, wie der Priester sagte, zu dem Bischofe führte. Randnotiz: an dem hölzernen Hüttlein, das er bewohnte, vorüber zu einer Treppe und über diese hinauf in einen Vorsaal, wo er ihn einem Manne übergab. Dieser fragte ihn um sein Begehren. Nachdem W. gesagt hatte, wer er sei und daß ihn der H. sende, führte er ihn in ein weites Gemach, in welchem unter einer Himmeldeke.......[Die Thür] Neben dem Kreuze war eine Thür. Die Thür sagte der Mann...allein W. stellte sich zu einem Fenster und wartete. Der Mann ließ sich auf eine Bank nieder.

Nach einer Zeit öffnete sich die Thür neben dem Kreuze, und zwei Männer traten heraus. [[Beide] Jeder] Beide hatten ein veilchenblaues Überkleid. Der eine hatte eine hohe Stirne dunkle Augen und ein[en] braune[n]r Bart ging auf das veilchenblaue Überkleid nieder. Der andere hatte blaue Augen und einen weißen Bart. Jeder trug eine goldene Kette und ein Kreuz.

Im Herausgehen sagte der mit dem braunen Barte noch zu dem andern: "Ihr werdet ihn erst kennenlernen."

"Ich kenne ihn schon," antwortete der mit dem weißen Barte, "und kenne [auch] das Gebot der Treue."

Dann gingen sie schweigend über den Fußboden des Gemaches bis zur Ausgangsthür. Dort verabschiedeten sie sich ehrerbiethig. Der mit dem braunen Barte ging hinaus, der mit dem weißen wieder in das Gemach zurük, aus dem sie gekommen waren. Jezt ging auch der Mann, welcher bei Witiko gewesen war, in das Gemach. Nach einer Weile kam er wieder heraus, und führte Witiko hinein.

Der Mann mit dem weißen Barte und den blauen Augen stand in dem Gemache vor Witiko, als der einführende Mann es verlassen hatte.

"Ich bin der Bischof Silvester, mit dem du sprechen willst," sagte er.

"Mich sendet der Herzog Sobeslaw zu euch, ehrwürdiger Bischof," erwiederte Witiko.

"So seze dich auf jenen Stuhl," entgegnete der Bischof, "ich werde mich in deinem Angesichte nieder sezen, und dann sprich.<">

"Sie sezten sich, und der Bischof sagte: "Ich kenne dich nicht, du bist noch sehr jung, wie kann ¢ich¢ wissen, daß dich der Herzog sendet?"

"Ihr wißt es, weil ich es sage, und der Herzog hat mir verkündet, daß ihr mir helfen werdet, wenn ich euch dies Kreuzlein zeige," antwortete Witiko.

Darauf nahm er das rothe Beutelchen mit dem Kreuzlein aus seinem Wamse, that das Kreuzlein heraus, und reichte es dem Bischofe. Der Bischof nahm es, küßte es und gab es Witiko wieder zurük. "Wann hat er dir dieses Zeichen [an]vertraut?" fragte er.

"Vor vier Tagen am Morgen," antwortete Witiko.

"Hat er es dir aus dem Bette gereicht?" fragte der Bischof.

"Er hat seine Hand von der Bärendeke des Bettes erhoben, hat in den Schrein hinter dem Bette gelangt, hat das Beutelchen mit dem Kreuze hervor gezogen, und es in meine Hand gelegt," sagte Witiko.

"Es ist sein Zeichen," erwiederte der Bischof, "was begehrst du?"

Sie berathen auf dem Wysehrad, wohin der Herzog sie nicht gerufen hat," entgegnete Witiko, "ich soll ergründen, was sie sagen, und vorhaben, und soll dem Herzoge die rechte Botschaft bringen."

"Hast du noch Eltern?" fragte der Bischof.

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