Witiko

H42


Swatopluk ging mit den Seinigen gegen Böhmen, und der polnische König ging nach Polen zurük. Wacek und Mutina [xxx] kamen dem Herzoge entgegen. Er empfing sie freundlich, und war freundlich gegen die Wrse, welche mit ihm in Ungarn gewesen waren. Er zog gegen die Burg Mutinas, die Wratislaw hieß. Er übernachtete in der Burg. Als der Tag angebrochen war, versammelte er alle Männer, die bei ihm waren, in dem großen Saale der Burg, Herren Ritter und andere. Es war Mutina zugegen mit seinen zwei jungen Söhnen, es waren die Wrse Domaslaw und Unislaw da. Der Herzog trat schnell in den Saal, sprang auf die Ofenbank, und rief von dort herab, was die Wrse von jeher an Tüke Verrath und Bösem gestiftet haben, und schrie gegen die Männer: "So gebe ich sie der Vernichtung preis, und wer sie vertilgt, der nehme ihr Hab und Gut, was er zu erraffen und zu ergreifen vermag. Die im Saale seien die ersten." Drauf sprang er von der Bank, und verließ das Gemach. Mutina saß auf seinem Stuhle, und redete nicht. Sogleich erhielt er zwei Hiebe, und regte sich nicht. Auf den dritten wollte er empor, und da fiel sein Haupt von dem Rumpfe. Unislaw und Domaslaw wurden erschlagen. Die Knaben Mutinas wurden fort geführt. Ein Freund der Wrse Nensa sprang aus dem Fenster in den Wald, sein helles Gewand verrieth ihn, er ward ergriffen, und geblendet. Die Männer Krasa und Wakula sprangen auf ihre Pferde, und jagten gegen die Burg Libic, auf der Bozey saß. Er ließ sie als Reiter aus dem ungarischen Kriege zu sich, da er mit seinem Weibe und seinem jungen Sohne Borita beim Mittagmahle saß. Krasa rannte herbei, und lästerte, und als es ihm Borita verwies, tödtete er ihn, und stieß das blutige Schwert dem Vater in das Herz. Die Wrse der Burg wurden ermordet, die Todten der Kleider beraubt, und verscharrt, und alles geplündert. Und es begann nun ein Krieg der Wrse, die noch lebten, gegen ihre Angreifer, und der Krieg wurde immer größer, da ihnen ihre Anhänger halfen, und ihre Feinde sich mehrten. Aber sie unterlagen, und kamen um. Die einen führte man auf die Märkte der Städte, und richtete sie dort hin, die andern tödtete man auf dem Berge Petrin, und brachte sie auf den Gassen oder in den Häusern um. Der alte Leche Cosmas hat aufgeschrieben, daß die Söhne Mutinas gute Knaben waren, und so schön, als wären sie auf Elfenbein gemalt worden; aber sie wurden umgebracht. Die Leute schlugen ein Kreuz, und entflohen. Alle Wrse waren ausgerottet bis auf einen, der entflohen war, Johann, der Sohn Tistas. Von der Burg Mutinas ging Swatopluk wieder gegen Kolomann, der ihm gefolgt war, und da er heftig in einem Walde ritt, stieß er sich einen Ast in das Auge, daß es ausgestochen war. Man trug ihn nach Prag, daß er dort geheilt werde. Kolomann ging nach Ungarn zurük. Da Swatopluk genesen war, ritt er im Winter mit seinen Schaaren drei Täge und drei Nächte, bis er an die Neitra kam, in die er einreiten wollte; aber die Wächter hatten ihn gesehen, und verschlossen die Thore. So verwüstete er alles ringsum, und zog nach Mähren zurük. Als der Sommer gekommen war, wollte er Rache an [xxx] den Polen nehmen, und lag mit dem Könige Heinrich gegen sie [zu] im Felde. Aber der Streit dehnte sich bis zu dem Herbste ohne Gewinn, und man mußte auf den Rükzug denken. Am ein und zwanzigsten Tage des Herbstmonates, als Swatopluk den ganzen Tag bei dem Könige gewesen war, um den Rükzug zu berathen, und als er in der Abenddämmerung gegen seine Gezelte zurük ritt, kam aus dem Walde ein fremder Ritter zu seinem Gefolge, man sagte damals, daß es der Wrse Johann, der Sohn Tistas gewesen sei, und warf seinen Speer mit Gewalt zwischen die Schultern des Herzogs, daß er todt von dem Rosse fiel. Der Mörder entfloh durch die Schnelligkeit seines Pferdes. Im nächsten Jahre nach dieser That wurde Johann der Sohn Tistas, als er im Aufruhre gegen den Herzog Wladislaw ergriffen worden war, von Wacek geblendet. Drei Jahre darauf wurde Wacek auf Geheiß des jezigen Herzogs Sobeslaw, der damals noch ein junger Prinz war, auf dem Felde vor dem Wysehrad erschlagen, weil dem Prinzen seine Freunde berichtet hatten, daß ihn Wacek bei seinem Bruder, dem Herzoge Wladislaw, angeklagt habe, und ihn auf den Wysehrad zur Gefangennehmnung und Blendung loken wolle."

"Das sind furchtbare Gerichte," sagte Witiko, "und ich habe auch von ihnen gewußt."