Witiko

H41, S. 55a


Dort gönnte er sich nur so viel Zeit, um sein Pferd in der Herberge unter zu bringen, einige Speise zu sich zu nehmen, und seine Kleider reinigen und ordnen zu lassen.

Dann ging er zu dem Hause des Bischofs.

Auf ein Pochen öffnete man ihm das Thor, der Pförtner nahm aus seinem hölzernen Hüttlein, welches innerhalb des Thores stand, ein Überkleid und wärmende Schuhe, und führte Witiko über die Treppe in einen getäfelten Vorsaal empor, wo er ihn einem geistlich gekleideten Manne übergab. Dieser fragte ihn um sein Begehren. Witiko sagte, er sei von dem Herzoge gesendet; allein der Mann glaubte ihm nicht, bis Witiko das Kreuzlein wies. Hierauf führte er ihn in ein erwärmtes Gemach, in welchem unter einer Himmeldeke ein großes Kreuz des Heilandes stand. Die Thür neben dem Kreuze, sagte der Mann, führe zu dem Bischofe; allein Witiko müsse warten, weil eben ein hoher Herr bei dem Bischofe sei, und mit ihm spreche.

Witiko stellte sich in die Nähe eines Fensters, und wartete. Der Mann ließ sich auf eine Bank nieder.

Nach einer Zeit öffnete sich die Thür des Gemaches des Bischofes, und zwei Männer traten heraus. Beide hatten ein veilchenblaues Überkleid. Der eine hatte eine hohe Stirne dunkle Augen und ein brauner Bart ging auf das veilchenblaue Überkleid nieder. Der andere hatte blaue freundliche Augen und einen weißen Bart. Jeder hatte eine goldene Kette und ein Kreuz.

"Ihr werdet ihn erst kennen lernen," sagte im Herausgehen der mit dem braunen Barte zu dem Andern.

"Ich kenne ihn schon," antwortete der mit dem weißen Barte, "und ich kenne das Gebet der Treue."

Dann gingen sie schweigend über den Fußboden des Gemaches bis zur Ausgangsthür. Dort verabschiedeten sie sich[.] ehrerbietig. Der mit dem braunen Barte ging hinaus, der mit dem weißen wieder in das Gemach zurük, aus dem sie gekommen waren. Jetzt ging der [Mann] Priester, welcher bei Witiko gewesen war, auch in dieses Gemach. Nach einer Weile kam er zurük, und führte Witiko hinein.

Der Mann mit dem weißen Barte und den blauen Augen stand in dem Gemache vor Witiko, da der einführende Mann es verlassen hatte.

"Ich bin der Bischof Silvester," sagte er, "mit welchem du sprechen willst."

"Mich sendet der Herzog Sobeslaw," sagte Witiko.

"Seze dich auf diesen Stuhl," entgegnete der Bischof, "ich werde in deinem Angesichte sizen, und dann sprich."

Sie sezten sich, und der Bischof sagte: "Ich kenne dich nicht, du bist so jung, wie weiß ich, daß der Herzog dich sendet?"

"Ihr wißt es," entgegnete Witiko, "weil ich es sage, und durch dieses Zeichen, welches er mir gegeben hat, sagte er, werdet ihr mir helfen."

Er nahm aus dem Beutelchen das Kreuzlein, und reichte es dem Bischofe. Dieser küßte das Kreuzlein, reichte es Witiko wieder zurük, und sagte: "Wann hat er dir das Zeichen gegeben?"

"Vor vier Tagen am Morgen," antwortete Witiko.

"Hat er es dir aus dem Bette gereicht?" fragte der Bischof.

"Er hat seine Hand von der Bärendeke seines Bettes erhoben, hat in den Schrein hinter seinem Bette gelangt, hat das Beutelchen mit dem Kreuze hervor gezogen, und es in meine Hand gelegt," sagte Witiko.

"Es ist sein Zeichen," erwiederte der Bischof, "was begehrest du?"

"Sie berathen auf dem Wysehrad, wohin der Herzog sie nicht zusammen gerufen hat," entgegnete Witiko, "ich soll ergründen, was sie sagen, und vorhaben, und dem Herzoge die rechte Botschaft bringen."

"Hast du noch Eltern?" fragte der Bischof.

"Nur eine Mutter," antwortete Witiko.

"Kind, kehre zu deiner Mutter zurük," sagte der Bischof, "und bleibe bei ihr, bis alles

Federprobe am Rand: der nicht der W

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