Witiko

H4, S. 5


langsam <zu> dem fremden Manne, blieb vor ihm stehen, und sprach: "Werdet ihr etwas brauchen, was mein Haus zu gewähren im Stande ist?"

"Lieber Herr!" entgegnete der Reiter, "lasset mir ein Stükchen Fleisch ein Brod und einen Trunk Bier aus eurem Hause bringen, dann sendet in einer Weile auch einen Knecht, daß ich ihm sage, was er mir für mein Pferd geben soll."

Die Stimme des Reitersmannes klang recht wohl bei diesen Worten.

"Soll ich etwa selber euer Pferd betreuen, oder soll das einer aus meinem Hause thun?" fragte der Wirth.

"Es wäre mir sehr lieb, wenn ihr genau thätet, wie ich [euch] in dem Augenblike geb[ie]ethen habe," erwiederte der Reiter.
Randnotiz: die Bitte gemacht habe Ich werde nur selber mein Pferd betreuen

Der Wirth entfernte sich nun, und ging in das Haus.
Randnotiz: Es ist auch gut sagte der Wirth

Da erhob sich der Mann mit dem grauen Barte von seinem Tische, näherte sich dem Reiter, blieb vor ihm stehen, und sprach: "Das ist ein schnödes Volk, das in diesen Häusern wohnt, es hat keine Absicht in seinem Haupte, und es ist auch nicht fort gekommen, vielerlei zu sehen. Die Bäume sind hier immer sehr viele gewesen und das Volk dabei. Ich habe die Herren gesehen, welche in allen Waffen gehen, und bin selten hier gewesen. Sie wissen einen Feldhauptmann und Herrn nicht zu bewerten. Ihr müßt es wohl nehmen, und in den Leuten einen Unterschied machen."

Der Reiter sah den Mann an, und erwiederte kein Wort.

"Der Cajetan ist nicht zu Allem angethan," fuhr dieser fort; aber in Krumau, wo die alten festen Häuser sind, werdet ihr es schon anders finden, oder in Budweis, oder sonst irgend wo."1

Der Reiter antwortete wieder nicht, und der Mann begab sich zu seinem Tische und sezte sich wieder nieder.

Da kam aus dem Hause ein Mädchen mit rothen Wangen und zwei lichtgelben Zöpfen, die ihm von hinten nieder hingen. Es trug einen hölzernen Teller und darauf ein kleines Laiblein Brod ein Messer und eine Gabel, und in der andern Hand trug es ein hornenes Gefäß, das mit Zinn eingefaßt war, und in welchem sich wahrscheinlich das Bier befand, welches der Reiter begehrt hatte. Es stellte diese Dinge vor den Reitersmann hin. Weil es, da es bei der roth eingefaßten Thür herausgegangen war, in beiden Händen etwas getragen hatte, so hatte sie die Thür offen gelassen, so daß man in die Schenkstube sehen konnte. Es mußte niemand in derselben sein; denn man sah niemand in ihr. Nur ein altes Mütterchen saß in der Tiefe einer Eke, hatte Werg auf einem Roken, und suchte daraus einen Faden zu machen. Das Mägdlein mit den Zöpfen ging wieder in die Stube, kam abermals aus derselben hervor, machte jezt die Thür hinter sich zu, trug auf einem grünen irdenen Schüsselchen ein Stük gebratenen Rindfleisches, und sezte dasselbe vor den Reiter. Dieser hatte dem Mädchen zugesehen, hatte es aber nicht angeredet, und da es sich entfernt hatte, begann er, das Stük Fleisch auf dem hölzernen Teller zu zerschneiden, auch das Brot in Theile zu zerlegen, und beides zu essen. Als er mit dem Essen fertig war, und auch den lezten Rest des Bieres aus dem Becher getrunken hatte, kam der Wirth wieder herbei, grif nach dem Becher in der erkennbaren Absicht, ihn von Neuem zu füllen. Der Reiter aber legte seine Hand auf den Rand des hornenen Gefäßes, und sagte: "Ich danke euch recht schön, ich habe meinen Durst gestillt, und es ist nichts mehr nötig. Sendet mir jezt einen, der mir geben kann, was mein Pferd braucht."

Der Wirth entfernte sich, ging aber nicht in das Haus, um den Auftrag des Fremden zu erfüllen, sondern verfügte sich zuerst noch zu den zwei Männern, die an einem Tische saßen, und nahm das gerade dunkelblaue mit einem Henkel versehene Krüglein derselben, um es zu füllen. Sie weigerten sich nicht. Er ging in das Haus, kam mit dem gefüllten Krüglein wieder, und mit ihm kam ein Knecht, welcher sich vor den Reiter stellte. Was das Krüglein enthielt, konnte man nicht sehen, da die Wände irden und undurchsichtig waren. Der Knecht forschte nach dem Begehr des Fremden. Dieser bedeutete ihm, bei der Wartung des Pferdes zu helfen. Der Knecht wollte einen beweglichen Trog, der zwei Abtheilungen hatte, vor das Pferd stellen; allein der Reiter verlangte, daß das Innere des Troges zuerst gewaschen werde, und daß man es gut abreibe.
Der Knecht holte eine Magd, welche Wasser trug, und nun den Trog zuerst ausschlemmte, dann mit Stroh und Sand rieb, und ihn dann wieder rein ausschlemmte. Als dem

1 Absatz mit Stift schräg gestrichen, am Rand mit Strich und Fragezeichen versehen Randnotiz: den Reiter seines Begehrens willen groß anschauen-sind 17 Pfennige sind 3 Pfennige Letzter und vorletzter Absatz mit Wellenlinie markiert und zweimal mit der Anmerkung kürzer versehen