Witiko

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[eine feste Burg, um welche wir die leichten Linnenhütten eines Marktvolkes sind."

"Ich bin lange in einem andern Lande gewesen," antwortete Witiko, "aber ich kenne diese Trachten, sie sind anderwärts auch so, und ich wähle mir meine Rüstung, wie ich sie für gut halte."

"Sonst war unser Volk ein stilles und friedsames," sagte der Scharlachreiter, "es liebte, wie uns die Väter erzählen, den Gesang und Tanz, ehrte die Gastfreundschaft, und haftete mit Treue an seinem Grundbesize. Aber es sind jezt fremde Sitten herein gekommen, vorzüglich deutsche. Sie fangen an, die Waffenspiele zu treiben, Eisenplatten zu tragen, und Burgen auf die Berge zu bauen. Und sieh nur die Kleider dieser und meine eigenen an."

"Es sind neue Zeiten gekommen," antwortete Witiko, <">in welchen die Völker einander bekannt werden, und ihre Weisen austauschen."

"Es hat einmal bei uns die Einsicht das Größte gegolten," erwiederte der Scharlachreiter, "]

"Die Kleider, wie ihr sie tragt, habe ich auch in andern Ländern gesehen," sagte Witiko.

"Nicht blos die Kleider: die Sitten die Bräuche und alles andere geht durch die ganze Welt, und wir leben mit der ganzen Welt, wir können nicht hinter unserem Eichenkloze sizen bleiben, und uns von ihm beschatten lassen. Ja da erzählen die Alten, unser Volk sei ein mal abgeschieden, es sei für sich allein gewesen, und habe nicht nach aus wärts gestrebt, da hat es Gesang und Tanz geliebt, die Gastfreundschaft geehrt, und den Boden betreut. Die Einsicht hat als das Größte gegolten, und der Rechtspruch, den einer geben konnte, [wenn die Wladyken in ihrem Grundbesize in Uneinigkeit kamen,] war [seine] die höchste Zier. Und die oberste Macht unsers Landes ist nicht aus der Kriegsanführung hervor gegangen, sondern aus de[m]r Richter[amte.]übung. Krok erlangte die Macht im Volke, weil sein Verstand den der andern übertraf, und weil er allen rathen und helfen konnte. [Und d]Die Angriffe[, welche von außen kamen, haben sie] von außen wurden einfältig abgewehrt. [Du wirst wissen, daß einmal] Samo hat in längstvergangenen Zeiten die Heere des Frankenkönigs Dagobert in der dreitägigen Schlacht bei Togastburg vernichtet [hat, du wirst wissen, daß], das Heer Ludwigs des Deutschen, welcher Böhmen bezwingen wollte, ist in einer unerhörten Niederlage geschlagen worden [ist]. Und [da] man kennt [man] nicht [einmal im Volke] den Ort der Schlacht und nicht den Namen des Mannes, der unser[e Leute] Volk geführt hat. [Und wurde nicht von unserm Herzoge selber vor zwölf Jahren der deutsche König Lothar bei Chlumec vollständig besiegt? Wie gut das ist, mir däucht aber eine Einrichtung, die nur erlaubt, den Angreifer zurük zu schlagen, von Übel. Soll ich einen] Da, sagen sie, seien gute Zeiten gewesen; aber wer weiß, wie damals alles geschehen ist. Alte Menschen loben das Vergangene und frühere Zeiten. Die Jahre, die näher an uns liegen, sind auch hier zu Lande wild genug gewesen. Und warum hat der Mann seines Namens nicht besser gewahrt, und [w] warum soll ich nicht einen bösen Nachbar, der quält und droht, [nicht] in seinem Lande suchen und niederwerfen dürfen[? Soll ich], warum nicht den Namen [meines Landes nicht] der Meinigen in die Herzen [und in die Sagen] der fremde[r]n Völker tragen [dürfen], [daß es xxx gesicherter [dasteht?"] ist?"] daß er geehrter und gefürchteter ist?"

"Wir werden den Namen unseres Volkes ruhmreich in die fernsten Länder tragen," sagte Witiko.

"Nun, bei allen Heerschaaren des Herrn, wenn du das Banner dahin trägst, dann reiten wir alle [mit], die hier [versammelt] sind, [rief] mit dir." rief der Scharlachreiter.

["Und wenn du meinst, du Ledermann," fuhr er fort, "daß wir die irdische Macht und die Länder des böhmischen Herzogs irgend wie wünschen und begehren, so irrst du, wir können solche Gedanken nicht haben, das ist alles geordnet. Im vergangenen Jahre hat der Herzog seinen ältesten Sohn Wladislaw, der noch viel jünger sein mag als du, zum Herzoge von Olmüz gemacht. Heuer im Mai ist er dann zu dem neuen deutschen Könige Konrad auf den Fürstentag nach Bamberg geritten, und hat dort diesen Sohn von dem Könige mit der böhmischen Hersogsfahne im Vorhinein als Herzog von Böhmen belehnen lassen, und im Sommer hat er einen Landtag nach Sadska berufen, auf welchem sich die hohen und niederen Herren Böhmens eingefunden haben, und auf welchem alle die Stände den jungen Wladislaw als künftigen Herzog von Böhmen erkannt, und ihm Folge gelobt haben."]