Witiko

H37



["Es mag wohl geschehen," antwortete Witiko, "ich kann es aber jetzt noch nicht errathen."

"Und der in der zweiten Reihe hinter uns links," fuhr der Scharlachreiter fort, "ist Ben. Es ist auch ein Feldherr in Böhmen, der so heißt. Der junge Mann ist nicht der Feldherr, will es aber werden."]

"Außer allen schönen Dirnen," rief der Scharlachreiter.

"Ich könnte auch mit einem Ritter edle Freundschaft halten, wie zum Beispiele mit dem Lederreiter," sagte der Mann.

"Es mag sein, oder auch nicht sein, ich kann es jezt noch nicht errathen," sagte Witiko.

"Nun kömmt die zweite Reihe hinter uns," sagte der Scharlachreiter, "da ist Ben, es heißt auch ein Feldherr so, aber der ist nicht der Feldherr."

"Nicht wahr, Ben, du bist nicht der Feldherr Böhmens," rief er auf den Mann zurük.

"Ich werde es bald sein," rief der andere hervor.

Witiko [sah auch auf diesen Mann zurük. Er konnte erkennen, daß derselbe jung und von lichten Haaren sei. Er war in Grün gekleidet, trug Hüfthorn und Schwert, auf der schwarzen Müze eine schwarze Feder, und ritt auf einem Rappen.] blikte um. Der Mann ritt auf einem Rafpen, hatte lichte Haare, grüne Kleider, eine schwarze Feder auf der schwarzen Haube, und trug Hüfthorn und Schwert.

"Der rechts von Ben heißt Casta," sagte der Scharlachreiter, "[er behauptet] Sieh ihn nur an, er will immer für seine Freunde in den Tod gehen [zu können]."

[Witiko sah auch auf Casta. Derselbe hatte gleichfalls lichte Haare, schien älter als die [A]andern, wenn auch noch jung. Er trug ein braunes Kleid, auf der schwarzen Müze eine gestreifte Falkenfeder, Hüfthorn und Schwert, und ritt auf einem Rappen.

Ben und Casta hatten zu Witiko nicht gesprochen, da er sie betrachtete, weil sie von ihm zu weit entfernt waren.]

"Casta, du stirbst für uns alle," rief der Scharlachreiter.

"Und ihr alle für mich," rief Casta.

Der Mann ritt auf einem Rappen, hatte lichte Haare braune Kleider eine graue Feder auf der schwarzen Haube und Hüfthorn und Schwert.

"Die hinter den beiden sind[," sagte der Scharlachreiter, "werden immer beisammen gefunden, sie wollen sich wechselseitig Lebensgewährer sein. Ihr Vater ist auch einer der Grundsteine Böhmens, ein Kriegsanführer. Sie sind die Söhne Smils, und du siehst, daß sie beide grün gekleidet sind, rothe Hahnenfedern auf den schwarzen Müzen tragen, und röthliche Falben reiten."

"Die branngekleideten Männer mit den Lanzen, die wieder hinter diesen zweien sind," fuhr er fort, "sind Mikul und Radmil. Die andern kann ich nicht mehr unterscheiden, du wirst auch nichts nach ihnen fragen, und wenn du wieder mit uns zusammen kommen solltest, so wirst du sie schon kennen lernen."]
die Söhne Smils des großen Feldherrn des Herzogs Sobeslaws," fuhr der Scharlachreiter fort, "sie wollen immer das Nehmliche thun, haben gleiche Pferde und Kleider, und müssen uns offenbaren, ob ihre Liebchen auch die gleichen Augen haben. Sieh sie nur an, mein Ledermann."

Witiko blikte um, und konnte nur erkennen, daß die beiden [bra] grün gekleidet waren, rothe Federn auf den schwarzen Hauben hatten, und jeder auf einem Falben ritten.

"Die weiter zurük sind Mikul und Radmil, und die andern," sagte der Scharlachreiter, "es ist nichts mehr Rechtes an ihnen zu sehen, wenn wir uns aus diesem Zuge wieder in einen Haufen versammeln, kannst du sie vielleicht näher betrachten, und sehen, ob sie dir gefallen."

Witiko [hatte, da er bei den Reden seines Begleiters öfter zurük geblikt hatte, gesehen, daß fast alle Männer, die mit demselben ritten, gleich gekleidet waren und sich nur in den Farben unterschieden. Sie hatten alle die schwarze Müze, an der vorne die gerade Feder empor stand. Das Oberkleid war ein nicht langer nicht weiter Rok von einem Gürtel umspannt, dann folgten die dehnsamen Beinkbekleidungen von der Farbe des Rokes, und dann die Lederstiefel. An denselben saß ein kurzer rükwärts diker Stachel als Sporn. Die Haare trugen die Männer nicht wie Witiko gänzlich unter der Kopfbedekung, sondern ließen dieselbe hinten unter der schwarzen Müze in der Länge von etwa zwei Handbreiten hinabgehen. Vorne grenzte die Müze an die Stirn.] konnte erkennen, daß die Männer alle in gleicher Art gekleidet waren, nicht gar weites Oberkleid mit einem Gürtel gehalten, dann das straffere Beinkleid und Lederstiefel mit einem kurzen rükwärts dikem Stachel. Alle hatten schwarze Hauben, [daran eine Feder] hinter denen die Haare auf den Naken gingen, und dort quer abgeschnitten waren.

["Du hast uns nun gesehen," sagte der Scharlachreiter, "glaubst du jezt noch, daß wir etwa ausgeritten sind, dich zu beschimpfen, oder dich zu verwunden, oder dich zu tödten? Die wir da reiten, sind auf viel größere Dinge und Eroberungen aus, auf die Eroberung nicht nur] "Nun habe ich dir eine Menge erzählt, du lederner Mann," sagte der Scharlachreiter, "wir sind gar nicht zurükhaltend; du aber kommst aus Ophir oder dem Lande der Königin von Saba, und reitest mit deinem Gewande so dahin."

"Ich wähle mir meine Rüstung, wie ich sie für gut halte," sagte Witiko.

"Und du wirst Großes vollbringen," antwortete der Scharlachreiter.

"Du vielleicht auch," sagte Witiko.

"Das siehst du gewiß," sagte der Scharlachreiter, "daß wir dich nicht beschimpfen, oder mit dir kämpfen oder dich tödten wollen, wenn wir auch Spott und Scherz sagen. Wir sind auf viel größere Dinge aus, nicht nur auf die Eroberung Böhmens sondern auch des kleinen Ländleins Österreich und Baierns und Sachsens und Deutschlands und der ganzen Welt, nehmlich der Welt des Vergnügens. [Das ist ein] Wir sind die Könige und Vögte dieses Herrn<,> der alle Länder beherrscht. Und [wenn die Jugend ein weises Alter wird, möge es rathen und helfen, wenn man es ruft. Und wie ich dir früher sagte, so sind die Tausende in unserem Lande. Sie sizen auf ihren Burgen oder in ihren Wäldern, wenn sie solche haben, und hausen auf dem Eigenen. Sie fügen sich nicht fremden Launen, und fassen das Leben, wie es ihnen eine Weile gegönnt ist. Du mußt aus fernen Landen kommen, weil du so anders gekleidet bist. Du erscheinst wie] der Erdkreis ist ihm zu klein, und bis in die Sterne und in den Himmel wird er seine Macht tragen. Da sizt einer in dem Riesengebirge, und hat das Seinige dort, einer in den Bergen bei Sachsen, und hat das Seinige dort, einer am Walde von Baiern, und hat das Seinige dort, einer in der gesegneten Flur an der Elbe, und hat das Seinige dort: und alle sind sie wie wir."