Witiko

H36, S. 48b

"Gott wird ihn erhalten," antwortete Witiko.

"Er hat die Herrschaft dieser Länder mit Ruhe angetreten," sagte der Scharlachreiter, "er hat durch die Fehler seiner Jugend Klugheit und Mäßigung gelernt, wie er [denn] auch nie, seit er herrschte, das Getränke des Methes trank, in welchem sich Ritter und Herrn öfter berauschen. Als er auf den böhmischen Stuhl gesezt worden war, ging der schwarze Otto zu dem Könige der Deutschen Lothar, und sagte, er sei verkürzt worden, ihm gebühre der böhmische Herzogstuhl, und er bitte den König um Hilfe. Der König sandte an den Herzog die Botschaft: wenn er auch von dem ganzen böhmischen Volke gewünscht und gewählt worden wäre, so sei die Wahl doch ungültig; denn dieselbe könne nur von dem deutschen Könige angeordnet, und ausgeführt werden. Sobeslaw besize die böhmische Gewalt unrechtmäßig, und er gebe ihm Frist, vor seinem Richterstuhle zu erscheinen. Thue er es nicht, so werde er ihn mit Krieg überziehen. Sobeslaw sagte: "Ich hoffe zu Gottes Barmherzigkeit und zum Beistand unserer Heiligen Wenzel und Adalbert, daß wir nicht in die Hand der Fremden werden gegeben werden." Dann ging er nach Mähren, und nahm die Gebiete des Herzoges Otto in Besiz. Hierauf reiste er im Lande Böhmen herum, feuerte das Volk an, hielt in den Kirchen, in die er kam, öffentliche Gebete, und rüstete sich. In der Kirche der Burg Wrbcan, die den alten Slawniken gehort hatte, war eine Fahne, welche die Hausfahne der Salwnike also auch die Fahne des heiligen Adalbert gewesen war. Diese Fahne erhob er, befestigte sie an dem Speer des heiligen Wenzel, und sagte, das sei die erste heilige Fahne der Böhmen in dem kommenden Kriege. Der König Lothar begann im Winter noch den Krieg. Er ging in dem vielen Schnee, der war, mit großer Heeresmacht gegen die böhmischen Grenzen. Es war in dem Jahre 1126. Fast alle Vornehmen aus seinem Stammlande Sachsen waren bei ihm, Albrecht der Bär und Heinrich von Groitsch waren bei ihm.
Randnotiz: Zuerst kam Otto
Sobeslaw erwartete ihn mit den Seinigen in dem Thale von Chlumec. Als der König die böhmischen Grenzen berührt hatte, sandte ihm Sobeslaw noch einmal eine Botschaft durch Nacerat Miroslaw und Smil des Inhaltes: Ich thue dir zu wissen, daß von je her die Böhmen ihre Herzoge auf ihre eigene Weise bestellen, und daß der römische Kaiser als Schirmvogt der Christenheit sie bestätigt[,]. Einem andern, sei er der deutsche König oder sonst einer, werden wir uns nicht beugen, und ehe wir dieses Joch auf unsern Naken nehmen, wollen wir lieber alle untergehen. Gott wird entscheiden." Der König achtete nicht darauf, und so stieg er am acht zehnten Tage des Hornung mit den Seinigen in den Schluchten von Chlumec herab. Der Herzog hatte viele Stellen verrammeln lassen, [und] |er| hatte sein Heer in drei Theile getheilt[, und harrte des Feindes]. Der schwarze Otto stieg der erste mit den Seinigen die Höhe herab. Er wurde sammt allen von den böhmischen Kriegern erschlagen. Die zweite Schaar, welche kam, wurde auch erschlagen. Die Folgenden wurden angegriffen, zerstreut, erschlagen, oder gefangen. Als der König die völlige Niederlage der Seinigen sah, als er sich mit dem Überreste auf einen Berg zurük gezogen hatte, und als der Berg von den böhmischen Schaaren umgürtet war, daß kein Mann zu entrinnen vermochte, sandte der König in Verzweiflung nach Sobeslaw, daß er komme. Sobeslaw ging auf den Berg zu dem Könige, und sagte zu ihm: "Wir haben diesen Krieg nicht

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