Witiko

H35, S. 46b


Der Kmete der Altstadt Prag Priwitan, mußte dreimal öffentlich auf dem Markte einen Hund tragen, dann wurde ihm von den Schergen der Bart abgehauen, und dann mußte er in die Verbannung gehen. Der zweite, welcher gegen Wladislaw fehlte, war der schwarze Otto. Er wollte seine Rechte über die des Herzogs ausdehnen, und wurde deßhalb von diesem gefangen genommen. Da riethen einige, man solle den Frevler blenden; aber der Herzog sagte: "Das sei ferne von mir, daß ich den Haß unauslöschlich mache," und er ließ den Fürsten Otto zuerst im Wysehrad und dann in Bürgliz drei Jahre in Haft halten. Der schwarze Otto trug die Buße beherzt und fröhlich, und wurde dann von dem Herzoge wieder in seine Güter eingesezt. Am schwersten kränkte den Herzog sein jüngster Bruder Sobeslaw. Durch sechzehn Jahre dauerten die Zerwürfniße die Versöhnungen und die neuen Zerwürfniße. Als Knabe war Sobeslaw mit dem älteren Bruder Boriwoy vor Swatopluk geflohen. Er hing daher diesem Bruder an. Als der polnische König Boleslaw Schiefmund, der ein Freund Boriwoys war, in Böhmen einfiel, um Boriwoy aus seiner Haft in Hammerstein ledig zu machen, und auf den böhmischen Fürstenstuhl zu sezen, war Sobeslaw in dem polnischen Heere. Nach fürchterlichem Streiten im Riesengebirge, in welchem die Böhmen schwere Verluste erlitten, und nach welchem Boleslaw wieder über das Riesegebirge zurük ging, zog Sobeslaw wieder mit ihm nach Polen. Als aber der polnische König Boleslaw sich zum zweiten Male vermälte, und zur Gemalin die Schwester der böhmischen Herzogin wählte, als die Schwestern zwischen ihren Gatten Freundschaft zu stiften suchten, als die polnische Swatawa die alte Wittwe des verblichenen Böhmenkönigs Wratislaw die Mutter Wladislaws und Sobeslaws herbei gekommen war, die Söhne zu versöhnen: so schloßen die Fürsten von Böhmen und Polen Einracht, Wladislaw verzieh seinem jüngeren Bruder Sobeslaw, und gab ihm die Lande von Saaz zum Fruchtgenusse. Aber wie Otto früher gethan, suchte auch er seine Rechte über die des Herzogs zu sezen, und wurde von diesem verwarnt. Die Freunde des Prinzen Sobeslaw sagten ihm, daß ihn der Herzog gefangen nehmen wolle, und daß Wacek, der wie früher bei Swatopluk so auch bei [Sob] Wladislaw in Gunst war, ihn nach dem Wysehrad loken wolle, woselbst er fest gehalten, und geblendet werden solle. Als nun der Herzog ein mal seinen Bruder bei Prag bewirthete, und ihn dann nach dem Wysehrad kommen hieß, wohin ihn Wacek begleitete, so glaubte er, das Unheil solle nun wirklich werden, und ließ in seiner Angst Wacek auf dem Felde vor dem Wysehrad erschlagen, wie ich dir schon gesagt habe, und entfloh. Wladislaw zürnte sehr, verzieh aber dem Bruder doch wieder, und rief ihn, ehe zwanzig Monde vergangen waren, zurük, und gab ihm die Lande von Gradec und kurz darauf sogar Brünn und Znaim zum Lebensunterhalte. Nun war er wie der begnadete Otto treu. In der Schlacht auf dem Lukerfelde gegen den ungrischen König Stephan ging er mit Otto im Rüken des Feindes herum, und bewirkte durch unvermutheten Angrif einen großen Sieg, aus dem Wladislaw mit Ruhm und unsäglicher Beute nach Prag zu rük kehrte. Indessen war auch der ältere Bruder Boriwoy von seiner Haft auf dem Hammersteine frei geworden, und Wladislaw gab ihm aus eigenem Antriebe die Herrschaft über die böhmischen Länder. Aber Boriwoy konnte diese Herrschaft nicht führen, und Wladislaw mußte sie wieder übernehmen. Da Sobeslaw acht Jahre gegen seinen Bruder treu gewesen war, gerieth er wieder gegen ihn in Aufstand. Wladislaw zog zürnend mit Waffenmacht nach Mähren, [und] vertrieb ihn mit seiner Gattin der ungrischen Adelheit, und ließ ihn nie mehr zu rük. [xxx] Sobeslaw war ein ansehnlicher Ritter schön von Gestalt und lieblich in seinen Sitten. Das böhmische Volk liebte ihn, und trauerte um ihn. Endlich war das unglükliche Jahr 1125 gekommen, an

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