Witiko

H315

Witiko gab Welislaw, Odolen, Sezima, Jurik, dem Sohn Juriks, Zwest, Ben, dem Sohne Bens, Zdeslaw und Beneda den Gruß, den sie brachten, zurük, und ging dann mit Rowno und Diet von Wettern und Osel und Hermann von Attes und Wyhon von Prahatic gegen die Stelle, auf welcher die Waldleute gelagert waren.

Als er dort angekommen war, verkündete er seinen Männern, was der Herzog verfügt hatte.

"Das muß sein," rief der Schmied von Plan.

"Das haben wir gemacht," rief Tom Johannes, der Fiedler.

"Das ist recht," "das ist gut," riefen die Männer.

"Wir werden zeigen, wie der Wald ist," rief Sifrid von Milnet, der goldblonde Jüngling.

Gleich darauf kam auch der Bote des Herzogs, welcher die Meldung machte, daß Witiko der Führer der Krieger aus dem Walde sei, welche sich unter ihn gestellt haben. Ein Herold des Herzogs brachte den Kriegern ein seidenes rosenrothes Banner.

Witiko sagte seinen Männern, sie sollen das Lager abbrechen, und nach dem Plaze ziehen, welchen ihnen der Herzog angewiesen hatte. Die Männer brachen das Lager ab, und zogen nach dem Plaze. Das rosenrothe Banner wurde vor ihnen getragen. Auf dem Plaze errichteten sie ein neues Lager. Rowno und die anderen Leute aus dem großen Walde nahmen auch ihre neuen Stellen ein.

Witiko theilte nun seine Krieger nach den Zeichen ab, die sie hatten, und sagte, sie sollen unter jedem Zeichen einen Mann wählen, daß er in dem Zeichen befehle. Sie vollbrachten die Wahl. Er befestigte [nun] jezt noch mehr die Anordnung der Abtheilungen, und bestimmte[,wie die] die leichtere Bewegung der Reiter und [die] Schüzen [zu bewegen seien]. Vor seinem Zelte wurde die rothe Fahne aufgerichtet.

An einem Tage zog der Herzog [und] mit Männern der Kirche und Kriegsherren durch alle Lager. Sie kamen auch an die Stelle, an welcher hin die Krieger ausgebreitet waren, die den Weg von dem langen Walde, welcher der jungen Moldau entgegen ging, zu dieser Stadt der Versammlung gemacht hatten. Die Männer standen nach ihren Ordnungen. Der Herzog sah auf alle, und er sprach mit Witiko und mit Rowno und mit Osel, bei dem seine Knaben auf den Pferden waren, welche ihnen der Herzog geschenkt hatte, und mit Diet von Wettern und mit Hermann von Attes und mit Witislaw von Hora und mit Wolf von [Tusch] Tusch und mit Wernhard von Ottau und mit Wyhon von Prahatic und mit Wenzel von Winterberg und mit mehreren der untergeordneten Männer. Dann wendete er sich mit seinem Geleite, und zog wieder durch die Lager zurük.

Des zweiten Tages darauf wehete die Fahne der Versammlung auf dem Zelte des Herzogs. Die Führer gingen in das Zelt. Der Herzog sprach: "Es sind alle Sachen geordnet, welche geordnet werden mußten, und es sind die Schaaren gekommen, welche kommen sollten. Es werden heute noch die Zeichen gegeben werden, daß in dem nächsten Frühlichte der Zug beginne. Wir müssen die Veste Znaim hinweg nehmen. Die Feinde ziehen uns entgegen; aber wir werden doch des Weges [fort gehen] dahin gehen. Die Ordnungen werden wir erfüllen, wie wir sie berathen haben, und ich wünsche einem jeden Heil und Segen auf der Stelle, auf welcher er ist."

"Heil und Segen," riefen die Männer.

"Und wir werden Ordnung und Kriegszucht erfüllen," sagte Bolemil.

"Wir werden sie erfüllen," riefen die Männer.

"Und so sagen wir uns Lebewohl, bis wir uns wieder auf einem anderen Plaze versammeln," sprach der Herzog.

"Lebewohl," riefen die Männer, und zerstreuten sich, und gingen zu ihren Leuten.

Nach einer Stunde tönten die Zeichen, daß mit dem Anbruche des [anderen] folgenden Morgens der Zug in Bewegung kommen solle, und die Zeichen pflanzten sich durch alle Lager fort.

Und es begannen die Arbeiten zur Beseitigung alles dessen, was hindern könnte.

Und als das Licht nach der Frühlingsnacht wieder gegen die Erde dämmerte, standen die tausende [von] de[n]r Männer auf ihren Füssen oder saßen auf ihren Pferden, und die Ordnungen waren eingerichtet, daß die Züge sich entfalten konnten.

Witiko hatte sein dichteres Lederkleid angelegt, und saß auf dem eisengrauen Pferde. Er bildete die Stellung seiner Schaar, ließ zu der Meldung der Zeichen die Hörner der Ziegenböke bestehen, und zu dem Zuge die langen Pfeifen, wie sie auf dem Wege zu dem Berge Wysoka gewesen waren, und die Männer des Waldes gingen auf den Gefilden, die ihnen zugewiesen worden waren, dahin.

Weit ausgebreitet auf den Feldern und Wiesen und Weiden und in den Wäldern gingen auf allen Wegen und Pfaden die Züge Wladislaws dem Lande Mähren entgegen.

Auf dem Boden des Landes Mähren standen die weißen Banner der Feinde.

[Witiko hörte die Boten, die er ausgesendet hatte, und die zurük gekehrt waren, an, und sendete neue Boten aus. Er ließ Jünglinge, welche Pferde gut zu leiten verstanden, zu Bolemil reiten, der in den Fluren links von ihm war, und ließ Bolemil sagen, was er für nöthig erachtete, und]

Witiko empfing die Nachrichten von Boten, die er aus gesendet hatte, und sendete wieder neue Boten aus, und eines Morgens sahen die Männer die weißen Zeichen in den dunkeln Gefilden des Frühlings. Und wie die Sonne höher an den Himmelsbogen stieg, waren die Zeichen vor den Schaaren Witikos.