Witiko

H310

"Ich nehme eure Gastlichkeit mit Ehrfurcht an," sagte Witiko, "seid gegrüßet, hoher Zupan."

"Und nun waltet eurer Bequemlichkeit," rief Lubomir.

Nach diesen Worten wendete er sein Pferd, und seine Begleiter wendeten ihre Pferde, und sie ritten wieder über den Fahrsteg gegen die Häuser von Daudleb hinein.

Aber viele Menschen waren von Daudleb heraus gekommen, sie drängten sich über den Steg, sie drängten sich an die Männer, welche von Plan gekommen waren, und einer, der ein dunkelblaues Wollkleid an hatte, das mit einem rothen Gürtel gebunden war, rief gegen die Männer: "Ihr seid einer wie der andere, man kann euch nicht unterscheiden, ich weiß nicht, wer der Vorgesezte ist, ich bin der Kmete des Burgflekens von Daudleb, und lade alle ein, die bei uns Plaz haben, wir werden thun, was wir vermögen."

"Wir sind einer wie der andere," sagte Witiko, "und es ist einerlei, an wen du deine Worte richtest, edler Kmete, wir sind alle dankbar."

"Wir sind dankbar," riefen viele Stimmen.

"Kommet zu uns herein", "kommet zu uns," "zieht in mein Haus," "geht in unsere Herbergen," riefen die Stimmen der Menschen von Daudleb durcheinander.["]

"Schönen Dank," "wir kommen," "das freut uns," "das ist recht," "ihr seid freundlich," scholl es entgegen.

Dann rief Witiko: "Augustin und Urban, saget jedem Zeichen, daß das Lager an dem Flusse Malsch abgestekt werde, es soll einen Bogen haben, und vierzig Männer der Zeichen haben in Ablösung die Wache der Nacht. Und, Mathias, nimm Männer der Zeichen, und ordnet, wer in den Burgfleken gehen will, und vier Reiter jedes Zeichens und vier Fußgänger jedes Zeichens begleiten mich in die Burg. Wir werden durch die Gastlichkeit des hohen Zupanes und des Burgflekens geehrt, und ehren die Gastlichkeit wieder."

"Das ist herrlich," "das ist in Pracht," riefen Menschen aus Daudleb.

"Das ist wie Reiter und Krieger," riefen Männer, die mit Witiko waren.

"Die Ehre ist hier, und die Ehre ist dort, und die Ehre muß bewahrt werden," rief der Schmied von Plan, "sonst ist es einerlei, ob wir auf der Wolldeke schlafen oder in dem Hause, und wir werden uns eintheilen, wer die Ehre [geben und nehmen soll."] [gibt und wer] geben und nehmen soll."

"Wir werden uns eintheilen," schrie Paul Joachim, der Maurer.

"Wir werden uns eintheilen, und in den künftigen Tagen wechseln," rief Stephan, der Wagenbauer.

"Ja, ja," riefen mehrere.

"Nun rüstet das Lager," rief Witiko.

Nach diesen Worten wendete er sein Pferd, und ritt durch den Haufen der Reiter gegen die Fußgänger zurük, und ritt an ihnen dahin, und sah, wie die Züge der Männer sich auflösten, und davon gingen, das Lager zu errichten. Die Menschen von Daudleb mischten sich unter die Angekommenen, und es waren vielfache Gespräche.

Als das Lager geordnet war, und als die Wachen um dasselbe gestellt waren, zog Witiko mit zwanzig Reitern und vierzig Fußgängern über die Brüke gegen die Burg. Die Männer in dem Lager wählten dann auch aus den Ihrigen, und die Gewählten zogen im Geleite von Menschen aus dem Burgfleken gegen die Häuser des Burgflekens.

Witiko wurde mit seinem Geleite durch das Thor in die Burg gelassen, und die Schaar der gewählten Männer wurde in den Häusern des Burgflekens vertheilt.

Und Witiko wurde mit den Seinigen in der Nacht in der Burg gepflegt, und schlief innerhalb der Mauern derselben. Und die gewählten Männer wurden in den Häusern des Burgflekens gepflegt und beherbergt, und die anderen Männer und die Frauen, die mit [ihnen] dem Zuge gekommen waren, schliefen auf Deken in dem Lager, und Feuer brannten überall, und die Wachen waren rings um das Lager, und wurden abgelöst, wie es Witiko eingerichtet hatte.

Als das erste Licht des Morgens schien, verabschiedete sich Witiko von dem alten Zupane Lubomir, von [dessen] seiner Gattin Boleslawa, und von seinen Sippen.

Lubomir geleitete mit seinen Sippen Witiko bis an das Thor der Burg. Dort sprach er: "Ziehe mit Gott. Wie ich gesagt habe, findest du das Rechte. Du ziehest früher des Weges als wir andern. Ich werde dir mit den Meinigen, und mit Moyslaw und Radosta, die mir geblieben sind, folgen. Die Kinder des dritten Sohnes Pustimir, welcher auf dem Berge Wysoka das Leben verlassen hat, sind noch zu klein, als daß sie auf das Feld reiten können. Sammle deine Leute zu dem Kriegsgrusse, den wir bringen. Lebe wohl."