Witiko

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[Nach einer Stunde gelangten sie zur Moldau.

Als Witiko an ihr Ufer gekommen war, sagte er: "Das ist also die Moldau?"

"Das ist die Moldau," antwortete Florian.

"Nun so sei mir gegrüßt, du Wasser, das mir lieb ist, und das sie hier nicht achten, obwohl es zu ihrem höchsten Stuhle fließt, zum Herzogsstuhle," sagte Witiko.]

Sie kamen wieder in einen Wald, der so schön und dicht war, wie der, durch den sie herauf gekommen waren.

Als eine Stunde vergangen war, und die Dämmerung schon anfing, gelangten sie an das Wasser der Moldau hinab.

"Das ist die Moldau," sagte Florian.

"Sei mir gegrüßt, du dunkles Wasser, das ich so lange nicht gesehen habe," sagte Witiko.

Sie überschritten die Moldau auf eine[m]r schmalen [Reitstege] Brüke, und stießen jenseits auf einen [kleinen] niederen langen Hügel.

"Das ist der Friedberg," sagte Florian, "und hier werden wir [eine] die Nachtruhe [finden."] halten."

Sie stiegen den Hügel, welcher Wiesen und kleine Felder trug, hinan, und trafen oben mehrere Häuser. Sie waren alle von Holz mit breiten Dächern. Eines aber war von Stein, und hatte einen sehr starken runden steinernen Thorbogen. Zu diesem Hause leitete Florian den Reiter, der Herr des Hauses [erwartete sie unter dem Steinbogen] kam heraus, und geleitete sie in das Innere.

[Die Sonne ging eben hinter den abendlichen Wäldern unter.

Nachdem Witiko und der Alte ihre Nachtruhe in dem Hause mit dem steinernen Thorbogen gehalten hatten, rüsteten sie sich wieder zur Weiterfahrt. Ihre Körper so wie der ihres Pferdes waren durch Nahrung gestärkt und wieder frisch. Florian hatte sich angebothen, den Reiter bis an die Grenze des Waldes zu geleiten, und dieser hatte es angenommen.

Witiko erklärte seinen Willen, daß er die Moldau begleiten, und ihren Lauf betrachten wolle, bis sie die Waldgegend verlasse. Sie gingen daher wieder über den schmalen Reitsteg zurük, und schlugen dort einen schlechten]

In dem Hause mit dem runden Steinthorbogen hielten Witiko, der Alte und das Pferd die Nachtruhe.

Als die Sonne aufgegangen war, rüsteten sie sich zur Weiterreise. Witiko hatte Florian gebeten, ihn bis an das Ende des Waldes zu führen, und dieser hatte eingewilligt. Da Witiko sagte, daß er an der Moldau reiten wolle, gingen sie wieder über die Brüke, und schlugen einen
Saumweg an dem Wasser gegen Morgen ein. Sie zogen zwei Stunden lang durch dichten nassen niederen Wald. Dann kamen sie [hart an der Moldau] zu einer Stelle, an welcher steile Felsen neben dem Wasser emporragten. [Am jenseitigen Ufer gingen hinter den Felsen große Waldhöhen hinan.] Die Moldau floß rauschend und tosend durch das Gestein. Florian [mußte dem Reiter einen mühseligen Weg zeigen, der sie wieder in ebneres Land führte, das aber auch stettiger Wald bedekte, durch den man bald hier bald da Anhöhen herein bliken sah. Nach einer Stunde Wanderung kamen sie] und der Reiter kletterten durch die Blöke, dann kamen sie wieder in ebneren Wald. Nach einer Stunde gelangten sie an [einen] den Plaz, an welchem die Moldau ihren Lauf nach Morgen abbricht, und ihn nach Mitternacht wendet. Und [abermals] wieder nach einer Stunde trafen sie an dem Orte [ein, der zur] ihrer Mittagsruhe [bestimmt war] ein. Es standen [einige] mehrere Häuser an der Moldau. Eines nahm sie auf. Witiko sah [hier], daß hier die Moldau[, wie es Florian von der Malsch bei der Zupe Daudleb gesagt hatte] einen Kreis mach[t]e, und gleich hinter ihm eine lange Schleife zog. An dem Kreise standen gegen Mitternacht Steinhöhen, und zogen sich [auch] in die Schleife. Witiko sagte, daß man [hier] auf den Steinen eine Burg bauen könnte, welche durch das Wasser wohl gesichert wäre. Er betrachtete den Plaz [recht lange.] mit Aufmerksamkeit.

Als sie [hier] zwei Stunden geruht hatten, zogen sie mitternachtwärts an der Moldau weiter. Die [Berge wurden kleiner und getheilter; aber alles war noch mit Wald bedekt. Zuweilen ging ein langgestrekter Rüken mitternachtwärts. Als sie wieder vier Stunden auf diesem Wege zugebracht hatten] Waldberge wurden kleiner und getheilter, und mancher Rüken ging mitternachtwärts hinaus. Nach vier Stunden erreichten sie die Stelle ihrer Nachtherberge.

"Da[s] ist die krumme Au," sagte Florian, "[sie heißt so, weil die Moldau sie in krumme Ringe einschließt. Zuerst macht sie] und da wäre eine Burg noch schöner als auf dem Berge der Rosen, den ihr so lange angeschaut habt. Die Moldau macht einen Ring, dann macht sie außerhalb desselben einen zweiten verkehrten, und dann noch einen größeren, der wieder verkehrt ist[. Die Öffnungen, welche die Ringe zum Hineintreten lassen, sind nicht groß, die des zweiten ist am kleinsten, und da könnte eine Stadt im Ringe stehen, die schier ganz von Wasser umfloßen wäre. Und außen an diesem Ringe stehen auf einer Seite noch so schöne sichere Felsen."

Auch in der krummen Au standen wie dort, wo sie zu Mittag waren, mehrere Häuser, von denen sie eines zur Nachtherberge aufnahm.]1 und an ihm stehen gerade Felsen empor."

Er leitete den Reiter in eines der Häuser, die in der krummen Au standen.2
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1 Fortsetzung des gestrichenen Textes auf H/S.32
2 Fortsetzung des Textersatzes auf H/S.32