Witiko

H308

Veit Gregor hatte das große Horn des Bokes. Andere aus Plan und aus anderen Orten hatten kleinere Hörner.

Witiko, da er auf dem Pferde saß, angethan mit dem groben Wollgewande, wie es die Bewohner des Waldes trugen, gab das Zeichen, und es ertönte das große Horn, und die kleinen Hörner antworteten.

Auf diesen Schall erhob sich ein Geschrei der Männer, die zurük blieben, der Frauen, der Mädchen und der Kinder. Es war zum Theile ein Geschrei der Ermuthigung, zum Theile der Freude, zum Theile des Schmerzes.

Der Zug sezte sich in Bewegung. An der Spize waren die Reiter, welche ihre Pferde in langsamen Schritte gehen ließen. Dann kamen die Fußgänger. Am Ende waren die Säumer, dann die Frauen, welche mancherlei Arbeiten bei dem Kriegszuge zu verrichten hatten, und verschiedene Knechte.

Man zog in der Richtung gegen den Morgen. So viele Menschen, als aus dem Orte Plan und aus den umliegenden Waldhäusern und aus größeren Entfernungen herbei zu kommen vermocht[en,] hatten, gingen mit dem Zuge. Man kam an dem steinernen Hause Witikos vorüber, man gelangte unter die Föhren, welche in der Richtung [[nach] gegen Morgen vom oberen Plane weg standen] gegen Morgen von Plan weg dahin standen, man gelangte auf die Höhenscheide der Föhren, von der man noch das Thal von Plan und die Moldau sehen konnte, und ging jenseits der Scheide hinunter. Mehrere Haufen der Menschen, die den Zug begleiteten, sonderten sich ab, und gingen zurük. Man zog über die Thalschlucht des Waldes, in welcher der Bach rieselte, und ging dann in dem Waldesdikichte sachte gegen die Mugrauer Haide empor. Als man auf die Haide gekommen war, hatten sich alle Begleiter umgewendet, und hatten den Rükweg angetr<e>ten. Andere kamen dafür aus verschiedenen Gegenden herzu, sahen den Zug an, und mehrere begleiteten ihn eine Weile.

Gegen den Mittag langten die Männer bei dem Thurme Rownos an. Da blieben sie stehen. Witiko ritt mit einem Geleite in den Thurm. Rowno stand in dem Hofe, ihn zu begrüßen. Witiko und seine Begleiter stiegen von den Pferden, und gingen in die große Stube. Dort waren mehrere Sippen Rownos versammelt. Es wurde der Empfangstrunk gereicht. Dann sagte Rowno: "Es ist gut, Witiko, wie du [versprochen hast, sei gegrüßt. Wir werden nicht säumen, und es wird sein, wie meine Worte gewesen sind."

"Ich weiß es, Rowno," antwortete Witiko.]
es versprochen hast, sei gegrüßt, und wir werden nicht säumen."

"Ich komme, dir nur den Gruß zu bringen," antwortete Witiko, "es ist, wie wir gesagt haben."

"Es ist so," entgegnete Rowno, "meine Männer ziehen heran. Es können dich nicht alle meine Sippen begrüßen, sie sind zu den Jungfrauen geritten, sich weißsagen zu lassen."

"Es ist gut," sagte Witiko.

In dieser Frist öffnete sich die Thür, und Ludmila, die Ehefrau Rownos, und Dimut, seine Schwester, traten herein. Ludmila war in einem grauen Gewande mit einem goldgewirkten Gürtel, Dimut trug ein dunkles Kleid, wie sie es in der Vertheidigung Prags gehabt hatte, [mit Silber gegürtet.] und das Kleid war mit Silber gegürtet.

Ludmila ging zu Witiko, reichte ihm die Hand, und sprach: "Seid gegrüßt, edler Mann Witiko, ihr ziehet wieder auf die Felder zum Schuze des Reiches, und möge der höhere Schuz des Himmels euch geleiten[, der des Himmels]. Wir zu Hause wünschen es, und bringen unseren Antheil an dem Gebetschemel des Schlafgemaches."

"Seid gegrüßet, verehrungswürdige Frau," sagte Witiko, "es ist wahrhaftig der Schuz des Reiches, und es wird wahrhaftig der höhere Schuz nicht fehlen, um den gerechte Frauen bitten. [So rede ich und so handeln wir."]." [Nun ging Dimut]

Nun ging Dimut zu Witiko, reichte ihm gleichfalls die Hand, und sagte: "Sei gegrüßt, Witiko, du gehest wieder so, wie du im vorigen Jahre gegangen bist, und wirst wieder [alle] finden, die du in dem vorigen Jahre gefunden hast. In Prag werden die Heiligthümer aufgerichtet, und wenn sie fertig sind, werden die kommen, die sich des Werkes freuen, und werden darin bethen. Und ihr werdet das Reich aufrichten, und wenn das Rechte geschieht, wie es auf Erden und im Himmel gilt, werden die kommen, die sich dessen freuen."

"Sei gegrüßt, edle Jungfrau," entgegnete Witiko, "du hast Worte gesagt wie [in dem] im vergangenem Jahre. Mögen sie sich auch so erfüllen."

"Sie werden sich erfüllen," sagte Dimut.

Darauf sprach Witiko zu Ludmila: "Beurlaubet mich, hohe Frau, meine Männer stehen draußen in dem Schnee. Gehabet euch wohl."

"Gehabet euch wohl, Witiko," sagte Ludmila.

"Lebe wohl, Dimut," sprach Witiko.

"Behalte die Freude, mit der du ziehst," antwortete Dimut.

"Ich werde sie behalten," sagte Witiko.

Darauf sprach er zu Rowno: "Lebe wohl."